Die bekanntesten Werke von Robert Louis Stevenson. Robert Louis Stevenson

Die bekanntesten Werke von Robert Louis Stevenson - Robert Louis Stevenson


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sagte ich, »und der hatte wahrscheinlich auch Federn auf dem Hut?«

      Er sagte mir, nein, er wäre barhäuptig gewesen wie ich.

      Zuerst dachte ich, Alan habe vielleicht seinen Hut verloren, aber dann kam mir der Regen in den Sinn, und ich hielt es für wahrscheinlicher, daß er ihn, wohl um ihn zu schonen, unter seinen großen Mantel genommen hätte.

      Da mußte ich lächeln, erstens weil mein Freund gerettet war und zweitens über seine Eitelkeit in bezug auf Kleidung.

       Dann schlug sich der alte Herr mit der Hand an die Stirn und rief, ich müsse wohl der Bursche mit dem Silberknopf sein.

      »Ja, freilich,« sagte ich einigermaßen verwundert.

      »Nun,« sagte der alte Herr, »dann habe ich eine Nachricht für euch: nämlich, daß Ihr eurem Freund in das Land Torosay folgen sollt.«

      Dann erkundigte er sich, wie es mir ergangen sei, und ich erzählte ihm meine Geschichte. Ein Südländer hätte sicherlich gelacht. Aber dieser alte Herr (ich nenne ihn so wegen seines Benehmens, denn was seine Kleider anbelangte, so hingen sie ihm tatsächlich in Fetzen von den Schultern) hörte mich bis zum Schluß mit Ernst und Würde an. Als ich fertig war, nahm er mich an der Hand, führte mich in seine Hütte (es war nichts anderes) und stellte mich seiner Frau vor, als wäre sie die Königin und ich ein Herzog.

      Die gute Frau setzte mir Haferbrot vor und kaltes Birkhuhn, klopfte mir freundlich auf die Schulter und lächelte mir immerfort zu, denn sie konnte nicht englisch. Und der alte Herr wollte nicht zurückstehen und braute mir einen starken Punsch. Ich konnte all die Zeit über, während des Essens und auch nachher, als ich den Punsch trank, kaum an mein Glück glauben. Und das Haus, obwohl es voll Rauch war von der Braunkohle und voll Löcher, wie ein Sieb, schien mir ein Palast.

      Der Punsch brachte mich stark in Schweiß und machte mich sehr schläfrig. Die guten Leute ließen mich niederlegen und es war beinahe Mittag, als ich mich am nächsten Tag wieder auf den Weg machte. Mein Hals war bereits viel besser, und ich war frischen Mutes ob der guten Nachrichten und meines Wohlbefindens. Der alte Herr wollte trotz allem Drängen kein Geld nehmen und schenkte mir noch eine Mütze, die ich – ich muß es gestehen – sobald ich nur außer Sehweite war, eifrigst in einem Bache wusch.

      Ich sagte mir: »Wenn das die wilden Hochländer sind, so könnte ich nur wünschen, daß meine Landsleute wilder wären.«

      Ich begegnete vielen Leuten, die entweder in elenden, kleinen Feldern arbeiteten, von denen keine Katze hätte leben können oder kleine Kühe, ungefähr von der Größe eines Esels, hüteten. Sie schienen in großer Armut zu leben und die Straßen waren von Bettlern belagert. Nur wenige Leute verstanden Englisch und diese wenigen (außer wenn es Bettler waren) fand ich nicht allzu bereit, mir ihre Kenntnisse zur Verfügung zu stellen. Ich wußte, daß Torosay mein Ziel war und wiederholte ihnen diesen Namen und deutete fragend dazu. Aber anstatt zur Antwort wieder zu deuten, riefen sie mir einige Worte in gälischer Sprache zu, die mich verrückt machten. So war es kein Wunder, daß ich ebenso oft fehl ging als richtig.

      Endlich kam ich gegen acht oder neun Uhr abends, schon sehr müde, zu einem einsamen Haus, wo ich Einlaß erbat und abgewiesen wurde, bis ich mich der Macht des Geldes in einem so armen Lande entsann und eines meiner Guineestücke zwischen Zeigefinger und Daumen in die Höhe hielt. Daraufhin fing der Herr des Hauses, der bisher kein Englisch zu verstehen vorgab, und mich durch Zeichen von der Tür gewiesen hatte – plötzlich an, sich ganz gut zu verständigen, willigte ein, mir für fünf Schillinge ein Nachtquartier zu geben und mich nächsten Morgen nach Torosay zu führen.

      Ich schlief die Nacht nicht gut, denn ich fürchtete, ausgeraubt zu werden. Aber ich hätte mir die Sorge ersparen können, denn mein Wirt war kein Räuber, nur jämmerlich arm und ein großer Betrüger. Er war nicht allein in all seiner Armut. Denn des anderen Tages mußten wir fünf Meilen weit zu dem Hause eines – wie er sagte – reichen Mannes gehen, um eines meiner Guineestücke zu wechseln. Das war vielleicht für Mull ein reicher Mann, im Süden wäre er kaum dafür angesehen worden. Denn es nahm seinen ganzen Besitz in Anspruch, das ganze Haus mußte umgedreht werden, auch ein Nachbar mußte noch beisteuern, ehe er zwanzig Schillinge in Silber zusammenkratzen konnte. Einen Schilling behielt er für sich, unter dem Vorwande, daß er nicht in der Lage wäre, eine so große Summe Geldes zu »versperren« und liegen zu lassen. Immerhin war er sehr höflich und manierlich, lud uns beide ein, mit seiner Familie zu speisen und braute in einem schönen Chinasilberkessel einen Punsch, was meinen Schelm von einem Führer in so gute Laune versetzte, daß er sich weigerte aufzubrechen.

      Ich wollte eben zornig werden, und wandte mich an den reichen Mann (Hector Maclean war sein Name) um Hilfe, der Zeuge unserer Abmachung und meiner Bezahlung der fünf Schillinge gewesen war, daß er mich unterstütze.

      Aber Maclean hatte auch sein Teil gehabt am Punsch und beteuerte, daß keiner seinen Tisch verlassen dürfe, nachdem die Bowle gebraut war. Da war denn nichts zu machen, als sitzen bleiben und Jacobiten-Toaste und gälische Lieder anzuhören, bis alle benebelt waren und zu ihren Betten oder in die Scheune wankten, um auszuschlafen.

      Am nächsten Tag, dem vierten meiner Reise, waren wir vor fünf Uhr auf. Aber dieser Lump, mein Führer, machte sich sofort über die Flasche her, und ich brauchte drei Stunden, ehe ich ihn aus dem Hause brachte und auch dann nur (wie Ihr gleich hören sollt) zu meiner noch größeren Enttäuschung.

      Solange wir einen Heideabhang vor Herrn Macleans Haus hinuntergingen, war alles ganz schön. Nur schaute mein Führer immerfort über seine Schultern zurück und grinste nur, wenn ich ihn nach der Ursache fragte. Kaum hatten wir jedoch einen Hügel hinter uns und konnten von den Fenstern des Hauses nicht mehr gesehen werden, da sagte er mir, Torosay liege geradeaus und zeigte mir einen Hügel, nach dem ich mich am besten orientieren könnte.

      »Das ist mir ziemlich gleichgültig,« sagte ich, »da Ihr ja mit mir geht.«

      Der unverschämte Lump antwortete mir in gälischer Sprache, daß er nicht englisch verstünde.

      »Mein feiner Herr,« sagte ich, »ich weiß ganz genau, daß Eure englischen Kenntnisse kommen und schwinden. Sagt mir, was könnte sie wieder bringen? Wollt Ihr noch Geld?«

      »Noch fünf Schillinge,« sagte er, »und ich führe Euch hin.«

      Ich überlegte eine Weile und bot ihm dann zwei, was er bereitwillig annahm und darauf bestand, sie sofort in die Hand zu bekommen – »bringt Glück,« sagte er, aber ich glaube, es war eher zu meinem Unglück.

      Die zwei Schillinge brachten ihn kaum ebenso viele Meilen weit, dann setzte er sich am Wegesrand nieder und zog seine Holzschuhe aus, wie einer, der Rast zu machen gedenkt.

      Jetzt wurde ich wütend. »Ha,« rief ich, »Ihr versteht wohl kein Englisch mehr?«

      Er sagte nur unverfroren: »nein.«

      Da kochte ich über und hob meine Hand, um nach ihm zu schlagen. Er zog ein Messer aus seinen Fetzen hervor, sprang zurück, kauerte sich nieder und fletschte die Zähne wie eine wilde Katze. Da vergaß ich alles außer meiner Wut. Ich stürzte auf ihn los, stieß mit der linken Hand sein Messer weg und schlug ihn mit der rechten in die Fratze. Ich war ein starker Bursche und in höchster Wut, und er war nur ein kleiner Mann. Er fiel schwer zu Boden. Zufällig flog ihm dabei das Messer aus der Hand. Ich hob dieses und seine Schuhe auf, wünschte ihm einen guten Morgen und setzte allein meinen Weg fort; ihn ließ ich barfüßig und entwaffnet zurück. Ich freute mich unterwegs, daß ich den Schurken auf so gute Art los geworden war; dessen war ich nämlich aus verschiedenen Gründen sicher: Erstens wußte er, daß er kein Geld mehr haben konnte, außerdem waren die Holzschuhe in dieser Gegend wirklich nur wenige Pfennige wert, und endlich durfte er das Messer, das eigentlich ein Dolch war, dem Gesetz nach garnicht tragen.

      Nach ungefähr einer halben Stunde holte ich einen großen, zerlumpten Mann ein, der zwar ziemlich schnell ging, aber mit einem Stocke vor sich her tastete. Er war ganz blind und erzählte mir, daß er ein Katechet sei, was mir Vertrauen einflößen sollte; aber sein Gesicht war mir zuwider. Er sah finster und gefährlich und unaufrichtig aus, und als wir eine Weile nebeneinander weitergegangen


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