Sexy Versager. Regina Mars

Sexy Versager - Regina Mars


Скачать книгу
für ein Problem?«, fragte er. Viel zu laut. Ben sah auf. Misstrauen kroch in seine Züge.

      »Keins. Hab keins.«

      »Hast du wohl.« Marek beugte sich vor. »Und ich …«

      »Jungs, das reicht.« Wo kam diese Kellnerin her? Ihre Äuglein sahen entschlossen auf die beiden nieder. »Ihr habt genug.«

      »Was?« Ben verschränkte die Arme. Zumindest versuchte er es. Irgendwie stießen seine Hände immer zusammen. Marek kicherte. Die Kellnerin rollte mit den Augen.

      »Ihr Bubis zahlt jetzt und dann verschwindet ihr. Ist das klar?«

      »Tun wir nich!« Ben haute auf den Tisch. Eine Armee leerer Gläser klirrte. Hatten sie die alle getrunken? »Wir bleim!«

      Sie blieben nicht. Einen Moment später standen sie irgendwie vor der Tür. Keine Ahnung, wie sie da hingekommen waren. Marek erinnerte sich verschwommen, dass irgendwer sie geschoben hatte … oder gezogen?

      »Blöde Drecksklause«, schimpfte Ben.

      Unentschlossen starrte er die grüne Glastür an. Aber dann zuckte er mit den Achseln und wankte die dunkle Straße hinunter. Marek folgte ihm. Er hob die Hand und zog an Bens Jackenärmel. Eine alte Armeejacke, dachte er. Bens Klamotten waren immer alt. Und oft löchrig.

      »Duuuuu …«, begann er und zog das »U« einfach lang, bis ihn einfiel, was er sagen wollte. »… hast ein Problem. Was für ein Problem?«

      »Sagichnich.« Ben torkelte weiter. Vorbei an riesigen Müllcontainern und kaputten Straßenlaternen. Eine üble Gegend war das. Eine düstere Gasse nach der anderen zog vorüber.

      »Sag schon!«

      »Ne. Hab kein Problem.«

      »Sag schon …« Marek musste es wissen.

      Wenn es noch jemanden gab, der … Eine Idee poppte in seinem vernebelten Gehirn auf. Als die nächste dunkle Gasse kam, packte er Ben an der Kapuze und zerrte ihn hinein. Zwischen die hohen Ziegelschluchten, über Papiermüll und schlüpfrige Steine.

      »He, wassolldas …«, brummte Ben. Marek drängte ihn gegen die Ziegelmauer. Es war so dunkel, dass er Bens Gesicht kaum erkannte.

      Trotzdem schaffte er es, seinen Mund auf Bens zu pressen.

      5. Äh …

      Hä? Ben war fast sicher, dass … Marek ihn küsste?

      Er versuchte, alle Fakten zusammenzutragen, die sein Gehirn sammelte. Mauer in seinem Rücken? Ja. Mareks Körper an seinem? Ja. Mareks Hände, die seine Arme festhielten, Mareks Lippen, die sich auf seine drückten, Mareks Zunge, die in seinen Mund eindrang? Ja, ja und ja.

      Hm.

      Eigentlich … schön, dachte Ben. Er beschloss, mitzuspielen. Seine Hände waren gefangen, aber er konnte … konnte seine Zunge bewegen. Die andere, die lecker-nasse in seinem Mund umkreisen.

      Marek keuchte. Ben sah seinen blonden Surferschädel in Großaufnahme, na ja, erahnte ihn. Es war so schweinedunkel hier … Egal. Küssen ging auch ohne schauen. Unten spürte er etwas. Es drückte gegen ihn, gegen seinen Schritt. Marek. Beziehungsweise sein … Ben spürte Panik in sich aufsteigen.

      Komm schon, dachte er. Das kannst du auch. Bestimmt kannst du das. Du stehst auf Jungs, Marek ist ein Junge, vielleicht sogar ein Mann, ein hübscher Mann, und er küsst dich, also …

      Aber nichts geschah. Nichts regte sich in seinem Unterkörper. In Mareks dafür umso mehr. Das Teil wurde immer größer, das spürte Ben, obwohl ihm total schwindlig war und die Dunkelheit sich noch schneller drehte. Plötzlich war Mareks Gesicht … schmerzverzerrt? Nein, das hieß anders … Lustverzerrt? Ben fühlte ein Reiben am Unterleib, hörte Marek wieder keuchen. Vermutlich. Der Schwindel verstärkte sich. Gut, dass Marek ihn festhielt, sonst wäre er umgekippt … Hä? Da war etwas Nasses. Na ja, Feuchtes. Unten. War Marek … Ben blinzelte, konzentrierte sich. Marek wirkte irgendwie geschockt oder so. Soweit er das erkennen konnte …

      »Und, war's gut für dich?«, lallte Ben.

      Die Hände an seinen Oberarmen packten plötzlich richtig fest zu. Er sah das Weiße in Mareks Augen, das langsam zur Seite rutschte, so wie alles …

      »Bitte«, flehte Marek. »Erzähl keinem davon«

      Wovon? Ben versuchte, ihn zu verstehen, wirklich. Aber der Schwindel verstärkte sich auf hunderttausend Umdrehungen pro Minute. Mit einem Mal platzten seine Augen fast aus ihren Höhlen und aus der Kehle stieg Flüssigkeit auf, drängte heraus, unaufhaltbar, sprudelte in einem Strahl aus Bens Mund …

      Direkt auf Mareks Brust.

      6. Reue, zu spät

      »Nein«, flüsterte Marek. »Neinneinnein …«

      »Ist etwas, Marinek?«, fragte seine Mutter.

      Seine Eltern sahen ihn an, über den weißen Restauranttisch mit den gebügelten Servietten hinweg. Mist. Hatte er laut gesprochen?

      »Nein, alles gut«, murmelte er.

      Nichts war gut. Während er mit seinen Eltern hier im »Vier Elemente« saß und Austern aß, rannte irgendwo in dieser Stadt Ben herum. Ben, der zuviel wusste. Ben, mit dem er gestern herumgeknutscht hatte, na ja, den er überfallen hatte und bei dem er genauso schnell gekommen war wie bei allen Frauen.

      Marek war nicht mal mehr sicher, was er sich dabei gedacht hatte. Erst hatte er herausfinden wollen, ob Ben das gleiche Problem hatte wie er. Die Antwort war Nein, der Typ hatte nicht mal einen Ständer gehabt, soweit er das beurteilen konnte …

      Marek verharrte. Warum eigentlich nicht? War er nicht hübsch genug? Oder hatte Ben vielleicht Erektionsprobleme oder so? Nein. Er schüttelte den Kopf. Wahrscheinlich war er einfach zu schlecht. Zu schlecht im Küssen. Zu schlecht im Bett und überhaupt bei allem. Schon immer. Seit er das erste Mädchen geküsst hatte, machte Marek alles falsch. So wie gestern. Er hatte sofort die Kontrolle verloren. Und das bei einem Mann. War er …

      »Marinek.« Die Augen seiner Mutter blickten ernst. Wie dunkle Stecknadeln in ihrem hageren Gesicht, das aus der Seidenbluse herausschaute. »Sag mir die Wahrheit: Hast du getrunken?«

      »Äh …« Er hatte nicht getrunken, er hatte gesoffen. Den gesamten Morgen hatte er mit dem Kopf in der Kloschüssel verbracht und den Mittag in der Badewanne verpennt, weil er es nicht geschafft hatte, sich zurück ins Bett zu schleifen. Gut, dass er alleine wohnte. Gut, dass er das Schlimmste hinter sich hatte.

      Seine Eltern sahen ihn vorwurfsvoll an. Wie immer bildeten sie eine perfekte Einheit. Zwei fein gekleidete, magere, dunkelblonde Gestalten, denen Ernsthaftigkeit und Intelligenz aus jeder Pore tropften. Zwei Professoren, sein Vater für Physik und seine Mutter für Chemie.

      »Du weißt, dass dir das nicht bekommt.« Seine Mutter schüttelte traurig den Kopf. »Mit einem einzigen Glas Alkohol gehen so viele Gehirnzellen verloren …«

      »Und ich hab ja nur so wenig, meinst du?« Marek war selbst erstaunt über die Bitterkeit in seiner Stimme.

      »Marek, darüber reden wir jetzt nicht«, sagte sein Vater. Seine Brillengläser funkelten im Licht der Kronleuchter. »Du weißt genau, dass wir dich … akzeptieren, wie du bist. Aber dass du dich ständig betrinken musst, schlägt sich in deinen Noten wieder.«

      »Ich …« Ich habe mich im letzten halben Jahr dreimal betrunken, dachte Marek. Verdammt wenig für ein Erstsemester. »Aber meine Noten sind gut.«

      »Für deine Uni vielleicht.« Seine Mutter schien sich mit Mühe davon abzuhalten, die Augen zu verdrehen. »Ich verstehe immer noch nicht, warum du es nicht nach Harvard geschafft hast. Aneta meinte, die Aufnahme sei gar kein Problem gewesen.«

      »Ja, für Aneta«, sage Marek. »Die ist auch ein Genie. Ich hatte von vorneherein keine Chance, seht das doch endlich ein.«

      »Du


Скачать книгу