Der größte Irrtum der Weltgeschichte. Hans-Erdmann Korth

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v. Chr. erkrankte Augustus so schwer, dass seine Umgebung bereits mit seinem Tod rechnete. Er überlebte schließlich, entschloss sich aber, seine Legionen künftig nicht mehr persönlich zu führen.3

      Während er als junger ehrgeiziger Politiker im Kampf um die höchste Macht keinerlei Skrupel kannte, war seine spätere Herrschaft von maßvoller Klugheit. So konnte er die in den Jahrzehnten republikanischen Bürgerkrieges zerrüttete Ordnung wieder herstellen.4 Dabei vermied er es geschickt, sich als faktischer König und Imperator zu geben. Statt dessen war er stets darauf bedacht, sich als formal gleichrangig mit den Trägern der traditionellen Ämter der Republik darzustellen.

      Seine Politik und seine Taten, durch die er das römische Reich bis nahe an den Gipfel seiner Ausdehnung führte, machten ihn zu einem der bedeutendsten Herrscher. Mit den 'res gestae divi augusti', seinem Tatenbericht, hinterließ Augustus gewissermaßen eine Zusammenfassung aller ihm wichtigen politischen Aktionen. Dort gibt er eine Reihe von Bauwerken an, die er entweder erbauen, vollenden oder wiederherstellen ließ.

      Augustus war der erste römische Staatsmann, der wahre Unsummen von Geld nur für öffentliche Bauten verwandte. Dabei verfolgte er den Plan, die Stadt Rom vollkommen neu zu gestalten. So baute er auf dem Palatin-Hügel einen neuen Apollontempel und restaurierte den Jupiter-Feretrius-Tempel auf dem Capitol. Nach dem Tod des Antonius verwirklichte er sein riesiges Mausoleum. Außerdem renovierte er unzählige Tempel und baute schließlich das Forum Augustum.1 Es hatte zwar schon vor Augustus' Zeit Marmorbauten in Rom gegeben. Allerdings war der Baustoff seinerzeit in weit bescheidenerem Maß verwendet worden. Sein Biograph Sueton berichtet, Augustus habe sich zu Recht gerühmt, das damalige Rom aus einer Stadt aus Backsteinen in eine Marmorstadt verwandelt zu haben.

      Auf den Tag 50 Jahre, nachdem er sein erstes Konsulat angetreten hatte, verstarb Augustus nach kurzer Krankheit in Gegenwart seiner Ehefrau Livia und etlicher herbei geeilter Würdenträger. Als ein Omen in Zusammenhang mit seinem Tod wurde eine Sonnenfinsternis in der Gegend von Nola bzw. Capri genannt, auf die Rückrechnungen in die Jahre um 14 u.Z. allerdings keine Hinweise liefern.1

      Die wichtigsten Ereignisse im Leben des Augustus sind uns also aus vielen Quellen überliefert. Interessiert uns jedoch auch die Frage, wie lang diese Ereignisse zurück liegen, dann helfen die Berichte nicht weiter. Wir haben uns bisher darauf verlassen, dass die Jahreszählung keinen Fehler enthält. Dies jedoch ist nicht so selbstverständlich, wie es scheint. Deshalb sollten wir es überprüfen.

      Aber wie? Augustus war der erste von mehr als 120 Kaisern der folgenden drei Jahrhunderte bis zu Diokletian, von denen die meisten innerhalb kürzester Zeit eines gewaltsamen Todes starben. Der nahe liegende Versuch, deren Abfolge und Regierungsdauer lückenlos abzuklären dürfte jedenfalls wenig aussichtsreich sein.

       Der Untergang der Villa Augustea am Vesuv

      Um 1930 begannen die Ausgrabungen der Villa Augustea, eines prächtigen, mehr als 18 Meter weiten Gebäudes, bei dem es sich um die Altersresidenz des Kaisers Augustus gehandelt haben soll, an der nördlichen Flanke des Vesuv beim heutigen Ort Somma Vesuviana. Dort wurden damals mehrere kostbare Marmorstatuen gefunden, die Kunsthistoriker dem frühen 1. Jh. n. Chr. zuordnen konnten.

      Vor einigen Jahren wurden nun die Ausgrabungen von einem italienisch-japanischen Team von Archäologen wieder aufgenommen.2 Dabei konnte anhand des Vulkanauswurfs nachgewiesen werden, dass das Gebäude nicht durch den Vulkanausbruch von 79 AD verschüttet wurde (wie bislang angenommen), sondern offenbar erst durch die gewaltige 'Pollena'-Eruption1 des Jahres 472 AD. Allerdings war die Villa zu diesem Zeitpunkt bereits eine Ruine. In den Trümmern eines Küchenherdes fanden sich jedoch verkohlte Holzreste, deren kalibrierte C14-Datierung auf das Jahr 425 weist.2 Ohne Kalibrierung bezeichnen diese Radiokarbonwerte etwa das Jahr 334 u.Z.

      Die Archäologen folgerten aus dem Messergebnis, dass die Villa Augustea noch Jahrhunderte nach dem Untergang Pompeis bewohnt wurde. Dies erscheint jedoch nur schwer vorstellbar: Wird doch das nur geringe Ausmaß der überlieferten Schäden durch die Eruption von 472 AD damit begründet, dass die Gegend um den Vesuv aufgrund des Ausbruchs von 79 immer noch weitgehend verwüstet war und daher praktisch unbesiedelt3.

      Zudem beträgt der Abstand von der Villa zum Gipfel des Vesuv nur etwa 5 Km, wohingegen das verschüttete Pompei dreimal soweit entfernt liegt. Die hohe Gefährdung des Anwesens (die sich im Jahre 472 dramatisch bestätigte) dürfte jedermann klar gewesen sein. Wer in aller Welt hätte nach der Katastrophe von Pompei und Herkulaneum ausgerechnet an diesem Ort die Beschaulichkeit eines reichen Landsitzes genießen wollen?

      Der dort gemessene C14-Wert stimmt jedenfalls verblüffend genau mit dem Ergebnis überein, das zu erwarten ist, wenn die römische Chronologie um drei Jahrhunderte jünger wäre als überliefert und das nach dem Ausbruch von 79 AD höchstwahrscheinlich beschädigte Gebäude verlassen blieb und verfiel. Ein direkter Vergleich mit Radiokarbondatierungen aus dem nahen Pompei könnte hier sicher weiteren Aufschluss schaffen. Der Untergang dieser Stadt ist auf Tag und Stunde genau dokumentiert (24. August 79 AD). Meine Recherche nach veröffentlichten C14-Datierungen von Holzresten des verschütteten Pompei blieb leider ohne greifbares Resultat. Zu vermuten ist, dass Altersbestimmungen mit C14 dort 'unbrauchbare', weil offenbar zu junge Ergebnisse lieferten.

       Ara Coeli – Der Tempel auf dem Kapitol

      Der Legenda Aurea zufolge, soll die Seherin Sybilla von Tibur den Kaiser am Tag der Geburt des Herrn auf eine Himmelserscheinung aufmerksam gemacht haben: Hinter der Sonne erschien die Jungfrau mit dem Kind auf einem 'Himmels-Altar'.

       Konstellation 23.9.297 [Stellarium]

      Wie schon erwähnt, wurde Augustus am Tag der herbstlichen Tagundnachtgleiche, dem 23. September geboren. Sein aktuelles Geburtstagshoroskop dürfte ihn besonders interessiert haben. An diesem Tag stand die Sonne im Sternbild Virgo direkt neben Spica, dem 'Kind der Jungfrau'. Am 23.9.297 zeigte sich jedoch eine besondere Konstellation im Sternbild Virgo: Zu beiden Seiten der Sonne standen die Planeten Jupiter und Venus. Zusammen bildeten sie eine strahlende Figur, die leicht als Altar (Opfertisch) zu interpretieren war.

      Der Kaiser opferte, so die Überlieferung, auf die Eröffnung der Sibylle hin Weihrauch im Tempel auf dem Capitol – am Ort der heutigen Kirche Maria Ara Coeli.

       Entstand die Sonnenuhr des Augustus vor 1700 Jahren?

      Um das Jahr 10 v. Chr. ließ Kaiser Augustus auf dem Marsfeld in Rom eine riesige, ausgeklügelte Sonnenuhr errichten – angrenzend an sein Mausoleum und die Ara Pacis Augustae. Als insgesamt 100 römische Fuß hoher Gnomon (Schattenstab) diente ein eigens aus Ägypten herbeigeschaffter Obelisk.1 Am Tag der Tagundnachtgleiche wanderte der Schatten der auf der Spitze des Obelisken montierten vergoldeten Kugel in gerader Linie über das mehr als 120 Meter weite Anzeigefeld auf den Altar zu.2 Die Sonne, so sollte es scheinen, erwies dem Kaiser ihre Reverenz. Zur Mitte der elften Tagesstunde erreichte der Schatten schließlich das Portal des Friedensaltars. Für den Rest des Tages (symbolisch: des Zeitalters) war mit Augustus der Friede eingekehrt.

      Dass die Sonnenuhr mit dem julianischen Kalender übereinstimmte, gilt als sicher – aber zu welchem Zeitpunkt war dies der Fall? Zur Zeit ihrer Errichtung oder erst später?3 Augustus hatte (so die Überlieferung) den von Julius Cäsar eingeführten Kalender überprüfen und nachjustieren lassen: Dreimal (in den Jahren 5 v. Chr., 1 v. Chr. und 4 n. Chr.) habe er Schaltjahre ausfallen lassen, damit der Frühlingsbeginn wieder auf sein traditionelles Datum fiele, den 21. März (nach moderner Zählung der Tage). Damit wurden, so heißt es, die eigenartigen Schaltfehler berichtigt, die offenbar den für die Ausrufung


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