SoloVan. Susanne Flachmann

SoloVan - Susanne Flachmann


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unbedarft und neugierig eingelassen zu haben … und dafür, dass ich auf meiner Reise einfach mal nur ICH sein darf:

      Unkommentiert, unreglementiert, kompromisslos – einfach selbstbestimmt.

      Ängstlich, unsicher, schutzbedürftig.

      Stolz, mutig, allein und frei.

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      Im Gespräch

      … MIT KARIN, KASTENWAGEN-BEWOHNERIN UND GRÜNDERIN DER „VANLOVE GIRLS“

      Karin genießt es seit zwei Jahren, allein in ihrem selbst ausgebauten Kastenwagen zu leben. Sie liebt die Auszeiten des Alleinseins und tourt dafür meist durch den Süden, am liebsten in Spanien. Von unterwegs kümmert sie sich um den Aufbau einer Community von „Vanlove Girls“, einer Plattform von und für (alleinreisende) Frauen mit Forum, Blog, Podcast und Workshops.

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      Karin, ich „kenne“ dich seit zwei Jahren über deine wundervolle, inzwischen sehr große Facebook-Gruppe „Vanlove Girls“. Es gibt schon so viele Gruppen — warum hast du noch eine eigene gegründet?

      Ach, weil ich die bestehenden Gruppen einfach nicht passend fand. Die gemischten waren oft sehr abwertend gegenüber Frauen, und in den weiblichen Gruppen hat mir der Ton nicht gefallen. Ich merke jeden Tag in der Gruppe: Die Suche nach guter Gemeinschaft ist ein gesellschaftliches Thema. Das Community-Ding wird in unserer heutigen Welt einfach gebraucht, ist wichtiger denn je. Das ist der Grund, warum wir so rasant wachsen — die Menschen begreifen, dass das, was sie rausgeben, in einer wertschätzenden Gemeinschaft nicht gegen sie verwendet wird, sondern positiv zurückkommt. So wie in unserer Gruppe: Alle geben ihr Wissen, tauschen sich wohlgesonnen aus … und bekommen unglaublich freundliches, schönes Feedback.

      Inzwischen baust du darauf mit deinem Team ein größeres Projekt auf.

      Es entsteht gerade ein Forum, in dem sich die Frauen virtuell und in der Realität treffen, austauschen, viel lernen und viel geben. Dabei geht es mir nicht unbedingt nur darum, dass ich die Frauen dazu bringe, in den Bus zu steigen und loszufahren, sondern um viel mehr: dass ganz viele Frauen sich trauen, selbstständig zu sein. Sie sollen sehen, dass noch mehr im Leben geht.

      Du lebst ja seit zwei Jahren Vollzeit im Bus, stehst im Moment gerade in Portugal. Wenn du unterwegs bist: Bist du dann auch auf der Suche nach Gemeinschaft?

      [Lacht] Nein, im Gegenteil! Ich hab so viel Community das ganze Jahr, ich habe mit der Arbeit an dem Vanlove-Projekt jeden Tag so viel Gemeinschaft und Austausch …

      Also suchst du das Alleinsein?

      Ja, ich brauche diese Auszeiten zwischendurch. Ich bin immer mehr mit mir im Reinen — auch wenn der Prozess natürlich noch lange nicht fertig ist — und liebe es, allein zu sein. Wenn ich wirklich mal mit jemandem zusammenstehe, dann sind das nur „ausgewählte“, also zu mir passende Leute. Ich schätze es so sehr, mal allein und in Ruhe zu sein.

      Das ist auch immer meine Antwort, wenn ich gefragt werde, wie ich wochenlang allein sein kann: Ich komme aus einem so bunten Leben, dass ich zwischendrin die Ruhe nötig brauche.

      Unbedingt! Ich connecte so viel in meinem Leben, überall und permanent. Deswegen sind die Auszeiten meine Zeit der Heilung, in der ich einfach mit mir sein kann, mich nach niemandem richten muss. Es ist total befreiend, wenn ich mich mal nicht um das Außen kümmern muss. Sehr schön!

      Es gibt so viele Menschen, die losfahren, um neuen Input zu bekommen — ich fahre los, um eben mal keinen Input zu haben. Statt wie sonst mit vielen Menschen verbringe ich Zeit mit mir alleine … ganz toll!

      Kommst du oft zu deinen Auszeiten?

      Zurzeit ist mit unserem Projektstart einfach zu viel los, und das geht jetzt noch ein paar Monate so weiter. Aber letzten Winter war ich sehr viel allein unterwegs: Drei Monate bin ich die ganze Küste Portugals und die Nordküste Spaniens entlanggefahren. Alle drei Tage habe ich den Ort gewechselt — bis ich einen Koller vom Reisen hatte. In Nazaré musste ich dann mal drei Wochen Pause machen, weil ich nicht mehr fahren wollte, fahren konnte. Und das, obwohl ich Autofahren so mag. Da bin ich einfach stehen geblieben.

      Oje, hattest du dann ein schlechtes Gefühl, weil du dachtest, jetzt ist die Freude am Reisen vorbei?

      Nein. Ich überlege in solchen Momenten, was ich brauche, was mir guttut … übrigens einer der Gründe, alleine zu reisen: Es lenkt mich keiner von meiner inneren Stimme ab, die mir sagt, was jetzt dran ist.

      Einige Monate warst du im Süden unterwegs. Warum bist du überhaupt zurückgekommen?

      Ich hatte Termine. Das Zurückkommen nach Deutschland war wirklich knüppelhart. Da habe ich mich vielleicht zu lange zu sehr herausgenommen, war zu lange komplett selbstbestimmt.

      Ich finde auch, dass ein „Neuanfang“ nicht nur beim Start einer Reise passiert, sondern sogar noch mehr beim Zurückkommen. Nach dem Losfahren kann ich mich langsam in mein eigentliches Ich eingrooven. Aber wenn ich zurück bin, muss ich mich wirklich ganz abrupt wieder auf die „Realität“ umstellen, plötzlich irgendwie ganz neu kalibrieren.

      Stimmt. Aber ich mag Neuanfänge eigentlich gerne. Ich hab' mich noch nie davor gescheut, immer wieder in neue Themen reinzurennen, Neues zu starten. Es bedeutet für mich immer Heilung. Das Schöne ist, dass ich mittlerweise vom Kämpfen übergegangen bin zu „ich hab Bock drauf". Und es gibt so viel, auf das ich Lust habe …

      Ja, ich auch! Letztlich geht es darum, Dinge zu finden, für die man leidenschaftlich brennen kann – dazu muss man immer wieder Neues probieren.

      Das Wichtigste ist, einfach mal anzufangen! Loszulegen. Zu machen. Es haben mir so viele gesagt, dass sie solch eine Community auch schon mal angedacht haben, aber sie haben den Gedanken eben nie umgesetzt.

      Es gibt wenige, die die Kraft haben anzufangen, denn es ist so megaanstrengend, zu motivieren, zu ziehen, voranzugehen, vielleicht auch dafür zu kämpfen …

      Aber dann sollte man den Weg des kleineren Kampfes wählen. Diese Community beispielsweise wächst nicht aus dem Mangel, sondern aus der Fülle heraus. Wenn du sagst, es ist eine anstrengende Nummer, dann wird es anstrengend. Aber wenn du nicht aus dem Mangel, sondern aus der Fülle agierst, dann kommen auch nur positive Menschen auf dich zu. Ich habe mich entschieden, das Ganze leicht zu nehmen, es sich gut anfühlen zu lassen.

      Das hört sich wundervoll an!

      Ich bin der Typ, der nicht in Problemen denkt, sondern immer in Lösungen. Der Dinge gern auch mal andersrum betrachtet – die Situation bleibt gleich, aber das Gefühl ändert sich, wenn du die Denkweise änderst!

      Hat die Idee, in deinen Bus zu ziehen, mit deiner Gründung zu tun?

      Nein, das hat sich ergeben. Ich hatte zehn Jahre lang ein eigenes Modelabel mit Laden. Da wurde ein paar Mal eingebrochen, weshalb ich auf den Onlinehandel umgestiegen bin. Aber irgendwann konnte ich dieses Business einfach nicht mehr machen, weil der Markt mit der DIY-Welle kaputtgegangen ist. Dann habe ich „einfach” Schluss damit gemacht und musste etwas Neues suchen.

      Als du mit deinem Business aufgehört hast: Hattest du eine Perspektive, was du alternativ machen kannst, um Geld zu verdienen?

      Gar nicht. Ich war ein gutes halbes Jahr in Panik und hatte krasse Ängste. Eine harte Zeit. Aber mithilfe eines guten Freundes habe ich mich da durchgehangelt, ein paar Kurse belegt und bin ins Online-Marketing eingestiegen. Das lief recht schnell ganz gut. Aber bald habe ich gemerkt, dass mir das reine Geldverdienen – mit Projekten, hinter denen ich nicht stehen kann – einfach nicht reicht. Es kommt viel Geld rein, aber ich finde den Sinn dahinter nicht.

      Ganz zufällig habe ich dann auf der Insel Rügen einen coolen Job bei einer Kiteschule gefunden, der mich echt begeistert hat. Dort habe ich dann während der Saison im VW Bus gewohnt. Aber leider war mit diesem Job mein


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