Stahlbau-Kalender 2021. Ulrike Kuhlmann
die Standsicherheit wesentliche Teile einer baulichen Anlage gefährdet, ist eine umfassendere Prüfung erforderlich, deren Umfang projektspezifisch festzulegen ist.
(3) Fertigungsschweißungen an Gussstücken nach DIN EN 1559-1 und DIN EN 1559-2 sind zulässig, wenn die dafür erforderliche Qualifizierung des Schweißverfahrens und des Schweißpersonals nach DIN EN 1090-2 vorliegt. Zur Qualifizierung des Schweißverfahrens siehe Tabelle NA.B.1.
(4) Für den Nachweis ausreichender Zähigkeit gilt DIN EN 1993-1-10 entsprechend. Dabei ist für Stahlguss zusätzlich eine Temperaturverschiebung ΔTG = –10 K zu berücksichtigen und für die Bauteildicke ist der Maximalwert in einem 50 mm breiten Bereich beiderseits der Schweißnaht anzusetzen. Die Zuordnung zu den Walzstahlsorten ist hinsichtlich der Festigkeit und der Kerbschlagarbeit vorzunehmen. Für Stahlguss ist die DIN EN 1993-1-10 :2010-12, Abschnitt 3 nicht anzuwenden.
(5) Zur Ermittlung der mechanisch-technologischen Kennwerte von Gussstücken ist in Abhängigkeit von der für den Verwendungsfall erforderlichen Zuverlässigkeit eine Probe zu gießen, deren Abmessungen Abkühlbedingungen sicherstellt, die den Verhältnissen an den höchstbeanspruchten Stellen des Gussstückes entsprechen.
(6) Für alle Schmiede- und Gusserzeugnisse müssen Prüfbescheinigungen nach DIN EN 10204, z. B. Prüfbescheinigung 3.1, vorliegen.
Tabelle NA. B.1. Methoden der Qualifizierung von Schweißverfahren
NA.B.3 Charakteristische Werte
(1) Für Stähle im geschmiedeten Zustand gelten als charakteristische Werte für die entsprechenden Wanddickenbereiche die unteren Grenzwerte der Streckgrenze und der Zugfestigkeit in den jeweiligen Technischen Lieferbedingungen.
(2) Bei der Ermittlung von Beanspruchungen und Beanspruchbarkeiten sind für die Gusswerkstoffe die in Tabelle NA.B.3 angegebenen charakteristischen Werte zu verwenden.
(3) Bei Erzeugnisdicken, die größer sind als die in Tabelle NA.B.3, Spalte 2 angegebenen, jedoch kleiner oder gleich den in den jeweiligen Technischen Lieferbedingungen angegebenen, dürfen als charakteristische Werte für die entsprechenden Wanddickenbereiche die unteren Grenzwerte der Streckgrenze und der Zugfestigkeit nach den jeweiligen Technischen Lieferbedingungen verwendet werden.
(4) Bauteile, deren Wanddicken größer als 160 mm sind, gehören nicht zum Anwendungsbereich der Norm.
Anmerkung : Die Erzeugnisdicken sind auch durch die Güteanforderungen an Gusserzeugnissen begrenzt.
(5) Die temperaturabhängige Veränderung der charakteristischen Werte ist bei Temperaturen über 100 °C zu berücksichtigen.
NA.B.4 Schweißnähte
(1) Bei Bauteilen aus Stahlguss sind in den Beanspruchungszonen H und M nach Tabelle NA.B.2 Schweißverbindungen mit nicht durchgeschweißten Nähten nicht zulässig. Schweißverbindungen in den Beanspruchungszonen H und M sind mit voll durchgeschweißten Nähten (Stumpf-, HV- und DHV-Nähte) auszuführen.
(2) In der Beanspruchungszone N sind nicht durchgeschweißte Nähte (HY-, DHY- und Kehlnähte) zulässig. Zur Berechnung der Tragfähigkeit sind die Korrelationsbeiwerte βw nach Tabelle NA.B.4 zu verwenden. Der Nachweis der Schweißnähte wird auf das vereinfachte Bemessungsverfahren nach DIN EN 1993-1-8 :2010-12, Abschnitt 4.5.3.3 beschränkt.
Tabelle NA. B.2. Anforderungen an die innere und äußere Beschaffenheit von vorwiegend ruhend beanspruchten Bauteilen aus Stahlguss und Gusseisen mit Kugelgraphit
Tabelle NA. B.3. Als charakteristische Eigenschaften für Gusswerkstoffe festgelegte Werte
Tabelle NA. B.4. Korrelationsbeiwerte βw für Kehlnähte
Stahl | β w |
GS200 | 1,0 |
GS240 | 1,0 |
G17Mn5+QT | 1,0 |
G20Mn5+N | 1,0 |
G20Mn5+QT | 1,1 |
NA.B.5 Schraubenverbindungen
(1) Bei Sacklochverschraubungen in Bauteilen aus Gusswerkstoffen ist für den Bereich des eingeschnittenen Gewindes durch zerstörungsfreie Prüfung nachzuweisen, dass die für die Übertragung der jeweiligen Beanspruchung erforderliche Werkstoffhomogenität vorhanden ist.
NCI
Literaturhinweise
[1] Fischer, M. und Wenk, P. : Vergleich vorhandener Konzepte zur erforderlichen Kehlnahtdicke. Stahlbau 57 (1988), S. 2–8.
[2] Scheer, J., Peil, U. und Scheibe, H.-J. : Zur Übertragung von Kräften durch Kontakt im Stahlbau. Bauingenieur 62 (1987), S. 419–424.
[3] Lindner, J. und Gietzelt, R. : Kontaktstöße in Druckstäben. Stahlbau 57 (1988), S. 39–50, S. 384.
[4] DIN EN 1011 (alle Teile), Schweißen – Empfehlungen zum Schweißen metallischer Werkstoffe.
[5] JRC – Scientific and Technical Reports : Effects of imperfections of steel columns with contact splices on the design, JRC, September 2010.
Literatur zu den Kommentaren
[K1] AiF : Entwicklung eines Bemessungsmodells für geschraubte, momententragfähige Kopfplattenverbindungen mit 4 Schrauben in einer Schraubenreihe auf Grundlage der prEN 1993-1-8 :2003. Bericht zum Forschungsvorhaben AiF – Nr. 15 059, Lehrstuhl Stahlbau, Technische Universität Dortmund; Lehrstuhl für Stahl-, Leicht- und Verbundbau, RWTH Aachen; Institut für konstruktiven Ingenieurbau, Fachhochschule Köln, 2010.
[K2] AiF : Plastische Bemessung von Stirnplatten-Anschlüssen mit vier Schrauben in einer Reihe. Bericht zum Forschungsvorhaben AiF – Nr. 11 446, Lehrstuhl für Stahl-, Leicht- und Verbundbau und Forschungsgebiet Stahlbau und Windingenieurtechnik, RWTH Aachen, 2000.
[K3] Bijlaard, F. S. K.; de Freitas, S. T.; de Vries, P. : Experimental research of single bolt connections for high strength steel S690. V Congresso de Constructao Metálica e Mista. Lisboa 2005.
[K4] CoP The Connection Program : Softwaremodul zur Berechnung von Anschlüssen nach der Komponentenmethode. Entwicklung : ICCS Software Solutions bv, Niederlande in Kooperation mit der der Universität Lüttich und der RWTH Aachen, http://www.connectionprogram.com/.
[K5] Corrigendum to EN 1993-1-8, Document N1667E. CEN / TC 250/SC3/N1667E, Final Version 27th November 2008.
[K6] DIN 18800 Stahlbauten – Teil 1. Bemessung und Konstruktion. Ausgabe November 2008.