Killerrache: Krimi Koffer 9 Romane. Alfred Bekker
er die Abfahrt verpasst und ist die Böschung hinuntergerutscht.“
„Und Sie meinen, anschließend hat er versucht zu Fuß weiterzukommen“, schloss ich.
„Ja, genau.“
„Warum hat er nicht sein Handy genommen und jemanden angerufen, der ihn abholt? Ein Taxi zum Beispiel.“
„Wir haben kein Handy gefunden“, berichtete Maskoviak.
Ich wechselte mit Rudi einen ziemlich verdutzten Blick. „Hören Sie, Maybaum war Polizist, da hat man das Handy immer dabei!“
„Wie gesagt, weder im Wagen noch bei der Leiche war ein Handy.“
„Seltsam.“
„Später ist er dann vom Truck überrollt worden. Ob er da bereits auf dem Boden lag oder nicht, weiß ich nicht. Ich persönlich tippe auf eine Schutzbehauptung des Fahrers.“
„Welche Verletzungen wies die Leiche auf?“
„Der Gerichtsmediziner, der die Erstuntersuchung durchgeführt hat, meinte, er sei wahrscheinlich an den enormen Quetschungen des Oberkörpers gestorben, die durch das linke Vorderrad des Trucks verursacht wurden.“
„Wir möchten uns gerne den Wagen mal ansehen“, kündigte ich an.
„Nichts dagegen einzuwenden.“
Wir zogen uns Latexhandschuhe über und öffneten die Tür. Rudi durchsuchte das Handschuhfach, fand aber nichts Besonderes.
Ich nahm mir den Kofferraum vor. Ein Parka war dort zu finden. Ich nahm mir die Jacke heraus und durchsuchte die Taschen. Ein Zettel fiel mir auf, auf dem notiert war, wie man zu dem Parkplatz gelangte, auf dem wir uns befanden.
Ich zeigte ihn Rudi.
„Er scheint sich hier mit jemandem verabredet zu haben.“
„Mit Gerighauser?“
„Das wird er uns leider nicht mehr sagen können.“
„Es war gestern ziemlich spät, als wir mit dem Mann sprachen, der im Lagerhaus bei Udo’s Imbiss übernachtete... Aber war der sich nicht hundertprozentig sicher, einen Porsche gehört zu haben?“
„Du meinst, Maybaum war auch am Tatort?“ Rudi überlegte. „Ich weiß nicht.
„Angenommen, nicht Gerighauser war der Mörder, sondern jemand anders.“
„Und Gerighausers Aufgabe war es nur, das Opfer an den Tatort zu bestellen?“
„Ich habe keine Ahnung.“
„Rademacher, Maybaum, Gerighauser – zwei Polizisten und ein Informant. Alle drei in dubiose Machenschaften verstrickt...“
„Da gibt es doch noch einen, der dazu passt.“
„Du meinst, den Kollegen Subotitsch?“
„Ja.“
„Fahren wir zu seiner Dienststelle?“
Ich schüttelte den Kopf. „Nein, wir sollten uns erst in Maybaums Wohnung umsehen. Dann wissen wir vielleicht etwas besser, wo wir bei Subotitsch ansetzen müssen!“
33
Maybaum bewohnte eine luxuriöse Wohnung in einer Wohnanlage. Die Wohnung war vermutlich so teuer, dass wahrscheinlich zwei Drittel des Polizistengehalts monatlich für die Miete draufgingen.
Die Wohnanlage wurde von einem Sicherheitsdienst bewacht. Einer der Uniformierten öffnete uns die Wohnung mit einer Chip Card, die als elektronischer Generalschlüssel fungierte.
Wir sahen uns um.
„Das Wohnzimmer ist allein schon größer als die Wohnungen von uns beiden zusammen“, meinte Rudi.
„Neidisch?“
„Nein. Ich bin ohnehin kaum dort. Und wenn ich daran denke, dass das alles hier wahrscheinlich mit schmutzigem Geld finanziert wurde...“
Auf dem Wohnzimmertisch lag ein Handy. Es war auf stumm geschaltet. Ich zog mir Latex-Handschuhe über und nahm es an mich.
„Warum hat er es hier liegen lassen?“, fragte Rudi. „Vergessen?“
„Ein Cop vergisst so etwas nicht“, sagte ich. „Oder hast du schon mal dein Handy vergessen?“
„Genauso wenig wie meine Waffe.“
„Er wollte, dass das Gerät hier bleibt, Rudi.“
„Wieso das denn?“
„Nehmen wir an, jemand hat Maybaum zu dem Parkplatz an der A24 bestellt.“
„Gerighauser?“
„Vielleicht. Jedenfalls war es vielleicht jemand, mit dem er nicht gesehen werden wollte. Er lässt also sein Handy hier zurück. Wenn jemand anruft, lässt sich nachher noch feststellen, über welchen Funkmast das Gespräch ging. Er hat dadurch ein Alibi. Sein Handy war nachweislich hier – und nicht am Tatort.“
„Oder er hat damit gerechnet, dass es angepeilt wird.“
„Auch möglich.“
„Einen Beweis nenne ich so etwas aber nicht. Wir wissen noch nicht einmal, ob Maybaum nicht doch betrunken war und versucht hat, bei Nacht auf einer Autobahn spazieren zu gehen.“
Ich untersuchte das Menue und sah mir die Anruflisten an. Dann rief ich Max Herter in unserem Präsidium an, damit er einige Nummern überprüfen konnte. Die meisten gehörten zu Prepaid Handys und waren nicht ohne Weiteres zu identifizieren. Es gab fünf Anrufe in Abwesenheit, darunter auch einer, der von meinem eigenen Handy ausging, als ich versucht hatte ihn anzurufen.
Aber der letzte Anruf, den Maybaum entgegen genommen hatte, war nicht von einem Prepaid Handy aus geführt worden, sondern erstaunlicher Weise von einem Festnetzanschluss.
„Der Anschluss gehört zur Adresse eines gewissen Ronny Vincente“, gab Max Herter den Namen des Teilnehmers an. „Ronny steht übrigens nicht für Ronald oder so.“
„Wofür dann?“, fragte ich.
„Ronny steht einfach für Ronny. Das ist der reguläre Vorname, keine Abkürzung. Das habe ich schon gecheckt.“
„Ist Ronny Vincente ein einschlägig bekannter Name?“, fragte ich. „Kriminalistisch gesehen, meine ich natürlich.“
„Die Schnellabfrage war negativ. Unser Mann scheint sauber zu sein“, sagte Max.
Ich