London. John Sykes

London - John Sykes


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James’s-Viertel: Hinterhöfe der feinen Gesellschaft

       3.Zwischen Strand und Themse: eine aristokratische Vergangenheit

       4.Von der Kathedrale bis Blackfriars: Mönche, Apotheker und Theatergeschichte

       5.Rund um die Chancery Lane: das historische Juristenviertel

       6.Fitzrovia: intellektuelles Pflaster

       In Hörweite von Big Ben ist ein Viertel zu entdecken, das Prominente, auch viele Politiker, zu ihrem Wohnsitz erkoren. Wir sehen schöne, ruhige Straßenzüge, ungewöhnliche alte und neue Architektur sowie ein ganz normales Alltagsleben nahe dem großen Geschehen.

      Der Jewel Tower, letztes Überbleibsel des mittelalterlichen Palace of Westminster

      Der Jewel Tower, der letzte Rest des mittelalterlichen Palace of Westminster, ist unser Ausgangspunkt. Wir gehen rechts in die Great College Street. Hinter der Steinmauer rechter Hand befindet sich der Garten der Westminster Abbey. Am Ende der Straße führt ein Tor in den Hof der Westminster School, einer historischen Privatschule – ehemalige Schüler sind unter anderem Andrew Lloyd Webber und Peter Ustinov. Wir kehren in die Great College Street zurück, dann rechts in die Barton Street.

      Eine Tafel an der Barton Street Nr. 14 gedenkt dem Schriftsteller und Abenteurer T. E. Lawrence („Lawrence von Arabien“). Im weiteren Verlauf sehen wir einige solcher „blue plaques“, denn die Straßen dieser Gegend sind als Wohnort für einflussreiche Menschen schon lange beliebt. Links geht es in die Cowley Street mit Gedenktafeln für den ersten Generaldirektor der BBC, Lord Reith, und den Schauspieler Sir John Gielgud. Das Haus Nr. 7 am Ende dieser Straße gehört dem Parlamentsmitglied und erzkonservativen Brexit-Verfechter Jacob Rees-Mogg. 2018 erwarb er das Objekt für 5,6 Millionen Pfund.

      Gedenktafel für den Schauspieler Sir John Gielgud

      Dem Rechtsknick der Cowley Street folgend überqueren wir die Great Peter Street und sehen in der Lord North Street Häuser im „Georgian“-Stil, d. h. aus dem 18. und frühen 19. Jahrhundert. Die Zierde dieser schlichten Bauwerke ist meist die Eingangstür mit dekorativer Umrahmung. Eine verblichene Schrift aus dem Zweiten Weltkrieg neben Nr. 8 weist auf Luftschutzräume in den Kellern. Geradeaus bildet die St John’s Church den Mittelpunkt von Smith Square. Die 1728 vollendete Barockkirche wird für hochwertige Konzerte benutzt. Einer Überlieferung zufolge geht die Architektur mit vier Türmen auf Königin Anne zurück. Es heißt, sie habe mit den Worten „So soll die Kirche aussehen!“ ihren Fußschemel umgestoßen, daher der Spitzname „Queen Anne’s footstool“. Georgianische Häuser säumen den Platz, im 20. Jahrhundert Standort des Hauptquartiers sowohl der Labour Party als auch der Konservativen.

      Die Verlängerung der Lord North Street führt zur viel befahrenen Horseferry Road. Wer mag, unternimmt hier einen Abstecher links zur Themse für einen schönen Ausblick von der Lambeth Bridge – dabei passiert man die Hauptverwaltungen der Firma Burberry (rechts) und des Spionageabwehrdienstes MI5 (ein klotziger Steinbau an der Ecke zur Uferstraße). Sonst überqueren wir die Horseferry Road, gehen ein paar Schritte nach rechts und durch den kleinen Park St John’s Gardens, dann rechts in die Page Street und befinden uns auf einmal in einer anderen Welt. Die mehrstöckigen denkmalgeschützten Wohnblöcke aus den Jahren 1928 bis 1930 entwarf der damals angesehenste britische Architekt, Sir Edwin Lutyens. Der Grundbesitzer, der Zweite Herzog von Westminster, machte es zur Bedingung des Projekts, dass der Stadtrat von Westminster die 532 Wohnungen ausschließlich an Familien der Arbeiterklasse vermietete. Die schönen Conciergehäuschen werden heute von kleinen Betrieben – ein Schuster, ein Installateur, ein Barbier – benutzt.

      St John’s Church

      Das herrlich altmodische Regency Cafe an der Ecke Page Street/Regency Street mit Resopaltischen und karierten Gardinen hält (wie lange noch?) den Stil der 1960er-Jahre hoch. Hier geht es nach rechts über die Regency Street und halb links in die Horseferry Road. Auf der rechten Seite bildet aufsehenerregende Metall- und Glasarchitektur – das Domizil des Fernsehsenders Channel Four – einen starken Kontrast zur Umgebung. Der Spaziergang endet im verkehrsberuhigten Strutton Ground, wo kleine Geschäfte und Esslokale für einen angenehmen Abschluss sorgen.

      Sitz des Fernsehsenders Channel Four

      INFO

      Adresse: Start: Abingdon Street, SW1P 3JX, am Jewel Tower, Ende: im Strutton Ground, SW1H 0HW

      Anfahrt: U-Bahn nach Westminster (Circle, District Line); Abreise: U-Bahn ab St James’s Park (Circle, District Line)

      Dauer: 1 Stunde, Weglänge ca. 2 Kilometer

      Essen & Trinken: Cafés und Pubs im Strutton Ground

       Unweit vom Buckingham Palace durchziehen kleine Gassen und versteckte Passagen ein Viertel von exklusiven Geschäften, Adelspalästen und diskreten Privatklubs.

      Der Startpunkt unseres verschlungenen Weges ist das untere Ende der St James’s Street, Ecke Pall Mall. Neben dem 1698 gegründeten Weinhändler Berry Bros. & Rudd (Haus Nr. 3) führt eine Passage zum kleinsten öffentlichen Platz Londons, Pickering Place mit Häusern der 1730er-Jahre, einst Austragungsort für Duelle und im 19. Jahrhundert Domizil der Gesandtschaft der unabhängigen Republik Texas. Ein Blick in die Schaufenster von James Lock (Lock & Co. Hatters), Hutmacher seit über 250 Jahren (St James’s Street Nr. 6), John Lobb, Schuhmacher seit 1849 (Nr. 9) und Truefitt & Hill, Parfümerie und Rasierbedarf seit 1805 (Nr. 71 auf der anderen Straßenseite), zeigt, welches Klientel hier verkehrt.

      Berry Bros. & Rudd, Weinhändler seit 1698

      Neben Truefitt & Hill kredenzt das Restaurant Chutney Mary feinste indische Gerichte in einem exklusiven Ambiente. An dieser Ecke biegen wir in die Little St James’s Street ein und passieren das Dukes Hotel. Die Dukes Bar war möglicherweise der Ursprung von James Bonds Lieblingscocktail, denn hier trank sein Erfinder Ian Fleming gerne Martinis. Etwas weiter im Catherine Wheel Yard stehen Eigentumswohnungen an der Stelle der ehemaligen Catherine Wheel Tavern, wo Guy Fawkes und Komplizen 1605 ihren Plan ausheckten, das Parlament in die Luft zu sprengen und das Königreich in den Schoss der römisch-katholischen Kirche zurückzuführen. Die Little St James’s Street macht einen Linksknick und führt auf den St James’s Palace zu. Der älteste königliche Palast Londons, heute Residenz einiger eher unbekannter Mitglieder der Royal Family, ist für die Öffentlichkeit unzugänglich – es sei denn, man kommt am Sonntagmorgen zur Chapel Royal. Den Gottesdienst in der Kapelle begleitet ein sehr guter Chor.

      Spencer House

      Vor dem Palast halten wir uns rechts und erreichen über eine enge Gasse den Green Park. Den östlichen Rand


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