Perry Rhodan 2753: Endstation Cestervelder. Michelle Stern

Perry Rhodan 2753: Endstation Cestervelder - Michelle Stern


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Fartir-Jenak.

      Ehe Fartir-Jenak den Sensor erreichte, erlosch der Schirm. Durch die vielen Risse auf der Oberfläche schien es, als würde er zerbersten. Fartir-Jenak brach mit einem Stöhnen zusammen.

      Ein Rauchfaden stieg auf. Es roch verbrannt. Sein Bein war von einem Thermostrahl getroffen. Er presste eine Hand gegen den Schutzanzug am Oberschenkel, dabei hielt er die Finger seitlich, um beide Wunden zu umschließen. Offensichtlich hatte der Strahl den Knochen und große Blutgefäße verfehlt, denn zumindest blieb Fartir-Jenak bei Bewusstsein.

      »Fartir!« Karynar hatte Mühe zu atmen.

      Aus dem Gang näherten sich die Onryonen.

      Mit verbissenem Gesichtsausdruck streckte sich Fartir-Jenak, doch die Schaltfläche lag weit außerhalb seiner Reichweite. »Positronik, Selbstzerstörung aktivieren!«

      »Dieser Schritt ist für den verbalen Zugang aus Sicherheitsgründen gesperrt. Bitte gib die Bestätigung manuell ein.«

      Fartir-Jenak stöhnte. Seine Hand schob sich vor. »Karynar!«

      Obwohl ihre Beine streikten, gelang es Karynar, auf ihn zuzutorkeln. Sie fühlte sich wie nach einem mehrstündigen Lauf. Vor Angst war ihr übel. Drei Schüsse trafen nacheinander den Schirm, der ihren Rücken schützte. Bei jedem zuckte Karynar zusammen, als hätte er sie selbst getroffen. Panisch sah sie, dass sich auf der Oberfläche der Aureole Risse bildeten.

      Schräg hinter ihr sackte Gerdul lautlos in sich zusammen. Sie erspähte es aus den Augenwinkeln. Ein Paralysestrahl?

      »Karynar! Schnell!«

      Karynar erreichte die Konsole. Sie zögerte. War es das? Sollte das ihr endgültiger Abgang werden? Es gab noch etwas, das sie tun konnte. Eine Aufgabe.

      Fartir-Jenak klammerte seine Hand um ihr Fußgelenk. Er war stark genug, ihr in seiner Verzweiflung den Knochen zu brechen. »Tu es! Lieber der Tod als ein Gefangener der Onryonen!«

      Karynars Hand lag schwer und steif wie Metall am Sensor. Sie musste eine Entscheidung treffen.

      2.

      Auf einem fremden Planeten

      Perry Rhodan krampfte die Hand um das Vektorion, das in der Brusttasche seiner lucbarnischen Kombination lag. Um ihn baute sich die Käfigkuppel eines Transmitters auf, auf drei Seiten umgeben von mattgrauen Wänden.

      Eine Schmerzwelle lief durch Rhodans Körper. Wie die Ausläufer einer Flut erreichte sie den Nacken, brandete ins obere Ende der Wirbelsäule und hinterließ dort eine brennende Spur. Womöglich war die Belastung durch die Transmitterstafette größer als gedacht.

      Rhodan vermutete, dass er, Avestry-Pasik und Selthantar in kurzer Zeit mehr als fünfundzwanzig Transposten passiert hatten, um mögliche Verfolger zu täuschen. Dabei waren sie entstofflicht geblieben und in keinem der Transposten materialisiert.

      Er griff sich an den Kopf. »Was ist passiert?«

      Avestry-Pasik drehte sich im Empfangsfeld zu ihm um, antwortete jedoch nicht auf die Frage. Er hatte lediglich einen ungehaltenen Blick für Rhodan übrig, als hätte er heimlich darauf gehofft, dass der nach ihm abgestrahlte Hetork Tesser nie am Ziel ankäme.

      Selthantar rematerialisierte zuletzt.

      Der Lajuure verzog die gelben Lippen, dass sich die Nasenlöcher weiteten. »Alles in Ordnung. Keine nennenswerten Abweichungen.«

      Eine Erschütterung ging durch den Raum und machte seine Worte wenig glaubhaft. Es fühlte sich an wie ein Erdbeben. Die Wände schienen kurzzeitig zu schwanken. Leichter Schwindel ergriff Rhodan.

      »Riss in der Außenwand der Station«, verkündete eine weich modulierte, weibliche Stimme auf Larisch. »Verschluss beginnt gemäß Standardprogrammierung. Für weitere Optionen können Anweisungen gegeben werden.«

      Selthantar reagierte nicht darauf. Er trat über eine Rampe aus dem Transmitter und rief an der Schaltkonsole ein Holo auf. Seine Finger zuckten über die virtuellen Eingabefelder. Auf den tintenblauen, von gelben Adern marmorierten Wangen lag ein ungesunder Stich ins Gräuliche. Die Farbigkeit der Implantate in seinem Kopf veränderte sich. Über die Schaltkreise lief ein Lichtimpuls, der wie ein winziger Satellit hektische Kreisbahnen zog. »Ich muss den Transmitter aus der Verbundenheit nehmen!«

      Rhodan nickte. Er bezweifelte, dass die Onryonen sie von der ZHOL-BANNAD aus verfolgen konnten. Selthantar hatte kurz vor den Transmissionen die Selbstzerstörung der Schiffsstation aktiviert. Doch die Onryonen konnten einen anderen Transmitter nehmen, der mit dem Netz innerhalb der Domäne verbunden war, falls ihnen die Zielkoordinaten in die Hände fielen.

      Die Positronik meldete sich erneut: »Riss in der Subetage des Stationsbereichs geschlossen. Kein Einbruch gefährlicher Strahlung. Durch subplanetare, tektonische Bewegungen sind Schäden der Stufe Zwei entstanden. Reparatur läuft. Station befindet sich im Notbetrieb.«

      Rhodan fragte sich, inwiefern ein Zusammenhang zwischen ihrer Rematerialisation und dem Beben bestehen konnte. Womöglich hatte ein Generator Schaden genommen.

      Letztlich spielte es keine Rolle. Selthantar hatte die Verbindung gekappt. Wo auch immer sie gelandet waren – dieser Ort war die Endstation der Stafettenreise.

      Er trat aus dem Transmitter in den Raum und öffnete überrascht den Mund. Der Transmitter stand unter einer durchsichtigen Kuppel. Bis auf den zentriert stehenden Käfig samt seiner zugehörigen Gerätschaften und die Schaltkonsole war die Kuppel leer. Obwohl die Barriere durchsichtig war, erhaschte Rhodan nur im unteren Bereich an wenigen Stellen einen Blick auf eine schwarze, verkrustete Ebene, über die gelbgrüne Polarlichter tanzten.

      Den Rest der Kuppel bedeckten armlange, schwarzbraune Chitinleiber, deren unzählige Füße sich mit tellerartigen Saugnäpfen festhielten. Sie krochen teils übereinander. Dabei schien es, als würden einige der Tiere ihre Artgenossen im Vorbeigehen auffressen. Manche Exemplare steckten bis zur Panzermitte in anderen. Es herrschte hektische Betriebsamkeit.

      Rhodan meinte, auf der falschen Seite eines riesigen Terrariums zu stehen.

      Selthantar senkte die Schultern. Seine Finger kamen zur Ruhe. »Geschafft. Wir sind so sicher, wie wir sein können.«

      Rhodan fiel auf, dass die holografischen Schriftzeichen am Kragen der passgenau geschnittenen Uniform des Lajuuren hell leuchteten. Da Selthantar einst ein Weichensteller gewesen war, der in den Transposten gearbeitet hatte, reagierte die Uniform womöglich auf die Umgebung oder den Transpostendurchgang. Gern hätte Rhodan mehr über die spannende Technik erfahren, derer sich die Lajuures bedienten.

      Ein grünes Flackern lenkte Rhodans Aufmerksamkeit auf sich.

      Erneut ging sein Blick durch eines der Löcher im Leibermeer hinaus auf die schwarze Ebene. Er schauderte. Die Welt dort draußen war kein fruchtbarer Sauerstoffplanet wie Terra oder einer der unzähligen anderen in der Milchstraße und vergleichbaren Galaxien. Sie war wie der Schatten von etwas, das einst gelebt hatte, aber brutal vernichtet worden war. Das schwarze Gestein war geschmolzen, zerflossen und teils in irrwitzigen Formationen erstarrt.

      »Wo sind wir?«, fragte er.

      »Definitiv auf einem Planeten.« Selthantar beugte sich tiefer über die Konsole. Da er ein gutes Stück kleiner war als ein Lare, reichte sie ihm bis zur Brust. »Ich habe eine Vermutung, bin aber noch nicht ganz sicher. Die Positronik hat Schaden genommen.«

      »Auf jeden Fall herrscht die natürliche Schwerkraft dieser Welt«, stellte Avestry-Pasik mit einem Unterton fest, als wäre dieser Zustand eine persönliche Beleidigung. »Gut für dich, Hetork Tesser.«

      Tatsächlich musste die Schwerkraft bei knapp über einem Gravo liegen. Rhodan berührte den integrierten Aggregatgürtel. Dort war eine Art Mikro-Antigravgenerator befestigt, den er von den Proto-Hetosten samt der lucbarnischen Kombination zurückerhalten hatte. Er schaltete das Gerät ab.

      Avestry-Pasik legte den Kopf schief und betrachtete die Unterseiten der riesigen Kakerlaken – oder was immer es für Tiere sein


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