Adventslektüre. Sonja Oetting

Adventslektüre - Sonja Oetting


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und Bilder malen. Wie gesagt, bei den Geschenken brauchen wir Ihre Unterstützung. Das gibt unsere Klassenkasse nicht her. Jedes Präsent sollte etwa 8 – 10 Euro kosten.«

      Unruhe machte sich im Klassenraum breit. Die Eltern fingen an, sich halblaut mit ihren Nachbarn zu unterhalten. Es war deutlich spürbar, dass es eine geteilte Meinung zu diesem Thema gab.

      Plötzlich meldete sich eine Mutter zu Wort: »Ich möchte eigentlich nicht, dass mein Sohn zu Weihnachten mit dem Leid anderer Kinder konfrontiert wird. Dafür ist er zu klein.«

      »Das ist doch albern! Ab wann ist er denn groß genug?«, fragte ein Vater von der hinteren Bank. »Du kannst deinen Sohn doch nicht in Watte packen.«

      »Aber warum denn Namibia, in Deutschland gibt es auch arme Kinder«, sagte jemand.

      Einige andere nickten bestätigend.

      Während sich die Diskussion vertiefte, wurden die Argumente immer haarsträubender. Es zeichnete sich keine Einigung ab.

      Frau Kleinschmidt beobachtete das Geschehen und wirkte dabei wie ein scheues Reh.

      Michael fragte sich, wann diese Farce ein Ende haben würde.

      »Hey Leute, wir drehen uns im Kreis«, sagte er. »Worüber reden wir hier eigentlich? Es geht um Geschenke für bedürftige Kinder. Da kann doch nicht wirklich jemand etwas dagegen haben, oder? Ja, Armut gibt es überall auf der Welt. Da wir aber nicht allen Menschen gleichzeitig helfen können, macht es doch wohl Sinn, zumindest irgendwo anzufangen. Dafür ist jede Lösung gleich gut. Alle, die sich für ein anderes Projekt interessieren, können sich ja gerne außerhalb der Schule dafür engagieren. Wir dürfen unsere Augen nicht vor der Realität verschließen und unseren Kindern eine heile Welt vorspielen. Hilfsbereitschaft und Nächstenliebe, das sollten wir unseren Kindern beibringen. Gerade zu Weihnachten.«

      Stille durchflutete den Klassenraum. Einige Eltern sahen betreten zu Boden.

      Die Mutter neben Michael reagierte als Erste: »Ja, er hat recht!«, rief sie.

      Daraufhin gaben sich auch andere Eltern einen Ruck und stimmten zu.

      Das Abstimmungsergebnis lag schlussendlich bei 18:4 für die Aktion Weihnachten im Schuhkarton und damit deutlich gegen den Weihnachtsbasar.

      Frau Kleinschmidt atmete hörbar aus und ließ sich mit ihrem Po an der Kante ihres Pults nieder.

      Michael fragte sich, wie sie es schaffte, sich den Kindern gegenüber durchzusetzen.

      Nach der Abstimmung besprachen sie das weitere Vorgehen und setzten Fristen, bis wann die Geschenke in der Klasse abgegeben werden mussten.

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      Auf dem Heimweg war Michael zufrieden mit dem Ergebnis und auch ein bisschen stolz auf sich. Über die Engstirnigkeit einiger Eltern konnte er sich nur immer wieder wundern.

      »Und, wie war es?«, begrüßte ihn Kerstin mit einem breiten Grinsen, das ihre Schadenfreude verriet.

      »Super«, antwortete Michael. »Ich hab den Weihnachtsbasar abgeschafft und mich für notleidende Kinder eingesetzt.«

      »Ja, klar«, sagte Kerstin. »Hast du den Weltfrieden auch geregelt?«

      »Fast. Und ach ja, ich bin jetzt auch übrigens Elternsprecher.«

      »Veräppeln kann ich mich alleine.« Kerstin ging an Michael vorbei und stupste ihn gegen die Schulter.

      5.

       Das Lebkuchenhaus

      Kerstin schaute aus dem Fenster und sah, wie Ben freudestrahlend auf das Haus zulief. Sie fragte sich, mit welcher Idee er sie gleich überfallen würde, denn normalerweise hatte er es nicht so eilig, von der Schule nach Hause zu kommen. Von der Neugier gepackt, ging sie zur Tür, um ihm schon mal zu öffnen.

      »Mama, Mama!«, rief er ihr entgegen und war dabei völlig außer Atem. »Können wir ein Lebkuchenhaus backen? Claas hat heute eins mit in die Schule gebracht, das so toll aussah. Und lecker war es auch. Wir durften alle davon naschen.«

      »Jetzt mal langsam, kleiner Mann, hol erst mal Luft!« Sie streichelte ihm über den Kopf. Dann hoffte sie, dass sie sich verhört hatte. Doch das war relativ unwahrscheinlich. Backen also. Backen gehörte nicht unbedingt zu ihren Lieblingsaufgaben. Genauso wenig wie Basteln.

      Im letzten Jahr hatte sie ihre Mutter eingespannt, um mit den Kindern Kekse zu backen. Da das ganz gut lief, hatte sie gehofft, dass sich das etablieren könnte.

      »Wir können ja mal schauen, wann wir das hinbekommen«, sagte sie, um sich ein wenig Zeit zu verschaffen. Vielleicht würde Ben es bis heute Abend auch wieder vergessen haben. »Wie war es denn sonst so in der Schule?«

      Ihr Ablenkungsmanöver funktionierte nicht. Sie konnte die Enttäuschung in Bens Augen nicht nur erkennen, sondern spüren.

      »Och menno, ich wusste, dass du wieder keine Lust dazu hast. Nie machst du die Sachen mit uns, die andere Mütter machen.« Ben ging mit gesenktem Kopf an ihr vorbei und warf seine Schultasche unter die Treppe.

      Das war für Kerstin wie ein Stich ins Herz. Ihr blieb also nichts anderes übrig, als zurückzurudern. »Hey, das hab ich doch gar nicht gesagt. Ich weiß nur nicht, wann es zeitmäßig passt.«

      Mit weit aufgerissenen Augen sah Ben sie an. »Es passt heute, wir haben heute nichts vor.« Ohne Kerstins Antwort abzuwarten, lief er zu Emma in die Küche. »Emma, wir backen heute ein Lebkuchenhaus!«

      Damit war die Entscheidung gefallen. »Dafür müssen wir aber zuerst noch einkaufen!«, rief sie ihm hinterher.

      Im Supermarkt angekommen, lotste sie die beiden zielstrebig in Richtung Backartikel. Sie hoffte, ihre Kinder von einem Backset mit bereits fertigem Lebkuchen überzeugen zu können. Woher sollten sie schon wissen, dass man Lebkuchen auch selber backen konnte?

      Es gab drei Sets zur Auswahl, und es sollte natürlich das größte sein. Zusätzlich packte sie Schokolinsen und Gummibärchen für die Verzierung ein.

      Kurz überlegte sie, ein zweites Set als Plan B zu kaufen, verwarf diesen Gedanken dann aber. Immer optimistisch bleiben!

      Als sie wieder zu Hause ankamen, stürmten die Kinder direkt in die Küche. Das sollten sie mal machen, wenn es um die Frühstücksvorbereitung ging, dachte Kerstin und musste schmunzeln. Der Anblick ihrer freudestrahlenden Kinder war schon schön und sorgte für ein wohliges Gefühl.

      »So, ihr zwei. Bevor wir anfangen: Händewaschen nicht vergessen! Ich mache in der Zwischenzeit etwas Weihnachtsmusik an.«

      Emma lief Kerstin hinterher, um sicherzustellen, dass auch ja ihre Lieblings-Weihnachts-CD gespielt wurde.

      Als beide in die Küche zurückkamen, hatte Ben sich bereits über die Verpackung hergemacht. Er las die Anleitung und stapelte die einzelnen Lebkuchenstücke nebeneinander auf. Sogar nach Größe sortiert. Was Begeisterung so alles bewegen konnte …

      Fünfzehn Minuten später: Es kam, wie es kommen musste. »Emma, zum hundertsten Mal, lass sie liegen! Du sollst die Gummibärchen nicht schon alle vorher essen«, sagte Kerstin und bemühte sich, nicht die Beherrschung zu verlieren.

      »Aber mir ist langweilig«, antwortete sie und trat mit ihren Füßen gegen das Tischbein. »Wir machen gar nichts.«

      »Geht ja gleich los, ich muss nur noch dieses Puderzuckerzeug fertigmachen.«

      »Ich glaube nicht, dass das so aussehen soll«, mischte Ben sich in das Gespräch ein.

      »Woher willst du denn wissen, wie das aussehen soll? Wir haben das doch noch nie gemacht.« Kerstins Ton wurde schärfer.

      »Aber ich dachte, das soll kleben!« Ben nahm den Rührlöffel aus dem Topf, woraufhin die Plörre sofort daran herunterlief.

      »Ja,


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