Geschichte der deutschen Literatur. Band 1. Gottfried Willems

Geschichte der deutschen Literatur. Band 1 - Gottfried Willems


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href="#ulink_e31c9526-a449-52d0-bb41-d99c8ed3adfb">4.2 Dichtung bei Paul Fleming

       4.3 Erasmus als Kritiker der Popularliteratur

       4.4 Grimmelshausen als Kritiker der humanistischen Literatur

       4.4.1 Grimmelshausen und sein Roman „Der Abentheurliche Simplicissimus“

       4.4.2 Kritik am Humanismus und seiner Literatur

       4.4.2.1 Schäferdichtung

       4.4.2.2 Liebeslyrik

       4.4.2.3 Roman

       4.4.2.4 Mythos

       5 Literatur als Unterhaltung und Belehrung Das Beispiel des Schwanks

       5.1 Der Literaturbegriff der frühen Neuzeit

       5.2 Schwank und Literatur

       5.3 Probleme bei der Interpretation von Schwänken

       5.4 Schwänke als Unterhaltungsliteratur

       5.5 Der Schwank als Mittel der Belehrung

       5.6 Unterhaltung und Belehrung in Gryphius’ „Peter Squentz“

       6 Erasmus von Rotterdam und sein „Lob der Torheit“

       6.1 Erasmus und die Literatur

       6.2 Die „Adagien“ von Erasmus und die Bildlichkeit der frühneuzeitlichen Literatur

       6.3 Unterhaltung und Belehrung im „Lob der Torheit“

       6.4 Das „Lob der Torheit“ und der Tor der „Narrensatire“

       6.5 Das „Lob der Torheit“ und der Weise des Neustoizismus

       6.6 Vom „Lob der Torheit“ zur modernen Literatur

       Anhang

       Siglen

      

       Literaturhinweise

       Personenregister

       Rückumschlag

      Ein Leitfaden, kein Handbuch

      Wer heute Literaturwissenschaft studiert, dem kann es passieren, daß er sein Fach nurmehr als einen Flickenteppich von Spezialgebieten erlebt. Die intensive Spezialisierung und methodische Diversifikation der Forschung hat dazu geführt, daß er der Literaturgeschichte sowohl in der Lehre als auch in der Fachliteratur nur noch in mehr oder weniger eng bemessenen Ausschnitten begegnet. Es bleibt dem Zufall überlassen, auf welche Weise daraus im Laufe des Studiums ein Gesamtbild der geschichtlichen Entwicklung zusammenwächst, ja ob es überhaupt dazu kommt. Hierin liegt ein Problem, das die Wissenschaft nicht sich selbst überlassen darf. Denn wer ein Fach wie Literaturwissenschaft studiert, der geht im allgemeinen auf Zusammenhang aus; der will sich einen weiteren Horizont erwerben, in dem er die Literatur und all das, wovon sie handelt und was sie und ihre Leser bewegt, verarbeiten kann – wie ja überhaupt der Beitrag der Geistes- und Kulturwissenschaften weniger im Verfügbarmachen eines praxis­relevanten Spezialwissens als vielmehr in der Erarbeitung von weiteren Horizonten des individuellen und gesellschaftlichen Handelns besteht, im Skizzieren von Landkarten, die es den Menschen erlauben, sich mit mehr Übersicht in der kulturellen Landschaft und der geschichtlich-gesellschaftlichen Welt zu bewegen.

      Hier soll nun versucht werden, dem Studierenden in einer Reihe von fünf Einführungen – Band 1: 16. und 17. Jahrhundert (Humanismus und Barock), Band 2: 18. Jahrhundert (Aufklärung), Band 3: Vom 18. zum 19. Jahrhundert (Goethezeit, Klassik und Romantik), Band 4: 19. Jahrhundert (Vormärz und Realismus), Band 5: Vom 19. zum 20. Jahrhundert (Moderne) – einen Leitfaden an die Hand zu geben, der es ihm ermöglicht, die Geschichte der Neueren Deutschen Literatur im Zusammenhang kennenzulernen und sich ein Gesamtbild der Entwicklung zu erarbeiten. Ziel ist es, ihm all das an Kenntnissen und Fähigkeiten nahezubringen, dessen er als ein heutiger Leser bedarf, um bei einem unbekannten literarischen Text sogleich einige

      [<< 9] Seitenzahl der gedruckten Ausgabe

      Anknüpfungspunkte zu finden, von denen aus er ihn sich erschließen kann. Die Bände sind so gestaltet, daß jeder einzelne auch für sich verständlich ist und als Einführung in die Literatur einer Groß­epoche dienen kann. Dabei haben sich thematische Überschneidungen nicht ganz vermeiden lassen. Es wird sich bei den Repliken aber hoffentlich um Themen handeln, die eine Wiederholung vertragen, sei es weil sie von grundsätzlicher Bedeutung sind oder weil sie über der Behandlung in je anderen historischen Kontexten an Profil gewinnen.

      Die Arbeit an einem solchen Leitfaden begriff die Literaturwissenschaft lange Zeit als ihre vornehmste Aufgabe. Sie suchte ihr vor allem mit Literaturgeschichten zu entsprechen, in denen sie ihr Wissen zusammentrug. Gerade das Geschäft des Schreibens von Literaturgeschichten ist in den letzten Jahrzehnten aber ins Stocken geraten, aus nur allzu verständlichen Gründen. Die klassische Literaturgeschichte hatte den Anspruch der Vollständigkeit; es sollten in ihr alle wichtigen Epochen, literarischen Bewegungen, Autoren und Werke zur Geltung kommen. Dieser Anspruch läßt sich jedoch in Zeiten der Spezialisierung und methodischen Diversifikation kaum noch in einem überschaubaren Rahmen einlösen, jedenfalls nicht auf dem inzwischen erreichten wissenschaftlichen Niveau.

      So ist man denn weithin dazu übergegangen, die Literaturgeschichte in kleine und kleinste thematische Einheiten zu zerlegen, deren Darstellung auf Spezialisten zu verteilen und die so entstehenden Beiträge in vielbändigen Sammelwerken zusammenzutragen. Dabei mußte aber gerade das, was der Leser in einer Literaturgeschichte zunächst und vor allem sucht, der rote Faden, die kontinuierliche Erschließung eines weitgespannten Entwicklungszusammenhangs, auf der Strecke bleiben. Ja die Gattung Literaturgeschichte nahm darüber einen ganz anderen Charakter an; an die Stelle eines Buchs für die zusammenhängende Lektüre trat das Nachschlagewerk, das nur noch punktuell, im Blick auf diese oder jene besondere Fragestellung konsultiert wird. An solchen Nachschlagewerken ist freilich kein Mangel; gerade in den letzten Jahrzehnten sind eine ganze Reihe von Lexika und Handbüchern entstanden, die für jede erdenkliche Nachfrage Auskunft bereithalten. Was fehlt und von den Studierenden zunehmend vermißt wird, sind Arbeiten, die sich explizit und in einem überschaubaren Rahmen am Anspinnen eines roten Fadens versuchen.

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