Seppis Tagebuch - Echt genial!: Ein Comic-Roman Band 8. Hans-Peter Schneider
geheult!
Nachdem ich weder zur heulenden Gruppe I noch zur blödelnden Gruppe II wollte, bin ich einfach neben Jaqueline stehen geblieben. Ich habe gemerkt, dass sie gemerkt hat, dass ich sie rätselnd angeschaut habe.
Trotzdem hat sie weiter in ihre Bücher gestarrt, auf ihre Zettel geschrieben und an ihren Fingernägeln gekaut.
Die hat mich einfach bewusst ignoriert! So eine Frechheit!
Wenn ich nicht noch so geschafft von meiner Flucht vor Lilli gewesen wäre, hätte ich der Jaqueline so richtig meine Meinung gesagt. Aber so stand ich einfach da und wartete. Und keinen im ganzen Raum hat es irgendwie interessiert, was ich gerade mit Lilli erlebt hatte.
Nach einer Ewigkeit hat sich Jaqueline dann doch mal erbarmt und hat zu mir aufgeschaut. Es hätte in diesem Augenblick nur noch gefehlt, dass sie sagt: „Oh, Seppi, du bist hier? Ich habe dich gar nicht bemerkt!“
Dann wäre ich aber echt ausgeflippt. Und wenn ich mal ausflippe, dann hätte sie sich echt warm anziehen müssen vor meiner Wut.
Jaqueline hat das allerdings nicht gesagt. Dafür hat sie mich sofort zu sich heruntergezogen, um mich in die Geheimnisse ihrer Nachforschungen einzuweihen.
Also ehrlich gesagt hatte ich keine Ahnung, was die Jaqueline da eigentlich von mir wollte! Aber so was darf man sich als Anführer natürlich nicht anmerken lassen.
Ich habe ihr souverän zugenickt und habe so getan, als hätte ich eine Ahnung, von was sie redet! Ich habe ihr gezeigt, dass ich locker so schlau denken kann wie sie!
Eigentlich habe ich mir aber gedacht:
FUCK!?!
Was willst du von mir, Oida?!?
Als ich gedacht hatte, verwirrender kann’s nicht mehr werden, hat die Jaqueline aber erst so richtig losgelegt.
Sie hat mir lauter Bilder gezeigt, die sie vorher aus den Büchern abgezeichnet hatte. Wie viel Zeit kann ein Mensch denn eigentlich mit Sinnlosigkeiten verbringen?!?
Ich habe schon keinen Bock zu malen, wenn ich’s im Kunstunterricht beim von Schierling machen muss. Deshalb würde ich NIE in meinem Leben draufkommen, jemals etwas freiwillig zu malen! Und wenn ich dann doch mal irgendetwas malen würde, was ja nicht vorkommen wird, aber wenn doch, dann definitiv keine so komische Sachen!
Ich fand viel faszinierender als das Wegesystem dieser Pyramide, dass Jaqueline allen Ernstes glaubte, mich interessiere das!
Sah ich denn so verzweifelt aus, dass ich mir freiwillig einen langweiligen Vortrag über Ägypten anhören wollte?!?
Aber zumindest wusste ich jetzt, dass diese Außerirdischen auf den Büchern und Bildern Ägypter sind.
Ägypter waren schon geile Typen, hat die Jaqueline erzählt. Die hatten nämlich unzählige Götter, weil ihnen anscheinend ein Gott zu wenig war.
Außerdem haben die Ägypter ihre Toten nicht einfach so beerdigt, sondern haben sie in ewiglange Verbände eingewickelt. Das Ganze haben sie Mumifizieren genannt. Das Geilste dabei war aber, dass die Ägypter vorher bei den Mumien das Gehirn entfernt haben.
Weil man allerdings ans Gehirn extrem schlecht drankommt, haben sie es, naja, das ist kein Witz, sie haben es tatsächlich aus …
… der Nase gezogen! Da bekommt der Spruch „Jemandem alles aus der Nase ziehen“ doch mal so eine ganz andere Bedeutung, finde ich! Aber mal im Ernst, wie kann man denn ein GANZES GEHIRN durch eine Nase ziehen? Also entweder, die Ägypter hatten RIESIGE Nasenlöcher, und wenn ich sage RIESIG, dann meine ich so richtig gigantische überdimensionale MEGALÖCHER, ungefähr so wie meine Fleischer-Oma halt!
Oder die Ägypter hatten WINZIGE Gehirne, also so Rotzpopelgröße, ungefähr so wie meine doofe Schwester Vroni halt.
Möglich wäre natürlich auch eine Mischung aus beidem, also Megalöcher und Minihirne zusammen. Da fällt mir ein, das trifft eigentlich schon fast auf Luis und Leon zu! Wobei, wenn ich genau drüber nachdenke, so große Nasenlöcher haben die auch wieder nicht. Die Hirngröße könnte aber echt passen!
Diese Mumien ohne Hirn haben die Ägypter dann übrigens in Sarkophage gelegt. Das ist sowas Ähnliches wie Särge, sagt Jaqueline, nur halt schöner gestaltet.
Eigentlich war das schon eine sensationelle Zeit damals. Zumindest wenn man der Boss der Ägypter war. Der hieß Pharao und durfte alles bestimmen. Das hört sich irgendwie nach der perfekten Jobbeschreibung für mich an!
Wenn ich mir vorstelle, ich hätte Lust auf zum Beispiel Eis und dann müsste ich mich eigentlich nicht darum kümmern, dass ich mir Eis selbst hole. Sondern stattdessen habe ich Hunderte von Dienern, die mich sozusagen anbetteln, dass sie was für mich machen dürfen. Wenn Sie dann das Eis geholt haben, löffeln sie mir liebevoll das Eis in den Mund. Nur das Schlecken müsste ich noch selbst erledigen.
Aber ich glaube, das kriege ich hin! Echt genial, so ein Pharao zu sein!
Somit habe ich meinen Traumberuf auch schon gefunden! Allerdings ist mir gerade aufgefallen, dass ich immer noch überhaupt keine Ahnung hatte, was die Jaqueline mit dem ganzen Ägyptenzeug von mir eigentlich wollte.
Da ich ihr das aber natürlich nicht so sagen konnte, habe ich das gemacht, was jeder gute Pharaseppio machen würde!
Naja, so wie es ausschaut, machen wir Chillehrer also ab sofort alles nach dem Ägypten-Schlachtplan. Das hört sich zumindest schon mal vielversprechend an.
Jetzt muss die Jaqueline das aber noch irgendwie so ausarbeiten, dass es jeder versteht. Das habe ich ihr bis morgen als Hausaufgabe gegeben. Und, ohne Scheiß, ich glaube, die Jaqueline hat sich sogar gefreut, dass sie von mir eine Hausaufgabe bekommen hat.
Ich habe dann mit allen Chillehrern vereinbart, dass wir uns morgen um 10 Uhr zum Training für den Ägypten-Schlachtplan treffen. Bis dahin sollte auf jeden Fall auch ich mir so einige weitere geniale Streiche einfallen lassen. Denn der Montag naht und damit die letzte Woche vor den Sommerferien und damit die letzte Chance, die Uppenbrack jetzt noch loszukriegen!
Sonntag
Heute hieß es SCHWITZEN! SCHUFTEN! STREICHE SPIELEN! für uns, die Chillehrer!
Bis in die Haarspitzen motiviert sind wir zu unserem Vorbereitungstraining erschienen – wir verbliebenen 6 Chiller und die 4 Lehrer Gamsbock Rammelmeyer, Runzel-Hex Runzheimer, Lieblich und Wellenschläger. Wir müssen fit werden für den Endkampf gegen die pinke Bedrohung Doktor Amalia Uppenbrack.
Ich habe keine Kosten und Mühen gescheut und habe die besten Trainerinnen und Trainer engagiert, die man sich vorstellen kann. Ich war mir sicher, dass wir mit deren Hilfe die kommende Woche top vorbereitet angehen und die Uppenbrack verjagen können. Denn ab sofort war es wichtig, dass wir IMMER und in allen Bereichen 1a vorbereitet sind!