Der Schreibzeitplan: Zeitmanagement für Schreibende. Christian Wymann

Der Schreibzeitplan: Zeitmanagement für Schreibende - Christian Wymann


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2012). Es geht mir um die Basiselemente eines Zeitplans und die konkreten Herausforderungen, denen Sie dabei eventuell begegnen. Das Buch präsentiert Ihnen Werkzeuge, mit denen Sie Ihren eigenen Schreibzeitplan zusammensetzen können. Dazu benötigen Sie Ihren gesunden Menschenverstand und die Offenheit und Bereitschaft, Ihr eigenes Verhalten und Ihre Gewohnheiten zu reflektieren.

      Da der Aufbau des eigenen Schreibzeitplans Ausdauer und Disziplin verlangt, will ich Sie mit Beispielen von anderen Schreibenden motivieren und inspirieren. Die Beispiele nehme ich einerseits aus meiner Tätigkeit als Schreibberater und andererseits aus der Literatur. Die Schreibenden, von denen ich berichten werde, erreichen nicht alle ihr Wunschziel auf Anhieb. Anstatt Ihnen zu zeigen, wie jemand zum perfekten Schreibzeitplan findet, erfahren Sie, wie andere Schreibende mit Herausforderungen umgehen. [13] Vielleicht erkennen Sie sich in dem einen oder anderen Beispiel wieder und können daraus Inspiration und Motivation schöpfen.

      Verwendung und Aufbau des Buches

      Verfügen Sie noch nicht über einen Schreibzeitplan oder wissen nicht, worum es bei der Idee des Schreibzeitplans genau geht, folgen Sie am besten den einzelnen der zehn Schritte der Reihe nach. Richten Sie sich bereits nach einem Schreibzeitplan, sind aber mit der Umsetzung nicht zufrieden, dann suchen Sie sich die Kapitel heraus, die Ihnen weiterhelfen könnten. In beiden Fällen dürfen Sie dieses Buch als Werkzeugkasten mit zehn Schubladen auffassen. Nehmen Sie aus dem Kasten, was Sie brauchen. Wenn Ihnen ein bestimmtes Werkzeug nicht gut in der Hand liegt, müssen Sie es auch nicht verwenden bzw. können es anpassen. Schließlich geht es um Ihr eigenes Schreiben, dem Sie mithilfe des Schreibzeitplans eine Routine geben wollen. Sie alleine entscheiden, was für Sie funktioniert.

      Auf welche Weise Sie das Buch auch lesen, setzen Sie das Gelesene am besten gleich um. Fertigen Sie Ihren eigenen Schreibzeitplan parallel zum Lesen an. Obschon die Lektüre an sich hilfreich sein kann, geht sie vermutlich auch schnell wieder vergessen, wenn Sie sie nicht direkt umsetzen. Machen Sie nicht denselben Fehler wie ich, als ich mein erstes Buch zur Zeitplanung gelesen habe. Im Nachhinein wünschte ich mir, ich hätte mein frisches Wissen zum Thema unmittelbar verarbeitet. Ich hätte mir Sorgen über meinen Schreibfortschritt und die vermeintlich fehlende Zeit zum Schreiben ersparen können.

      Um herauszufinden, welche Gewohnheiten Sie beim Schreiben zurzeit haben, können Sie die Reflexionsübungen durchführen. Die Übungen fordern Sie auf, sich durch Fragen oder kurze Schreibaufgaben Aspekte Ihrer Schreibgewohnheiten bewusst zu machen. Dadurch setzen Sie einen Reflexionsprozess in Gang, der Sie bei der Veränderung dieser Gewohnheiten unterstützen kann. Sie können sich dafür ein Notizheft reservieren oder eine Datei auf dem Computer erstellen. Dadurch legen Sie Ihre Überlegungen an einem Ort ab und können sie später emeut lesen oder ergänzen.

      Sollten Sie, nachdem Sie die zehn Schritte durchgearbeitet und umgesetzt haben, immer noch große Probleme mit dem Entwickeln einer Schreibroutine haben, finden Sie am Ende das Kapitel „Und was, wenn das alles nicht funktioniert wie geplant?“. Besonders [14] Schreibende, die trotz Schreibzeitplan weiterhin aufschieben oder nicht vom Fleck kommen, finden darin Anregungen für weitere Schritte.

      Und schließlich finden Sie am Ende die „Quintessenz der 10 Schritte“ in wenigen Sätzen beschrieben. Die Auflistung kann Ihnen bei der Orientierung innerhalb der zehn Schritte helfen oder Ihr Wissen über den Schreibzeitplanjederzeit auffrischen.

      Zum Weiterlesen über …

      Theorien, Modelle und Forschungsergebnisse zu Zeit- und Selbstmanagement

      ■ Boice, Robert (1990): Professors as Writers. A Self-Help Guide to Productive Writing. Stillwater: New Forums Press Inc.

      ■ Riedenauer, Markus; Tschirf, Andrea (2012): Zeitmanagement und Selbstorganisation in der Wissenschaft. Ein selbstbestimmtes Leben in Balance. (UTB 3668). Wien: facultas wuv.

      [15] Schritt 1:

      Motivation und Selbstverpflichtung

      [16] Reflexion: Automatisches Schreiben zur Motivation

      Schreiben Sie fünf Minuten lang zu folgender Frage: Warum will ich einen Schreibzeitplan erstellen?

      Schreiben Sie ohne lange zu überlegen oder zu planen. Setzen Sie wenn möglich während dieser fünf Minuten den Stift nicht ab bzw. nehmen Sie Ihre Finger nicht von der Tastatur. Schreiben Sie auf, was Ihnen in diesem Moment in den Sinn kommt, ohne das Geschriebene zu beurteilen oder zu löschen. Anders gesagt: Transkribieren Sie, was Ihnen zu der Frage in den Sinn kommt. Egal, ob es sich um unvollständige Sätze handelt oder Ihre Gedanken nicht immer Sinn machen, schreiben Sie. Schreiben Sie kontinuierlich, und falls Ihnen nichts einfällt, schreiben Sie, dass Ihnen nichts einfällt. Sie müssen nicht schnell schreiben, sondern lediglich den Stift oder die Finger in Bewegung halten. Sind die fünf Minuten verstrichen, lesen Sie Ihren Text und markieren die Wörter und Sätze, die Ihnen wichtig erscheinen. Womöglich werden Sie überrascht sein, was Sie geschrieben haben. Im Idealfall gibt Ihnen das Resultat dieser Übung Auskunft darüber, was Sie dazu motiviert, einen Schreibzeitplan zu erstellen.

      Motivation

      Die Motivation zu kennen, weshalb man sich der Arbeit annimmt, einen Schreibzeitplan zu erstellen, und sich den Herausforderungen stellt, wird sich als wichtiger Anker erweisen – besonders in schwierigen Phasen. Vergegenwärtigen Sie sich zu Beginn und immer wieder während des Prozesses Ihre Motivation. Vielleicht verändert sie sich im Laufe der Zeit oder Sie entdecken, dass sie grundlegender ist, als Sie bisher annahmen. Überprüfen Sie Ihre Motivation nicht dann und wann, könnte es sein, dass Sie sie vergessen und in schwierigen Zeiten nicht mehr reaktivieren können. Sie könnten den Mut verlieren und den Schreibzeitplan aufgeben. Das Gegenteil ist das Ziel.

      Welche Motivation könnte dahinter stecken, dass Sie einen Schreibzeitplan in Angriff nehmen? Absolvieren Sie ein Studium, ist Schreiben abhängig vom Fachbereich ein wichtiger Teil Ihrer Ausbildung. Es mag Ihnen so Vorkommen, als müssten Sie schreiben. [17] Das Ganze lässt sich aber auch von einer anderen Seite betrachten: Sie haben das Studium höchst wahrscheinlich aus eigenen Stücken begonnen und wollen sich Wissen und Kompetenzen aneignen. Schreiben bildet sowohl eine der Schlüsselkompetenzen des wissenschaftlichen Arbeitens, auf das Sie durch das Studium vorbereitet werden, als auch vieler Berufe (Frank/Haacke/Lahm 2007; Nünning 2008; Kruse 2010). Damit Sie sich Schreibkompetenzen aneignen können, ist es notwendig, dass Sie das wissenschaftliche Schreiben immer wieder üben. Ihre Motivation, einen Schreibzeitplan zu erstellen, hängt mit Ihrem Wunsch zusammen, sich als wissenschaftlich Schreibende oder Schreibender zu verbessern. Weil Sie dabei effizient Vorgehen möchten, ohne Ihre Freizeit dafür zu opfern, streben Sie eine gute Zeitplanung an.

      Vielleicht stehen Sie mitten in einer Abschluss- oder Qualifikationsarbeit, sei das Ihre Bachelor-, Master- oder Doktorarbeit. Sie sind mit Ihrer Arbeitsweise oder dem Arbeitsfortschritt unzufrieden und möchten daran etwas ändern. Ihre Motivation besteht darin, diese Unzufriedenheit in Zufriedenheit mit Ihrem Schreiben umzuwandeln. Es kann sein, dass Sie andere Schreibende kennen, die mit ihrem Arbeitsrhythmus zufrieden sind und genügend Zeit für andere Verpflichtungen haben. Es motiviert Sie zu sehen, dass sie es geschafft haben, und streben nach einer ähnlich geordneten Schreibsituation. Ähnlich ging es Katrin und Samuel (siehe Schritt 2), die durch andere inspiriert wurden und ihren eigenen Schreibzeitplan in Angriff nahmen.

      Eine dritte Motivation könnte darin bestehen, dass Sie unterschiedliche Verpflichtungen unter einen Hut bringen müssen. Während Sie die meisten davon planen, tun Sie das fürs Schreiben noch nicht. Damit das Schreiben nicht vergessen geht, wollen Sie nun einen Zeitplan ausarbeiten. So ging es Andreas, der plante, während eines Jahres die Rohfassung seiner Qualifikationsarbeit zu entwerfen. Seine Anstellung und seine Familie mit zwei Kindern gaben ihm bereits einiges an zeitlicher Planung vor. Dies war unter anderem Grund dafür, dass er fürs Schreiben einen Plan anfertigen


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