Khaled tanzt. László Benedek

Khaled tanzt - László Benedek


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Kultur Siebenbürgens, erlangten die Studenten und Dozenten rumänischer Muttersprache die Mehrheit gegenüber den ungarischen Muttersprachlern. Als Unterrichtssprache galten anfangs sowohl Rumänisch als auch Ungarisch, bis letztere aus dem Angebot verschwand und Vorlesungen und Seminare nur noch auf Rumänisch belegt werden konnten. Ich selbst wurde von einem hoffnungsvollen jungen Psychiater zu einem geduldeten Klinikarzt.

      Auch mit dem allgemeinen Zustand des Landes ging es rapide abwärts. Hinter den klangvollen Losungen des Ceauşescu-Regimes zeigten sich wirtschaftlicher Niedergang, im öffentlichen Leben Verdruss, gemessen an den sozialistischen Zuständen Verarmung, in den Dienstleistungen und der Lebensmittelversorgung katastrophaler Mangel. Das vom Ceauşescu-Regime verfolgte Schleifen von Dörfern vergiftete die Atmosphäre des öffentlichen Lebens. Tag für Tag erlebten wir Enttäuschungen und Ärger. Der Staat organisierte einen Ausverkauf seiner deutschsprachigen und jüdischen Bürger. Von Westdeutschland und Israel kassierte er für die Auswanderungsgenehmigungen der nationalen Minderheiten Abstandszahlungen beziehungsweise Kopfgeld. Die nationalistisch dominierte Politik Rumäniens startete regelmäßig Angriffe gegen die ungarische Minderheit. Tagtäglich wurden die Menschen auf niederträchtigste Weise drangsaliert. Die Abwanderung der ungarischen Minderheit nahm dramatisch zu. Die meisten Menschen verließen Rumänien illegal.“

      „Ich denke“, warf ich ein, „damals reifte auch in euch der Entschluss, die heimatlichen Zelte abzureißen.“

      „Ja, das Leben in Rumänien fing an, unerträglich zu werden. Meine berufliche Karriere war ins Stocken geraten. Um uns herum tobten die Ceauşescu-Diktatur und die Diskriminierung der ungarischen Minderheit. In meiner Umgebung machten sich Ernüchterung und ohnmächtige Wut breit. Auch persönliche Sorgen erschwerten unser Leben. Trotz aller Bemühungen blieb Mesi, meiner Frau, eine Schwangerschaft versagt. Das belastete sie und mich ebenso. Denn wir sehnten uns nach einer Familie, nach Kindern. Ich will nicht behaupten, dass wir deshalb emigriert wären. Doch das kam zu unseren Enttäuschungen sicher hinzu. Ende der achtziger Jahre ergab sich die Möglichkeit einer legalen Auswanderung nach Ungarn. Damals beschleunigte sich somit der Exodus aus Rumänien. Auch wir reichten einen Auswanderungsantrag ein.

      Als meine Frau und ich beschlossen, Siebenbürgen zu verlassen, schien alles noch so einfach zu sein. Das Ceauşescu-Regime war unannehmbar. Ein vernünftiger Mensch, wenn er die Möglichkeit dazu hatte, floh von dort.“

      „Im Zenit der Diktatur konnte man bestimmt nicht einfach erklären, dass man genug habe und dem Land nun den Rücken kehren wolle. Oder?“

      „Das war genau so. Doch auch später erwies es sich nicht als unproblematisch.“

      „Wieso?“

      „Was nach dem Einreichen unseres Auswanderungsantrags geschah, das würde ich meinem ärgsten Feind nicht wünschen. Denn der Antrag war quasi gleichbedeutend mit der Erklärung, dass wir nicht zu den Freunden des Regimes gehören würden. Und so wurden wir auch behandelt. Wie Aussätzige. Als Angestellter des Unterrichtswesens landetest du im Handumdrehen auf der Straße. Als Schriftsteller oder Person des öffentlichen Lebens wurdest du auf ein Abstellgleis befördert. Ich selbst hatte das Glück, aus der Klinik nicht entlassen zu werden. Dennoch ließ man mich auf Schritt und Tritt spüren, dass ich ein feindliches Element sei. Die Scherereien mit den Behörden dauerten zwei Jahre. Zwei lange Jahre ließ man uns nicht in Ruhe, kamen wir nicht zur Ruhe. Solange wir von Ungarn keine Aufnahmeerklärung erhielten, trafen die Rumänen in unserer Sache keine Entscheidungen, behandelten uns wie Luft. Und in Ungarn hatte man es freilich auch nicht allzu eilig, uns den Zuzug zu genehmigen. Kleinliche Verfahrensvorgaben führten zu einer langen Wartezeit, bevor wir in den Besitz der erforderlichen Papiere gelangten. Schließlich händigte man uns einen Reisepass aus, demzufolge wir als rumänische Staatsbürger einen Wohnsitz in Ungarn hätten. Man hatte uns also, so könnte ich sagen, den Laufpass gegeben. Alles in allem duften wir siebzig Kilo Gepäck und Möbel für ein Zimmer mitnehmen. Gehorsamster Diener!“

      Bevor der Doktor fortfuhr, schenkte er Tee nach: „Am Tag der Ausreise erklärte Mesi, dass sie schon jetzt Heimweh habe. Dabei hatten wir die Grenze noch nicht einmal hinter uns gelassen. ‚Ich werde das Plätschern des Barótbaches hören, das dumpfe Raunen des Katzenbergs, wenn dort der Starkregen niedergeht. Werde den Kuckucksberg vermissen, von dem nur wir wissen, dass man ihn Kuckberg nennt. Mit wem werden wir unsere Erinnerungen teilen können?‘, fragte sie mich mit Tränen in den Augen. Ich versuchte, sie zu trösten. Auch dort werde es einen Bach geben und Berge. Auch dort werde es Menschen geben, die ihren eigenartigen lokalen Dialekt sprächen. ‚Ja, natürlich‘, so meinte Mesi, ‚aber das ist nicht dasselbe.‘ Was hätte ich ihr sagen können? Schließlich fragte ich sie: ‚Sollen wir bleiben? Noch können wir bleiben!‘ Daraufhin hörte meine Mesi mit dem Schniefen auf. Ihre Züge verhärteten sich: ‚Nein! Wir gehen weg. Zu Hause bleiben können wir jetzt auch nicht mehr. Das ist unmöglich!‘

      Hierin besteht also das Dilemma, dem sich jeder gegenübersieht, wenn er die Heimat verlässt. Du kannst dich innerlich nicht trennen. Und ein Bleiben ist unmöglich.“

      Stille griff um sich. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Schließlich unterbrach ich das Schweigen: „Noch schwieriger ist höchstens eine andere Situation.“

      „Und die wäre?“

      „Wenn die Heimat dich im Stich lässt.“

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