Killerrache: Krimi Koffer 9 Romane. Alfred Bekker

Killerrache: Krimi Koffer 9 Romane - Alfred Bekker


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von ihnen hatte den Schädel kahl rasiert und trug einen schwarzen Kinnbart.

      Der andere trug das dichte blonde Haar zu einem Pferdeschwanz zusammengefasst.

      „Ihr kommt hier nicht rein!“, meinte der Blonde. „Eure Kleidung ist nicht cool genug.“

      „Wird sie durch das vielleicht etwas cooler?“, fragte Jürgen und hielt ihm die ID-Card des BKA entgegen.

      „Wir sind nicht zum Vergnügen hier“, fügte Rudi hinzu.

      „Der Boss wird nicht begeistert sein.“

      „Wenn Sie mit ‚Boss’ Herrn Farkas meinen, dann sagen Sie ihm, dass wir uns gerne mit ihm unterhalten würden.“

      „Gehen Sie rein“, murmelte der Kahlkopf. „Mal sehen, was wir für Sie tun können.“

      Im Inneren des ‚Abraxas’ herrschte bereits Hochbetrieb. Glitzerlicht flimmerte über die Tanzflächen. Go-go-Girls räkelten sich in Käfigen und ein dumpfer, stampfender Beat ließ den Boden erzittern.

      Eine Freitreppe führte hinauf zu einer Balustrade.

      Reza Tannous stand dort.

      In seiner Linken hielt er ein Glas Champagner.

      „Sieh an, ein bekanntes Gesicht!“, meinte ich an Rudi gewandt.

      Tannous hatte uns längst entdeckt. Ein zufriedenes Lächeln spielte um seine Lippen, als er uns sah.

      „Wie wär’s, wenn wir ihm einen guten Abend wünschen“, schlug ich vor.

      „Der hatte doch schon heute Nachmittag in seiner Wohnung genug von uns.“

      „Wir sehen uns hier unten um“, kündigte Jürgen an.

      Rudi und ich gingen die Freitreppe hinauf. Man hatte einen guten Überblick über den Raum. Von den Gesichtern der Gäste konnte man in dem Laserlicht-Geflacker allerdings kaum etwas erkennen.

      „Wir laufen uns aber ziemlich häufig über den Weg, Gentlemen“, begrüßte uns Reza Tannous. „Wie steht’s? Wollen Sie hier nicht auch eine kleine Durchsuchungsaktion starten?“ Er grinste. „Manche Leute können gar nicht genug davon kriegen, sich zu blamieren!“

      „Gehört zum Berufsrisiko“, erwiderte ich.

      „Tja, wem sagen Sie das! Wie gefällt Ihnen übrigens das ‚Abraxas’?“

      „Sind Sie an dem Laden beteiligt?“

      „Herr Farkas war so freundlich mir ein paar Anteile zu überlassen. Es ist eine reine Goldgrube, kann ich Ihnen sagen. Sie sehen ja, was hier los ist!“

      „Ist Herr Farkas heute Abend auch hier?“

      „Noch nicht, aber ich denke, dass er noch auftauchen wird, Herr Kubinke! Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte!“

      Er ging die Freitreppe hinunter.

      „Der Kerl macht sich über uns lustig!“, meinte Rudi ziemlich ärgerlich.

      „Lassen wir ihm den Spaß. Hauptsache, wir finden ein paar Hinweise auf Gerighauser.“

      Wir fragten überall herum und zeigten unsere Bilder umher. Eine der Go-Go-Tänzerinnen glaubte sich an Gerighauser zu erinnern.

      „Der war schon mal hier“, sagte sie.

      „Wann?“

      „Könnte zwei Wochen her sein. Er ist ein Junkie. So gut wie auf dem Bild sah er da nicht mehr aus.“

      „Woher wollen Sie wissen, dass er ein Junkie ist?“

      Sie zögerte, wischte sich eine Strähne aus dem Gesicht und sah sich um. Ihr Auftritt war gerade zu Ende und bis sie das nächste Mal dran war, war eigentlich Zeit genug.

      „Hören Sie, ich möchte keine Schwierigkeiten bekommen.“

      „Mit wem sollten Sie Schwierigkeiten bekommen. Mit Herrn Tannous oder Herrn Farkas?“

      „Herr Farkas schmeißt mich vielleicht raus, wenn er erfährt, dass ich...“

      „Von uns erfährt er nichts“, mischte sich Rudi ein.

      Sie atmete tief durch und verschränkte die Arme vor der Brust.

      „Der Junkie, den Sie mir da gerade gezeigt haben, war nicht während des Abends hier. Er wäre auch sofort aufgefallen, so abgerissen wie der ist.“

      „Die Türsteher legen wert auf cooles Outfit“, bestätigte ich.

      „Er war nachmittags hier, als wir die Abstimmung der einzelnen Auftritte geprobt haben. Außerdem wollte sich Herr Farkas ein paar Girls ansehen, die neu dabei sind. Um so etwas kümmert er sich gerne selbst.“

      „Verstehe.“

      „Dann tauchte dieser Kerl auf. Ich dachte erst, der wäre angestellt worden, um die Mülleimer zu leeren oder etwas in der Art. Aber er war für Herr Farkas offenbar so wichtig, dass er mit ihm sofort in einem Nebenraum verschwand.“

      „War Tannous auch dabei?“

      „Nein. Kann ich mich jedenfalls nicht daran erinnern.“

      „Sie haben mir noch immer nicht gesagt, wieso Sie Ede Gerighauser für einen Junkie halten.“

      Sie hob die Augenbrauen und zögerte. Schließlich sagte sie: „Als wir fertig waren, habe ich ihn in seinem Wagen gesehen. Er hatte sich gerade eine Spritze gesetzt und saß völlig high hinter dem Steuer.“

      „Ich danke Ihnen. Wir brauchen noch Ihren Namen und Ihre Personalien.“

      „Ist das wirklich nötig?“

      „Ja.“

      „Aber ich werde das, was ich ausgesagt habe, vor keinem Gericht der Welt wiederholen, Herr...“

      „Kommissar Kubinke.“

      „Ich heiße Melanie Braun und wohne ein paar Blocks weiter, Sophie Thacke Straße 443.“

      Ich zeigte ihr noch ein Foto von Rademacher.

      „Ist das nicht der Bulle, der ermordet wurde?“, fragte sie.

      „Ja, genau der. Obwohl ich es nicht schätze, wenn man Polizisten als landwirtschaftliche Nutztiere bezeichnet.“

      „Das war nicht so gemeint.“

      „Doch, war es. Aber das soll mir jetzt egal sein. Es geht um den Mann auf dem Bild.“

      „Er war des Öfteren hier – zusammen mit zwei anderen.“

      „Aber ich nehme an, das war nicht dann, wenn Sie geprobt haben“, warf Rudi ein.

      Sie schüttelte den Kopf. Ein verhaltenes Lächeln erschien in ihrem Gesicht. „Nein, natürlich nicht. Die drei waren abends hier. Manchmal drei-, viermal die Woche. Sie haben sich gut amüsiert und hatte offenbar ziemlich viel Geld.“

      „Wer waren die anderen beiden?“

      „Der eine wurde immer Sebastian genannt.“

      „Sebastian Maybaum?“

      „Den Nachnamen weiß ich nicht.“

      Ich zeigte ihr ein Bild und sie erkannte Maybaum wieder. „Der dritte Mann hatte ziemlich viele Sommersprossen im Gesicht. Aber das ist auch schon alles, was ich Ihnen sagen kann.“

      Ich gab ihr meine Karte. „Vielleicht fällt Ihnen ja im Laufe der Zeit noch etwas ein. Dann rufen Sie mich an – egal wann.“

      „Mal sehen“ murmelte sie. Sie blickte sich um wie ein Ladendieb der befürchtete, dass ihn jemand gesehen haben könnte. Offenbar befürchtete sie, dass man ihr unangenehme Fragen stellte, wenn sie sich zu lange mit uns abgab.

      Einen Augenblick


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