Red Dirt Heart: Sengende Erde. N.R. Walker

Red Dirt Heart: Sengende Erde - N.R. Walker


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verändert.

      Als ich noch immer nichts sagte, atmete sie erneut nervös ein und in dem Moment bemerkte sie die Kartons auf dem Boden vor sich, wo ich sie hatte stehen lassen. Im ersten Moment bereute ich es, sie nicht weggeräumt zu haben, dass sie vielleicht sehen könnte, was darin war, aber als ich sah, wie sie reagierte, war ich froh, dass sie da waren. Der dämliche Teddy lag oben in dem größeren Karton und ich bemerkte, wie sie ihn wiedererkannte: Sie sah ihn an, dann noch einmal, blinzelte, als wären ihre Erinnerungen nicht wirklich real.

      »Oh«, flüsterte sie. Ihr Blick richtete sich verwirrt auf mich.

      »Hab die Kartons heute Morgen gefunden«, sagte ich beiläufig. »Ein kleiner Zufall, findest du nicht? Dad muss sie im Dachstuhl versteckt haben.« Sie sah mich lange und suchend an und ich legte lächelnd den Kopf schräg. »Ich erinnere mich überhaupt nicht an den Teddy.«

      Dann sah ich zu, wie es Klick machte. Sie verstand es. Es war nicht das dämliche Spielzeug, an das ich mich nicht erinnern konnte.

      Es war sie.

      Erneut sah sie zu Boden und schien etwas sagen zu wollen, als Nara in der Tür stand. Sie hielt Nugget und seine Flasche. »Tut mir leid«, unterbrach sie uns leise. »Ich versuche es immer wieder, aber er will sie nicht nehmen.«

      »Ist in Ordnung«, sagte ich, stand auf und nahm ihn ihr ab. »Ich hab ihn, danke.« Ich setzte mich wieder und schob dem kleinen hungrigen Wombat die Flasche in den Mund und sah gerade rechtzeitig auf, um zu sehen, dass Laura mich anlächelte.

      Travis ächzte neben mir, als hätte er Schwierigkeiten, sich zurückzuhalten. Als ich zu ihm aufsah, hatte er noch immer die Arme verschränkt, hatte aber die Zähne so fest zusammengebissen, dass es aussah, als könnten sie jederzeit abbrechen. »Alles in Ordnung?«, fragte ich ihn und es war mir egal, ob Laura uns hören konnte oder was sie dachte.

      »Ja«, grummelte er, was ganz offensichtlich bedeutete, dass nichts in Ordnung war.

      Ich klopfte auf die Sofalehne, damit er sich setzte, was er auch tat und die Beine an den Knöcheln überkreuzte. Ich wusste, dass Laura uns ein wenig seltsam ansah, aber ich gab ihr keine Erklärung.

      Es gab keinen Grund dazu. Ich schuldete ihr nichts.

      Nugget schob die Flasche weg und ich setzte ihn auf. Er sah sich um und schüttelte den Kopf. Ich setzte ihn auf den Boden, damit er seine kurzen, dicken Beine strecken konnte. Der kleine Kerl fing an herumzuschnüffeln und vorsichtig um unsere Füße zu schleichen und ich ließ ihn.

      »Er ist sehr süß«, sagte Laura lächelnd.

      »Er geht mir auf die Eier«, sagte ich, ohne mich für meine Wortwahl zu entschuldigen. Ich hatte nicht vor, jemand zu sein, der ich nicht war und das schloss auch die Person ein, die ich mit Travis war.

      Er hatte die Hände vor dem Körper verschränkt, als wüsste er nicht, was er damit anfangen sollte. Ich zog an seinem Arm und nahm seine Hand. Ich drückte seine Finger und sah dann zu Laura, wartend, abwartend, wollte, dass sie etwas dazu sagte.

      Sie tat es nicht. Sie sah auf ihren Schoß und lächelte irgendwie.

      Ich war beinahe enttäuscht. Ich hätte eine Reaktion vorgezogen, damit ich sie rauswerfen konnte, aber sie schien aufrichtig zu lächeln. Nicht, dass ich es genau wusste. Ich kannte sie überhaupt nicht. Jetzt sah sie Travis an. »Bemerke ich da einen Akzent?«, fragte sie ihn.

      Mir gefiel auch die Vorstellung nicht, dass sie mit ihm sprach. »Also«, unterbrach ich und sah sie erwartungsvoll an. Sie verstand den Wink, dass die Zeit für Small Talk vorbei war.

      Ihre Frage schien vergessen und sie nickte. »Ich, also, ich sollte wohl erklären…«, fing sie nervös an. »Ich hätte schon vor langer Zeit kommen sollen.«

      Wahrscheinlich, dachte ich. Dann, unmittelbar danach: Wahrscheinlich nicht. Aber ich sagte noch immer nichts. Ich hatte wirklich nicht viel zu sagen.

      »Und ich könnte mich eine Million Mal entschuldigen, aber es würde niemals genug sein…« Sie verstummte.

      Travis drückte meine Hand und ich konnte beinahe spüren, wie sein gesamter Körper neben mir vibrierte.

      Ihr Blick huschte zu Travis und ich hatte keinen Zweifel, dass sie seine kaum zurückgehaltene Wut sehen konnte. »Was es auch wert sein mag, es tut mir leid«, sagte sie. »So unglaublich leid.«

      Ich hob eine Braue, als würde eine Entschuldigung von ihr – zweiundzwanzig Jahre zu spät – etwas bedeuten.

      Sie biss sich auf die Lippe und zog die Handtasche auf ihren Schoß. »Aber ich hab das hier gesehen«, fuhr sie fort und rollte eine Zeitschrift auf, die sie mitgebracht hatte. Es war das Magazin der Beef Farmers Association mit meinem Gesicht auf dem Cover. »Und ich wollte es nicht länger aufschieben. Ich hätte schreiben oder anrufen sollen. Ich sehe, dass es nicht die beste Idee war, einfach aufzutauchen.« Sie zuckte mit den Schultern. »Ich war schon halb deine Einfahrt hoch, als mir klar wurde, was ich überhaupt tue. Kannst du glauben, dass ich den ganzen Weg gefahren bin, ohne zu wissen…« Sie schüttelte den Kopf und legte sich eine Hand an die Stirn, ehe sie ihre Haare glatt strich.

      Wenn es um Gespräche ging, mit der angenommenen Regel, dass zwei Menschen tatsächlich sprachen, wusste ich, dass ich wahrscheinlich verpflichtet war, etwas zu sagen. Also tat ich es.

      »Mein Vater ist tot«, sagte ich ausdruckslos. Kalt. Eine traurige, traurige Tatsache.

      »Ich weiß«, flüsterte sie. Ihre Augen waren glasig und voller Kummer. »Ich habe von Charles gelesen«, sagte sie und zuckte dann zusammen. »Deinem Vater. Es hat mir sehr leid getan, davon zu hören.« Sie schluckte hart und runzelte die Stirn. »Am Tag der Beerdigung… bin ich hier raus gefahren.«

      Sicher bist du das, sagten meine hochgezogenen Brauen und sie runzelte die Stirn noch stärker. Sie flüsterte beinahe: »Ich bin zum Tor gekommen, konnte aber nicht reinfahren. Es war nicht der richtige Zeitpunkt. Das Letzte, was du gebraucht hast, war, dass ich an diesem Tag auftauche.«

      Dieser Tag.

      Jener Tag.

      Travis Griff um meine Hand, brach mir beinahe die Knochen und er atmete tief ein.

      Laura biss sich auf die Lippe und sprach zu ihren Händen. »Ich will nur, dass du weißt, dass ich nichts erwarte und dass es mir leidtut, dass ich einfach so aufgetaucht bin. Ich hätte es nicht tun sollen und es tut mir aufrichtig leid. Du hast jedes Recht, mir zu sagen, dass ich nicht wiederkommen soll. Ich würde es dir kein bisschen übel nehmen.«

      Nugget kam zurück und schnupperte an meinen Füßen. Nachdem ich meine Hand aus Travis' schraubstockartigem Griff befreit hatte, legte ich die Wollmütze neben meinen Füßen ab und Nugget kletterte in seinen provisorischen Beutel. Ich hob ihn auf und steckte ihn unter meinen Arm, wo er sich gern vergrub.

      Laura nahm einen kleinen Notizblock und einen Stift aus ihrer Tasche. Sie schrieb etwas auf und stand auf. »Ich gehe jetzt«, sagte sie und Travis atmete laut aus, als würde ihm plötzlich das Atmen leichter fallen.

      George stand auf und folgte ihr zur Haustür, aber Travis machte keine Anstalten, sich zu bewegen. »Gib mir nur eine Minute«, rief ich George nach. Ich stand auf und nahm Travis' Hand. Er atmete tief ein und versuchte, sich zu beruhigen. Ich hatte ihn noch nie so wütend gesehen.

      »Hey«, sagte ich sanft. »Red mit mir. Was ist los?«

      »Was los ist?«, flüsterte er laut und sah mich mit großen, ungläubigen Augen an. »Musst du das überhaupt fragen? Himmel, Charlie, das ist deine Mutter?«

      »Und?«

      »Sie taucht einfach auf, als wäre es ihr verficktes Recht, und es stört dich nicht?« Er versuchte, seine Stimme zu senken. »Nach all der Zeit? Was zur Hölle soll das?«

      Ich zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht, was sie hier macht oder was sie will. Oder wie ich mich deshalb fühle.« Ich zuckte erneut mit den Schultern. Ich wusste es einfach nicht.

      Er stöhnte und es war


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