Nichts als die Wahrheit. Michael Kohlmeier

Nichts als die Wahrheit - Michael  Kohlmeier


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ich tun soll“, sagte Johanna. „Ob ich mich weiter mit Egon treffen soll. Obwohl er mich belogen hat.“

      „Er hat dich nicht belogen“, sagte der mit dem Weißen über der Schulter und dem Stück Wolke vor dem Gesicht. „Aber er hat mich liegen lassen.“

      „Du bist nicht zusammengebrochen, du hast nur so getan.“

      Johanna wird bald siebzig. Sie sieht immer noch gut aus. Eine schlanke Frau. Sie war in ihrem Leben zweimal verheiratet und hat sich jedes Mal nach kurzer Zeit scheiden lassen. Ich traf sie auf dem Friedhof, sie stand vor dem Grab von Egon Reuter. Sie hilft heute noch manchmal in der Bäckerei aus. Ich traf sie wenige Tage, nachdem Herr Reuter gestorben war. Ich bin mit seinem Sohn gut befreundet, er heißt Egon wie sein Vater.

      „Ich hätte gern, wenn du es aufschreibst“, sagte Johanna.

      „Was denn?“, fragte ich. „Das vom toten Egon und mir. Der Gerechtigkeit wegen.“

      Sie lud mich zu sich nach Hause ein. Sie hat schon vor langer Zeit ihr Elternhaus umbauen lassen, alle Wände heraus, sogar ihr Schlafzimmer liegt offen. Sie schwöre, sagte sie, bei Gott und ihrer Gesundheit schwöre sie, dass alles der Wahrheit entspreche, was sie mir erzählt habe. Auch die Gestalt, die aus der Sonne gestiegen sei, habe sie nicht erfunden. Sie könne gar nichts erfinden. Sie habe nie etwas gelernt in ihrem Leben. Immer sei sie nur Verkäuferin in einer Bäckerei gewesen und nichts anderes. Eine Verkäuferin in einer Bäckerei komme nicht auf die Idee, eine Gestalt zu erfinden, die aus der Sonne steige, erst mit einem Fuß auf eine Wolke trete, dann mit dem anderen auf den Berg, und im Näherkommen kleiner werde anstatt größer, wie es normal sei. Und dass jemand ein Stück Wolke vor dem Gesicht habe, so etwas würde ihr in ihrem ganzen Leben nicht einfallen.

      Jedenfalls habe ihr die Gestalt geraten, die Sache mit dem Egon fortzusetzen und nicht deshalb damit aufzuhören, weil der Egon verheiratet sei. Das habe sie getan. Nie habe seine Frau von der Affäre erfahren. Egon habe beteuert, seit er mit ihr, Johanna, schlafe, schlafe er nicht mehr mit seiner Frau. Die Frage, ob Sünde oder nicht, diese Frage habe sie sich nie gestellt, die hätten sich damals sicher die anderen gestellt, aber sie nicht. Sie habe sich die Frage nach der Gerechtigkeit gestellt. Wenn er nur mit ihr schläft, habe sie sich gedacht, und mit mir nicht, dann ist es gerecht. Wenn er nur mit mir schläft und mit ihr nicht, dann ist es auch gerecht. Wenn er weder mit mir noch mit ihr schläft, ist es der Natur gegenüber nicht gerecht. Und wenn er mit ihr und mit mir schläft, dann ist es weder mir gegenüber noch seiner Frau gegenüber gerecht.

      „So habe ich gedacht“, erzählte mir Johanna. Als dann seine Frau schwanger wurde, mit dem kleinen Egon, da sei sie wirklich zusammengebrochen. Da habe sie nicht nur so getan. Die Erscheinung sei nicht mehr aus der Sonne gestiegen. Aber das sei auch nicht nötig gewesen

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