Die Ansiedler in Kanada. Фредерик Марриет
Prärieoder Naturwiesenlandes hat. Auch besitzt es den Vorteil, daß ein großer Teil sich längs des Seegestades erstreckt, und sich an einer Seite ein kleiner Fluß befindet. Überdies ist nur die geringe Entfernung von etwa vier bis fünf Meilen bis zum Fort Frontignac, von wo im Notfalle leicht Hilfe zu erlangen ist.“
Der Vermessungsbeamte deutete auf einen Punkt der Landkarte in der Nähe von Presqu’ Ile de Quinte, während er sich mit der letzten Bemerkung an den Gouverneur wandte.
„Ich pflichte Ihnen bei“, entgegnete der Gouverneur, „und bemerke, daß sich zudem auf der anderen Seite des Flusses schon ein Ansiedler befindet.“
„Jawohl, Sir“, versetzte der Vermessungsbeamte; „jene Verleihung wurde bewilligt, ehe man sich dafür entschieden hatte, daß der übrige Teil für die Regierung bleiben sollte; wollte man Beweise für die Güte des Landes haben, so dürfte man sie von dem Besitzer erhalten. Es wurde vor vier Jahren von dem alten Jäger Malachi Bone erworben, der in allen Teilen des Landes gewesen ist und sich darauf versteht. Sie erinnern sich des Mannes, nicht wahr, Sir? Er war ein Wegweiser der englischen Armee vor der Übergabe Quebecs. General Wolfe hielt sehr viel von ihm und seine Dienste wurden so gewürdigt, daß man ihm jenen Landstrich von einhundertundfünfzig Acres bewilligte.“
„Ich besinne mich auf ihn“, entgegnete der Gouverneur. „Es wird sehr vorteilhaft für Sie sein, Mr. Campbell, diesen Mann als Nachbar zu haben. Nun“, fuhr der Gouverneur zu dem Vermessungsbeamten gewandt fort, „wissen Sie einen zuverlässigen Menschen, der geneigt wäre, in Mr. Campbells Dienste zu treten? Es müßte jemand sein, der das Land kennt und von Nutzen sein könnte.“
„Ja, Gouverneur, ich kenne einen sehr geeigneten Mann, und Sie kennen ihn auch, wenn auch von seiner schlechtesten Seite, denn wenn Sie ihn sehen, so befindet er sich gewöhnlich in Ungelegenheiten.“
„Wer ist das?“
„Martin Super, der Trapper.“
„Ei das ist der junge Bursche, der allerlei Unruhe anstiftet und jetzt, wenn ich mich recht erinnere, eines Aufruhrs halber im Gefängnis sitzt?“
„Derselbe, Sir; doch, wenngleich Martin Super sich in Quebec als ein lästiger Bursche zeigt, so ist er außerhalb der Stadt Gold wert.“
„Sie werden es vielleicht seltsam finden, Mr. Campbell, daß ich Ihnen einen Menschen empfehle, der einen so widerspenstigen Charakter zeigt, doch hören Sie, wie die Sachen liegen. Die Trapper oder Pelzjäger, welche dem Wilde der Felle halber nachstellen, kehren, nachdem sie monatelang umhergestreift sind und vielfach die ärgsten Entbehrungen ertragen haben, die man sich nur denken kann, mit ihren Fellpaketen heim, um ihre Ausbeute an Pelzhändler in der Stadt zu verkaufen. Sobald sie nun Geld besitzen, ruhen sie nicht, bis sie dasselbe auf jede nur mögliche Art verpraßt haben, worauf sie sich von neuem auf ihre verwegene und gefahrvolle Jagd begeben. Nun muß Martin Super, wie alle anderen seinen Spaß haben, wenn er nach Hause kommt, und da er ein sehr wilder Bursche ist, gerät er, wenn er zuviel getrunken hat, oft in die Klemme, so daß er sehr oft wegen Unruhestiftung ins Gefängnis gebracht wird. Doch ich kenne ihn gut, er hat mir monatelang beim Vermessen geholfen, und wenn er im Dienste ist, so weiß ich keinen Menschen, der ausdauernder, fleißiger und rechtschaffener wäre.“
„Ich glaube, Sie tun recht, ihn zu empfehlen“, bemerkte der Gouverneur. „Er wird nicht böse darüber sein, aus dem Gefängnisse zu kommen, und ich zweifle nicht, Mr. Campbell, daß er sich gut führen wird, wenn er einmal einwilligt, für ein bis zwei Jahre in Ihren Dienst zu treten. Die Kanadier sind harmlos, aber doch sehr wenig zu gebrauchen. Ohne Zweifel gibt es Ausnahmen; sicher neigt ihr Charakter zu allem andern, als zu Tatkraft und Mut. — Wie ich schon sagte, haben Sie beherzte Männer nötig, und Martin Super ist ein solcher. — Vielleicht könnten Sie die Sache für Mr. Campbell in Ordnung bringen.“
Der Vermessungsbeamte versprach dies zu tun und gleich darauf verabschiedete sich Mr. Campbell mit bestem Danke vom Gouverneur.
Nachdem Mr. Campbell die Auskunft über die Dinge erhalten hatte, die für ihn am nötigsten mitzunehmen waren, machten seine Einkäufe ihm vier Tage hindurch tüchtig zu schaffen. Während dieser Zeit wurde der Familie sowohl von seiten des englischen wie französischen Residenten in Quebec viel Aufmerksamkeit erwiesen. Alfred, dessen Wunde beinahe geheilt war, zeigte sich rührig wie gewöhnlich und Henry leistete seinem Vater Hilfe bei Aufnahme des Inventars, Anfertigung von Listen usw. Auch Mrs. Campbell und die beiden Mädchen blieben nicht müßig; sie hatten sich die landesüblichen derben Stoffe gekauft und waren beschäftigt, Kleider für sich und die Kinder anzufertigen.
Eines Morgens war Mr. Campbell in Mr. Farquhars Geschäft gewesen, um sich wegen einer Transportgelegenheit nach seinem neuen Besitztum zu erkundigen (denn er hatte sein Übereinkommen mit dem Vermessungsbeamten abgeschlossen), als der Gouverneur ihm durch einen Adjutanten die Meldung machen ließ, daß er innerhalb zehn Tagen ein Abteilung Soldaten nach Fort Frontignac hinauf zu schicken beabsichtige — es war die Nachricht gekommen, daß die dortige Besatzung durch ein Fieber sehr geschwächt worden sei. Falls nun Mr. Campbell die Gelegenheit benutzen wolle, so könne er mit seiner Familie und allem Gepäcke unter der Eskorte der Offiziere und Mannschaft reisen. Natürlich wurde dies Anerbieten mit Freuden begrüßt, und als Mr. Campbell den Gouverneur besuchte, um ihm seinen Dank auszusprechen, teilte ihm letzterer mit, daß auf den Booten und Kanoes genügender Raum für seine Familie und deren Gepäck vorhanden sei, so daß er nicht nötig habe, sich weiter darum zu sorgen oder Ausgaben deswegen zu machen.
VI.
Am folgenden Tage kam der Vermessungsbeamte und brachte den Pelztierjäger Martin Super mit.
„Mr. Campbell“, sagte der Feldmesser, „dies ist mein Freund Martin Super. Ich habe mit ihm gesprochen; er ist gewillt, zunächst für ein Jahr in Ihren Dienst zu treten, und wenn es ihm gefällt, auch länger zu bleiben. — Wenn er Ihnen so gut dient, wie er mir gedient hat, als ich das Land bereiste, so zweifle ich nicht, daß Sie an ihm eine schätzenswerte Stütze haben werden.“
Martin Super war groß und gerade gewachsen und schien Tatkraft und Stärke zu besitzen. Er hatte einen kleineren Kopf als die meisten Männer, wodurch er den Eindruck großer Leichtigkeit und Behendigkeit machte. Sein Gesichtsausdruck hatte etwas recht Angenehmes, und trug die beständig gute Laune zur Schau, die seinem wahren Charakter entsprach. Seine Kleidung bestand in einer Art Jägerwams von Tierhäuten, blauen Tuchgamaschen, einer Waschbärmütze und einem breiten Gürtel um die Hüften, worin sein Messer steckte.
„Jetzt, Martin Super, werde ich Euch die Bedingungen Eures Vertrages mit Mr. Campbell vorlegen, damit Ihr hört, ob alles nach Eurem Wunsche ist.“
Der Feldmesser las den Vertrag und Martin Super gab durch Kopfnicken das Zeichen seines Einverständnisses.
„Mr. Campbell, wenn Sie zufrieden sind, so können Sie jetzt unterzeichnen; Martin soll darauf dasselbe tun.“
Mr. Campbell unterzeichnete seinen Namen und gab dann die Feder an Martin Super, der jetzt zum erstenmal sprach.
„Feldmesser, ich weiß nicht, wie mein Name buchstabiert wird, und wenn ich das auch wüßte, so könnte ich ihn doch nicht schreiben, darum muß ich es auf Indianer-Art tun und mein Totem darunter setzen.“
„Wie ist denn Euer Name bei den Indianern, Martin?“
„Der Painter“, entgegnete Martin und machte dann unter Mr. Campbells Namen eine Figur, ähnlich der eines Panthers, indem er sagte: „Da, dies ist mein Name, so gut ich ihn zeichnen kann.“
„Sehr gut“, versetzte der Feldmesser, „hier ist der Vertrag, Mr. Campbell. — Meine Damen, ich muß Sie jetzt verlassen, denn ich habe noch andere Geschäfte. Ich werde Ihnen Martin Super hierlassen, Mr. Campbell, da Sie wahrscheinlich noch miteinander sprechen möchten.“
Der Landmesser verabschiedete sich, und Martin Super blieb. Mrs. Campbell redete ihn zuerst an.
„Super“, sagte sie, „ich hoffe, wir werden gute Freunde werden, doch jetzt saget mir, was Ihr mit Eurem Totem meint, so nanntet Ihr es ja wohl?“
„Nun,