Naturphilosophie. Группа авторов

Naturphilosophie - Группа авторов


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      Literatur

      Bartels, Andreas 1996: Grundprobleme der modernen Naturphilosophie. Paderborn.

      Carnap, Rudolf [1934] 1992: Die Aufgabe der Wissenschaftslogik. In: Schulte, J./McGuinness, B. (Hg.): Einheitswissenschaft. Frankfurt/M.: 90–117.

      Carus, Carl G. [1822] 1986: Von den Anforderungen an eine künftige Bearbeitung der Naturwissenschaften. In: ders.: Zwölf Briefe über das Erdleben. Hg.: E. Meffert. Stuttgart: 12–20.

      Dingler, Hugo 1913: Grundlagen der Naturphilosophie. Leipzig.

      – 1932: Geschichte der Naturphilosophie. Berlin.

      Du Bois-Reymond, Emil [1890] 1912: Naturwissenschaft und bildende Kunst. In: Reden von Emil du Bois-Reymond in zwei Bänden, Bd. 2. Hg.: Estelle Du Bois-Reymond. Leipzig: 390–425.

      Esfeld, Michael 2002: Einführung in die Naturphilosophie. Darmstadt.

      – 2011: Einführung in die Naturphilosophie. 2., vollständig überarbeitete Auflage. Darmstadt.

      Feyerabend, Paul 2009: Naturphilosophie. Frankfurt/M.

      Haeckel, Ernst [1877] 1924: Über die heutige Entwicklungslehre im Verhältnisse zur Gesamtwissenschaft. In: ders.: Gemeinverständliche Werke, Bd. 5. Hg.: H. Schmidt. Leipzig: 143–161.

      Helmholtz, Hermann v. [1862] 1968: Über das Verhältnis der Naturwissenschaften zur Gesamtheit der Wissenschaft. In: ders.: Das Denken in der Naturwissenschaft. Darmstadt: 1–29.

      Nagel, Thomas [2012] 2013: Geist und Kosmos. Warum die materialistische neodarwinistische Konzeption der Natur so gut wie sicher falsch ist. Berlin.

      Ostwald, Wilhelm 1902: Vorlesungen über Naturphilosophie. Leipzig.

      – 1908: Grundriß der Naturphilosophie. Leipzig.

      Plessner, Helmuth [1928] 2003: Die Stufen des Organischen und der Mensch: Einleitung in die philosophische Anthropologie. In: ders.: Gesammelte Schriften, Bd. 4. Hg.: G. Dux et al. Darmstadt.

      Popper, Karl R. [1935] 101994: Logik der Forschung. Tübingen.

      Reichenbach, Hans [1931] 2000: Neue Wege der Naturphilosophie. In: Breil, R. (Hg.): Naturphilosophie. Freiburg: 173–180.

      Schelling, Friedrich W.J. [1799] 1927: Einleitung zu dem Entwurf eines Systems der Naturphilosophie. In: Schellings Werke, 2. Bd. Hg.: M. Schröter. München: 269–326.

      Schleiden, Matthias J. [1844] 1988: Schelling’s und Hegel’s Verhältnis zur Naturwissenschaft. Weinheim.

      |65|Schlick, Moritz [1949] 1968: Philosophy of Nature. New York.

      Schlüter, Hermann 1985: Die Wissenschaften vom Leben zwischen Physik und Metaphysik. Weinheim.

      Siegel, Carl 1913: Geschichte der deutschen Naturphilosophie. Leipzig.

      Virchow, Rudolf 1893: Die Gründung der Berliner Universität und der Uebergang aus dem philosophischen in das naturwissenschaftliche Zeitalter. Berlin.

       [Zum Inhalt]

      |66|I.7 Streit um die Deutungshoheit der Natur: Materialismus-, Darwinismus- und Ignorabimus-Streit

      Myriam Gerhard

      1. Streitfragen

      Der historische Kampf um die Naturphilosophie (→ I.6) ist im Kern ein Streit um die Deutungshoheit der Natur, der sich an verschiedenen Fragestellungen entzündet. Vor allem die 1840er bis 1870er Jahre sind geprägt durch Streitfragen, die im Kern zwar akademisch sind, aber aufgrund ihrer weltanschaulichen Konsequenzen und der zunehmenden Popularisierung der Naturwissenschaften eine beispiellose Breitenwirkung entfaltet haben. Es sind Fragen, die mehr oder weniger explizit um die Bestimmung des Verhältnisses von Philosophie und Naturwissenschaften und um den Anspruch auf eine Deutungshoheit von Natur und Welt kreisen und damit in gewissem Sinne auch zeitlos sind. Von herausragender Popularität erweisen sich die Auseinandersetzungen um den naturwissenschaftlichen Materialismus, um den Darwinismus und um das die Grenzen des Naturerkennens proklamierende „Ignorabimus“: „Wir werden es nicht wissen“. Diese drei Debatten sind, auch wenn sie heute wenig bekannt sind, keine Randerscheinungen des 19. Jhs. Vielmehr lassen sie sich durchaus als archetypisch begreifen, und viele Argumente um die Deutungshoheit der Natur, wie auch ihre weltanschaulichen Implikationen und Konsequenzen, finden ihre Fortsetzung im 20. und teilweise sogar im 21. Jh. Die folgende Darstellung fokussiert auf einige wenige, naturphilosophisch relevante Aspekte der drei Debatten. (Weiterführend zum Materialismus-, Darwinismus- und Ignorabimus-Streit s. Bayertz et al. 2007a/b/c sowie 2012a/b/c, die auch die im Folgenden genannten Grundlagentexte in Auszügen enthalten.)

      2. Der Materialismus-Streit

      Das Auseinandertreten von Naturwissenschaften und Philosophie, das v.a. der Philosophie Friedrich W.J. Schellings (1775–1854) und Georg W.F. Hegels (1770–1831) angelastet wird (→ I.6), gilt, neben dem generellen Erfolg der Naturwissenschaften, als Grund für die Entstehung des naturwissenschaftlich geprägten Materialismus des 19. Jhs. An ihm entzündet sich ein überaus virulenter und weitläufig, oftmals in Form von öffentlichen Briefen, aber auch auf Tagungen ausgetragener „Streit zwischen |67|verschiedenen Facultäten des Menschen“ (Feuerbach 1866: 121), der wegen der Schärfe der Polemik den Titel eines Kampfes zu Recht trägt.

      Die Streitfrage ist nicht, ob ein auf den Methoden der Naturwissenschaften basierender Materialismus wissenschaftlich zu begründen und zu rechtfertigen ist, sondern ob der methodische Materialismus entweder restriktiv oder dogmatisch zu verstehen ist. Auf einen klar umrissenen Bereich der Naturwissenschaften beschränkt lässt er Raum für andere Erklärungsarten, seien sie religiöser, weltanschaulicher, ästhetischer oder anderer Art. Dogmatisch verstanden ist er konsequent auch auf Gegenstände anzuwenden, die traditionellerweise nicht dem Gegenstandsbereich der Naturwissenschaften zugerechnet werden. Dazu zählen vornehmlich Gott und Seele, deren Existenz sich auf der methodischen Grundlage des naturwissenschaftlichen Materialismus nicht beweisen lässt. Fragwürdig ist jedoch, ob sich darüber hinaus ihre Nicht-Existenz naturwissenschaftlich beweisen lässt und die Seele nichts weiter als eine Fiktion, ein Wahngebilde ist, wie der Physiologe Carl Vogt (1817–1895) behauptet. Vogts Widerredner, allen voran Rudolph Wagner (1805–1864), halten den Versuch, die Annahme einer Seelensubstanz auf der Grundlage der Physiologie zu widerlegen, für eine Überschreitung vom Gebiet der Physiologie in das Gebiet der Weltanschauung. Vogt wird dementsprechend wahrgenommen als „Stifter einer neuen Weltanschauung“ (Frohschammer 1855: 1), die den methodischen Materialismus der Naturwissenschaften auf eine Ontologie ausweite und den naturwissenschaftlichen Materialismus zu einem Monismus erhebe.

      Der Streit wird nicht zuletzt deshalb so heftig geführt, weil die Konsequenzen einer materialistischen Weltanschauung, die „so vollständig die Grundlagen unseres sittlichen und religiösen Lebens in Frage“ (Schleiden 1863: 5) stellt, gefürchtet werden. Vor dem Hintergrund der politischen Situation ist die Befürchtung der Untergrabung oder Unterwanderung der Gesellschaft durch eine auf den Grundlagen der Naturwissenschaften sich stützende materialistische Weltanschauung nicht unbegründet. Nach dem Scheitern der Märzrevolution 1848 ist eine offene, politische Konfrontation aussichtslos, so dass sich der Weg zum gesellschaftlichen Fortschritt über die Popularisierung naturwissenschaftlicher Erkenntnisse, wie etwa einer Lehre der Nahrungsmittel für das Volk (Moleschott 1850), anbietet. Die Popularisierung ist insofern erfolgreich, als sie eine Diskussion eröffnet, die nicht in den Räumen der Fachgelehrten verbleibt, sondern weite Teile der Gesellschaft erreicht. Es sind Aussagen wie „Ohne Phosphor kein Gedanke“ (ebd.: 115) oder „daß die Gedanken in demselben Verhältniß etwa zu dem Gehirne stehen, wie die Galle zu der Leber oder der Urin zu den Nieren“ (Vogt 1847: 206), die, zumeist aus dem Zusammenhang gerissen, für heftige Reaktionen sorgen. Auch wenn die populären Texte der naturwissenschaftlichen Materialisten weder stilistisch noch inhaltlich besonders beeindrucken, so weiß z.B. Vogt vorsichtiger zu argumentieren, als die populäre Rezeption


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