Sagen reloaded. Группа авторов
versus obere anomalie · optischer befund erneut runen (
[Weisung]
… daß du nicht mehr hinausgehen sollest, des Abends, daß du nicht mehr Wäsche waschen sollest, am Kanal, am Marmorgrund, an der Magdalenen, daß du nicht hören sollest auf das Rufen und Singen und Raunen, nicht nachrennen sollest irgendwelchen Grillen und daß du nicht tragen sollest dein Haar offen, sondern verborgen unter einer Kappen rot …
[Brief an die Kommandatura]
Allgutem Herrn und oberstem Adlaten Giselher Ni
zugeeignet von seinem untertänigsten Diener
Abelardus Wong
Vindobona im wachsenden Paenultimum CCCXV T.N. In gutem Gewissen und zu strengem Gedeih: so ich gestrigen Tages mit meinem Cooperator parlierte, dazu doch allzu wenig Vernünftiges bei den neuen Unternehmungen der Gilde herausgesprungen, beeile ich mich heute, hochwertem allgutem Herrn kundzumachen, was sich abseits besagter Cooperatio kürzlichst zugetragen und berichtet sein muß. So hat dero hochwertem Herren strengstens geheim beauftragtes Subject Numero 6079 die in Frage stehende Mission unternommen, bewältigt und zum Abschlusse gebracht. Wie allguter Herr vermutet, ist infamerweise gestreuten Gerüchten und Unterstellungen recte et fortiter nicht zu trauen gewesen. Der Untergrund ist intakt, sämtliche Simulacra gründen wie je unkompromittiert, alle Befunde sind unauffällig soweit vermutet und gewünscht. Darüber hinausgehende Parameter bleiben auf dero höchstwertem Herren Wunsch unberücksichtigt und unbeschrieben. Von Nemesis oder gar Fluch kann somit nicht die Rede sein – und wenn allguter Herr mir erlauben zu sagen: 6079 hat sich eine gratificazione redlichst verdient.
In allzeit bescheidener Zier und hochwertestem Herrn
beständig tunlich wie untertänigst zugetan
Abelardus Wong
[Zur guten Nacht]
… Wie oben so unten, sagen sie, und du weißt, was sie damit meinen. Die sie aus den Simulacra holen, haben jedenfalls nichts zu lachen mehr und nichts zu erzählen. Ich habe ihre Gesichter gesehen, wie in Stein gehauen, weiß und hohl, die Augen unergründlich …
[Anschreiben, den vorliegenden Dokumenten und Notizen beigefügt]
Geschätzter Schwager!
In der Anlage übermittle ich Dir also die besagten Dokumente – oder vielmehr Fragmente – in photomechanischer Reproduktion, die ich im Nachlaß meiner Großtante aufgefunden habe. Vielleicht kannst Du mehr damit anfangen als ich. Frappiert hat mich neben dem kruden, ja obskuren Inhalt vor allem der materielle Zustand der Papiere, sind sie doch allesamt vom Zahn der Zeit gezeichnet, angegriffen, vergilbt und teils nur mehr schwer leserlich. Daß es authentische historische Notate sind, scheint mir allerdings ihr Inhalt zu widerlegen. Möglicherweise liegt uns hier das Werk eines – wenn auch zweifellos schöpferischen – Wahnsinnigen vor. Nur was Tante Hedwig damit gewollt haben könnte, vermag ich nicht zu erraten.
So oder so verbleibe ich gespannt auf Deine Expertise
mit gutem Gruß Dein Notker
gez. Nueva Ciudad, 8. III. 1921
Hannah Bründl
wir kennen das ende nicht, wir kennen nur das wasser
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»An dem zu verschiedenen Zeiten so wilden
Teufelsbach«
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das erzählende
- der franzose
das chorische
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davor:
SPRICH
SPRICH
HYDRO UND SCHATTEN
MITTELALTERLICHEN
UND
ZEITEN VERWACHSEN
ES SPÜLT DARÜBER
SPRICH VON FRÜHER
VON GABELUNG UND REITENDEN
PFADEN DER WÜSTUNG
NORDEN UND MEER UND MOOR
SCHELLEN AM ROCK
SCHÄTZEN VON KIEMEN
UND
VOM BEGINN DER GESCHICHTEN
ZEIGE DIE LEERSTELLEN
ABER SPRICH
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es fließt
- das wird mich noch den hals kosten
es fließt ungeraten und höckern
es fließt, sage ich
es stolpert eher
es entgleist
es torkelt mehr als es fließt
- sie verfolgen mich, sie haben äxte
der lauf runzelt sich den baumknollen entlang
an der masse land
an den waldgräben
sucht auswege
über wurzeln und fels
was lagert am ende davon?
- so helft mir doch!
wir wissen es nicht
wir wissen nichts vom ende
wir waren noch nie am ende, das ist ein non sequitur
- ich bin am ende
wir waren noch nie
nie dort
wir kennen das ende nicht, wir kennen nur das wasser
- seid still! hier können sie nicht herein, hier bin ich sicher
wer sagt, dass es ein ende gibt?
- um gottes willen, hört auf zu sprechen!
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- ich bin’s
- gestatten
- ich bin’s
- 1809 kam ich an diesen ort
- 1809 im gefolge des marschalls
- der in aspern tödlich verwundet wurde
- dem zuvor noch sein bein abgebunden wurde, so sagt man
- und der napoleon zum freund geworden war
- in seinem gefolge ritten wir über die donau
- im januar zuvor noch in saragossa
- im april in eggmühl
- kannten wir keine niederlage
- der frühling war mild und zähflüssig rann die nacht
- unsere bajonette hoch, die kompanie wie überschwang
- tagsüber zogen wir
- im corps des duc de montebello
- abends brandschatzten wir die dörfer
- man rieche es noch
- an welchem ort genau ich mich nun befinde
- das kann