Savitri - Eine Legende und ein Gleichnis. Sri Aurobindo

Savitri - Eine Legende und ein Gleichnis - Sri Aurobindo


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Dinge.

      Inmitten der trivialen Laute, der unveränderten Szene,

      Erhob sich ihre Seele und stellte Zeit und Schicksal sich entgegen.

      Reglos in sich selbst, sammelte sie Kraft.

      Dies war der Tag, an dem Satyavan sterben musste.

      Zweites Lied

      Die Aufgabe

      Zurückgezogen in verborgenen Gedankenfeldern,

      Bewegte ihr Geist sich eine Weile in bildreicher Vergangenheit,

      Die aufs Neue lebte und ihr Ende nahen sah:

      Sterbend, lebte sie unvergänglich in ihr;

      Vergänglich und schwindend von vergänglichen Augen,

      Unsichtbar, ein schicksalhafter Abglanz von Selbst,

      Trug er die Zukunft auf seiner Phantombrust.

      Entlang dem weit gezogenen Schweif des flüchtigen Ereignisses

      Wich zurück der Strom der beharrlichen Stunden,

      Und am Ufer der geheimnisvollen Flut,

      Voller geliebter, jetzt nicht mehr gesehener Formen,

      Und subtiler Bilder von Dingen, die einst waren,

      Stand ihr Zeugengeist und überschaute Zeit.

      Alles, was sie einst gehofft, was sie erträumt und gewesen war,

      Flog an ihr vorbei mit Adlerschwingen durch der Erinnerung Himmel.

      Wie in einem vielfarbigen flammenden inneren Erwachen,

      Lagen ihres Lebens breite Landstraßen und seine lieblichen Nebenpfade

      Aufgezeichnet vor ihrem sonnenklaren erfassenden Blick,

      Vom hellen Land der Tage ihrer Kindheit

      Und von den blauen Bergen ihrer aufstrebenden Jugend

      Und den Paradiesgrotten und Pfauenschwingen der Liebe

      Bis zur Freude, ergriffen unter dem stillen Schatten des Verhängnisses

      In einer letzten Wende, wo der Himmel mit der Hölle um die Wette lief.

      Zwölf leidenschaftliche Monate mündeten in einem Schicksalstag.

      Eine absolute übernatürliche Dunkelheit befällt

      Den Menschen manchmal, wenn er sich Gott nähert:

      Eine Stunde kommt, wo alle Mittel der Natur versagen;

      Vertrieben aus der schützenden Unwissenheit

      Und zurückgeworfen auf sein schieres Urerfordernis,

      Muss er nun endlich seine Oberflächenseele von sich weisen

      Und die unverhüllte Wesenheit im Inneren sein:

      Diese Stunde war über Savitri nun gekommen.

      Einen Punkt hatte sie erreicht, wo Leben nichtig sein muss,

      Oder, wach in ihrem ungeborenen Element,

      Muss ihr Wille ihres Körpers Bestimmung aufheben.

      Denn nur des Spirits ungeborene zeitlose Kraft

      Kann heben das Joch, auferlegt von Geburt in Zeit.

      Nur das Selbst, das diese Form des Selbstes errichtet,

      Kann die feste, endlose Linie löschen,

      Die diese sich wandelnden Namen und zahllosen Leben verknüpft,

      Diese neuen vergesslichen Persönlichkeiten,

      Und weiter lauern lässt in unseren bewussten Taten

      Den Schweif alter verblichener Gedanken und Handlungen, –

      Kann ausschlagen das Vermächtnis unserer vergrabenen Selbste,

      Das belastende Erbe unserer vergangenen Formen,

      Blind akzeptiert von Körper und Seele.

      Eine Episode in einer nicht erinnerten Erzählung,

      Deren Anfang verloren ist, verborgen ihr Motiv und Handeln,

      Hat eine einst lebendige Geschichte unser jetziges Geschick,

      Kind vergangener Energien, vorbereitet und geschaffen.

      Die starre Beständigkeit der kosmischen Sequenzen,

      Fixiert mit unentrinnbaren, unsichtbaren Bindegliedern,

      Muss sie brechen, vertreiben mit ihrer Seelenkraft,

      Ihre Vergangenheit, ein Block auf der Straße des Unsterblichen,

      Zur tabula rasa machen und ihr Schicksal neu gestalten.

      Ein Kolloquium der Urgötter,

      Die sich treffen an den Grenzen des Unbekannten,

      Muss ihrer Seele Debatte mit verkörpertem Nichts

      Auf einem gefährlichen, düstren Hintergrund ausgetragen werden:

      Ihr Wesen muss sich seiner formlosen Ursache stellen,

      Gegen das Universum sein alleiniges Selbst in die Waagschale werfen.

      Auf dem kahlen Gipfel, wo Selbst allein mit dem Nichts ist

      Und das Leben keinen Sinn hat und die Liebe keinen Standplatz,

      Muss sie für ihre Sache einstehen auf der Auslöschung Rand,

      In der Todesgrotte der Welt des Lebens hilflosen Anspruch bewahren

      Und verteidigen ihr Recht zu sein und zu lieben.

      Geändert werden muss die grobe Ökonomie der Natur;

      Befreiung muss sie erlangen von überkommenen Fesseln,

      Ein altes Konto des Leids abtragen,

      Der Seele gehäufte Schuld von der Zeit tilgen,

      Und die schweren Unterwerfungsrechte der karmischen Götter,

      Die langsame Rache des erbarmungslosen Gesetzes

      Und die tiefe Notwendigkeit universellen Schmerzes

      Und hartes Opfer und tragische Konsequenz.

      Aus einer zeitlosen Barriere muss sie herausbrechen,

      Mit Gedankentiefe durchdringen die monströse Stille der Leere,

      In die einsamen Augen des unsterblichen Todes blicken

      Und mit ihrem schieren Spirit des Unendlichen Nacht durchmessen.

      Der große, schmerzliche Augenblick war nun nahe.

      Wie ein gepanzerter Trupp seinem Verhängnis entgegen schreitend,

      Zogen die letzten langen Tage mit schwerem Tritt vorüber,

      Lange, und doch zu schnell vorbei, das Ende zu nah.

      Allein inmitten der vielen geliebten Antlitze,

      Bewusst unter unwissenden glücklichen Herzen,

      Wachte ihr gewappneter Spirit über die Stunden

      Und lauschte auf einen vorausgewussten gewaltigen Schritt

      In der abgeschiedenen Schönheit der menschenfeindlichen Wildnis.

      Eine Kämpferin in stillen, furchtbaren Regionen,

      Stand sie ohne Wissen der Welt für die Welt:

      Keinen Helfer hatte sie außer der inneren Kraft;

      Es gab keinen Zeugen mit irdischen Augen,

      Oben die Götter und unten allein die Natur

      Waren Zuschauer jenes mächtigen Unterfangens.


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