Leas Steine. Susanne Zeitz
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Susanne Zeitz
LEAS STEINE
Roman
Engelsdorfer Verlag
Leipzig 2016
Susanne Zeitz ist 1960 in Schwäbisch Hall geboren. Sie ist in Stuttgart aufgewachsen und lebt seit 1997 mit ihrem Mann und ihrer Familie in Konstanz am Bodensee. Ausbildung zur Kunst, Mal- und Gestaltungstherapeutin und Burnout- und Stresspräventionstrainerin.
Sie malt und fotografiert, schreibt Reiseberichte, Gedichte und märchenhafte Erzählungen für Erwachsene.
Ihr erstes Buch DIE KLEINE INSEL UNSERER FANTASIE ist 2015 erschienen.
Inhalt
Prolog
Reise nach Sorrent November 2014
Lesen Sie außerdem von Susanne Zeitz
Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;
detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.
Copyright (2016) Engelsdorfer Verlag Leipzig
Alle Rechte beim Autor
Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)
E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH 2016
SOMMER 1968
Die Sonne ist glutrot, wie eine brennende Kugel, über dem Wattenmeer aufgegangen. Das Thermometer an der Hauswand des alten Friesenhauses misst an diesem Morgen bereits schon zwanzig Grad. Es verspricht, ein sonniger und heißer Hochsommertag zu werden. Der stets lebhafte Wind fährt in das geöffnete Fenster und lässt die kurzen, teefarbenen Gardinen lustig flattern. Karin spürt noch den letzten Hauch des Windes auf ihrem Gesicht, bevor dieser das Zimmer wieder verlässt. Von draußen ist das zänkische Kreischen einzelner Möwen zu hören, die in weiten Kreisen über das Haus in Richtung Meer fliegen.
Sie schlägt die Augen auf. Ihr erster Blick fällt auf den Wecker. Bald gibt es Frühstück. Das Bett neben ihr ist leer, die grüne Decke zurückgeschlagen. Sie hört Klaus nebenan im Badezimmer ein Lied pfeifen. Karin muss lachen. Die Töne liegen, wie immer, ziemlich neben der Melodie, aber anscheinend nur für ihre Ohren, denn er findet, jeder könne seine Lieder sofort erkennen. Sie hat kaum zu Ende gedacht, da erscheint er bereits mit leicht eingezogenem Kopf im Türrahmen.
»Guten Morgen, meine Liebste, grins nicht so frech! Ich weiß genau, was du gerade denkst!«
Karin lacht ihn verschmitzt an. Sie liebt ihn so sehr. Wie gut er aussieht mit seinen rotblonden, vom Duschen noch feuchten, zerzausten Haaren! Er ist zu groß für die niedrigen Räume des alten Friesenhauses. Das hat er gleich am ersten Tag, als er das Gepäck auf ihre Zimmer brachte, schmerzhaft feststellen müssen, als er sich am oberen Türrahmen den Kopf anstieß.
Durch die geöffnete Türe zum Nebenzimmer stürmen Lea und Klara, ihre Zwillinge, gerade einmal zweieinhalb Jahre alt, ihrem Vater geradewegs in die Arme. Karin schaut vom Bett aus zu, wie Klaus voller Freude seine beiden Mädchen im Kreis herumschwenkt. Wenn nur dieser Moment ewig dauern würde, denkt sie. Fest prägt sie sich dieses Bild ein: Klaus, in seiner verwaschenen Jeans und offenem Hemd, der Lea und Klara fest an sich drückt. Die Kinder sind auf den ersten Blick schwer auseinanderzuhalten, so sehr ähneln sie sich mit derselben roten Haarfarbe und den grünen Augen, die jetzt lebhaft und freudig blitzen. Beide tragen kurze, rosa Hemdchen, die den Blick auf ihre leicht gebräunten, pummeligen Beinchen freigeben. Ihre vom Schlaf zerzausten, roten Haare umrahmen zarte Gesichter, in denen sich jetzt die Wangen aus lauter Übermut gerötet haben.