Sorrowville. Henning Mützlitz

Sorrowville - Henning Mützlitz


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soll ich machen? Ihnen erzählen, dass hier etwas geschehen ist, das wir uns nicht erklären können? Soll ich mir etwas ausdenken, das sich noch unglaubwürdiger anhört? Deshalb bin ich froh, dass ihr gekommen seid. Vielleicht findet ihr ja weitere Anhaltspunkte. Ich habe zu viel zu tun und kann mich nicht mit damit aufhalten, wenn gleichzeitig Leichen im Hafen schwimmen, deren Tod weit weniger geheimnisvoll ist.«

      »Kommt drauf an …«, sagte Zack.

      Rudy verdrehte die Augen. »Natürlich wirst du dafür bezahlt. Komm heute Nachmittag aufs Revier und berichte, was du herausgefunden hast. Je nach Ergebnis gibt es was auf die Hand.« Er blickte zu Lissy. »Und Ihnen wäre ich dankbar, wenn Ihr Artikel gegenüber der Polizei von Sorrowville etwas wohlwollender ausfiele als beim letzten Mal. Sie konnten sich aus erster Hand davon überzeugen, dass wir es hier mit einer kaum lösbaren Aufgabe zu tun haben, für die uns zur Zeit Kapazitäten fehlen. Vielleicht liefert Ihnen Mr. Zorn etwas besseren Stoff als ich.«

      Lissy lachte auf und machte sich eine Notiz. »Wir werden sehen, Herr Inspector. Wir werden sehen.«

      Damit verabschiedete sich der Inspector von ihnen.

      »Und?«, fragte Lissy, als er außerhalb der Hörweite war. »Willst du wirklich mehr herausfinden?«

      Zack nickte langsam. »Ganz abgesehen davon, dass ich gerade jeden Cent gebrauchen kann, spüre ich, dass etwas vor sich gegangen ist, das für die Polizei tatsächlich nicht zu erklären ist. Hier steckt mehr dahinter, als es den Anschein hat. Lass uns zuerst einen Blick in die Grabhäuser werfen. Ich will wissen, wie es dort aussieht, bevor ich Vermutungen anstelle.«

      Lissy nickte und begleitete ihn zu der in der Nähe gelegenen Krypta der Familie de Witt. Zwei massige Männer standen vor dem Eingang. Ihr grimmiger Blick verriet, dass sie die beiden nicht einlassen würden.

      »Zacharias Zorn, Sonderermittler im Auftrag des SVPD«, sagte Zack gelangweilt und zückte seinen Ausweis.

      »Mr. de Witt hat verboten, irgendjemandem hineinzulassen«, kam es kurz angebunden zurück. Dann richtete der Schrank von einem Mann den Blick wieder an ihnen vorbei auf die Grabhäuser auf der gegenüberliegenden Seite.

      »Ist Mr. de Witt gerade dort drin? Das ist ja interessant!« Lissy machte sich eifrig Notizen. »Oh, Entschuldigung. Elizabeth Roberts von der Sorrowville Gazette. Ich würde Mr. de Witt gerne einige Fragen stellen.«

      »Vergessen Sie es gleich wieder, Miss«, sagte der Mann. »Sie bleiben ebenfalls draußen.«

      Lissy wollte sich die Zurückweisung nicht bieten lassen, das erkannte Zack an der Falte, die sich auf ihrer Stirn bildete, doch er ahnte, dass sich die Leibwächter mit Beleidigungen oder Drohungen nicht erweichen lassen würden, sie durchzulassen.

      Diese waren aber nicht notwendig, denn kurz darauf erschien ein kleiner korpulenter Mann in der Tür des Grabhauses. Er trug einen hellen Hut mit breiter Krempe, der im Kontrast zur dunkelbraunen Haut seines Gesichts stand. Manfredo de Witts Mutter war gebürtige Kolumbianierin gewesen, während sein Vater Jakob der niederländischen Hauptlinie der Familie entstammte. Beide waren zwei Jahre zuvor bei einem tragischen Unfall ums Leben gekommen, und der damals siebzehnjährige Alleinerbe schlug sich seitdem mehr schlecht als recht durchs Leben, soweit Zack wusste. Er galt als vergnügungssüchtig und aufbrausend. Kein Wunder bei einem pubertären Erben eines Millionenvermögens.

      »Mr. de Witt! Mr. de Witt!«, rief Lissy. »Elizabeth Roberts von der Gazette. Darf ich Ihnen ein paar Fragen stellen?«

      Der junge Mann schien in Gedanken versunken gewesen und überrascht zu sein, direkt angesprochen zu werden. Er blickte auf und wischte sich eine Träne aus dem Gesicht, dann kam er die Stufen zu ihnen hinauf und schob seine Männer beiseite.

      »Was wollen Sie wissen?«, fragte er. »Dass die Krypta meiner Familie halb zerstört ist? Dass die Särge meiner Eltern geborsten sind? Dass die Ruhe unschuldiger Toter schändlich gestört wurde? Was soll ich Ihnen erzählen, Ms. Roberts?« Er war mit jedem Wort lauter geworden, und am Ende brüllte er fast.

      Lissy war einen Augenblick lang sprachlos.

      Zack zog an seiner Zigarette und wartete ab.

      »Schreiben Sie doch einfach, was Sie wollen, es kümmert mich nicht.« De Witts Blick traf Zack. »Sie sind Zacharias Zorn, nicht wahr? Ich habe von Ihnen gehört. Sie sind immer dann zur Stelle, wenn etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Dann, wenn höhere Mächte mit im Spiel sind oder so etwas.«

      »Mag sein, dass Sie das gehört haben«, gab Zack zurück.

      »Gut, denn hier geht etwas ganz und gar nicht mit rechten Dingen zu, das sieht jedes kleine Kind! Aber die unfähige Polizei wird nichts dagegen tun und den Fall zu den Akten legen. Wie damals. Sie sind Privatermittler, das heißt, man kann Sie anheuern, nicht wahr?«

      »Das ist möglich, ja.«

      »Hervorragend. Sie werden für mich herausfinden, was hier geschehen ist und wer die Ruhe meiner Eltern gestört hat! Und wenn ich das weiß, sorge ich dafür, dass er es dreifach zurückgezahlt bekommt!«

      »Ich kann das zwar versuchen, Mr. de Witt. Allerdings …«

      »Ich zahle Ihnen eintausend Dollar, Mr. Zorn.«

      Lissy atmete heftig aus.

      Zack hingegen hätte sich beinahe am Tabakrauch verschluckt, so dass er schnaubte.

      Manny de Witt verzog das Gesicht. »Gut, Sie haben recht, das war zu wenig. Eintausendfünfhundert, aber dafür präsentieren Sie mir den Arsch des Verbrechers, der das hier getan hat, auf dem Silbertablett.«

      Zack ließ sich nichts anmerken und nickte. »Kein Problem, Mr. de Witt.«

      »Machen Sie sich an die Arbeit. Sehen Sie sich auch in der Krypta um, drehen Sie den gesamten Friedhof auf links, wenn es sein muss! Ich will so schnell wie möglich Ergebnisse sehen. Sie wissen, wo Sie mich finden, Mr. Zorn.« Damit verschwand Manny de Witt mit seinen Leibwächtern in Richtung Friedhofstor.

      Ungläubig blickte Zack ihm hinterher.

      »Damit haben Sie wohl einen neuen Auftrag, Mr. Zorn«, hauchte Lissy in sein Ohr, als sie sich wieder gefangen hatte. »Es kommt offenbar Arbeit auf Sie zu.«

      Zacks Mund verzog sich zu einem zufriedenen Grinsen. »Sieht ganz so aus. Aber das macht überhaupt nichts. Für so viel Geld würde ich bis in die Hölle und zurück gehen.«

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