Sprachtherapie mit Kindern. Группа авторов
Wortes wird eine Konsonantenverbindung ausgelassen.
Unter die generelle Tilgung von Konsonantenverbindungen fällt die Tilgung von initialen Konsonantenverbindungen (TiCC) sowie die Tilgung von finalen Konsonantenverbindungen (TfCC). Es handelt sich hierbei um einen strukturellen Prozess.
Veränderung von Konsonantenverbindungen (VCC): Konsonanten innerhalb einer Konsonantenverbindung werden durch andere Konsonanten ersetzt und somit die Konsonantenverbindung verändert. Die Ersetzungen können nicht durch andere Ersetzungsprozesse (z. B. Vorverlagerung von / g / ) erklärt werden. Dies kann ein bis drei Konsonanten betreffen. Die Anzahl der Elemente bleibt jedoch erhalten.
Weitere pathologische Prozesse sind sehr heterogen und individuell, wie die Kinder auch. Tabelle 3 gibt die häufigsten pathologische Prozesse mit Beispielen wieder.
Tab. 3: Darstellung pathologischer phonologischer Prozesse im Deutschen
Pathologische Prozesse | ||
Strukturelle Prozesse | ||
Abkürzung | Erläuterung | Beispiel |
TICC | Tilgung von wortinitialen Konsonantenverbindungen: Am Anfang eines Wortes wird eine Konsonantenverbindung ausgelassen. | /gʁyn/ → [yn] |
TFCC | Tilgung von wortfinalen Konsonantenverbindungen: Am Ende eines Wortes wird eine Konsonantenverbindung ausgelassen. | /baŋk/ → [ba] |
TIK | Tilgung von wortinitialen Konsonanten: Am Anfang eines Wortes wird ein Konsonant ausgelassen. | /katse/ → [atse] |
TBS | Tilgung betonter Silben: Innerhalb eines Wortes wird eine betonte Silbe ausgelassen. | /kanə/ → [nə] |
IntrK | Intrusive Konsonanten: Ein Konsonant, der nicht in ein bestimmtes Wort gehört, wird zusätzlich eingefügt. | /telefon/ → [telefʁon] |
IntrV | Intrusive Vokale: Ein Vokal, der nicht in ein bestimmtes Wort gehört, wird zusätzlich eingefügt. | /blume/ → [bəlume] |
RED | Reduplikation: Die betonte Silbe eines Wortes wird vollständig wiederholt (Verdopplung) und die zweite Silbe wird dadurch ersetzt. | /ball/ → [baba] |
RV /t d n/ | Rückverlagerung von Alveolaren /t d n/: Ein Phonem wird durch ein weiter hinten gebildetes, sonst merkmalsgleiches Phonem ersetzt. | /teləfon/→ [keləfoŋ] |
Vok /I/ | Vokalisation von /I/ -> [j oder i]: Das Phonem /I/ wird durch eine Mischung aus dem Vokal [i] und [j] ersetzt. | /bal/ → [baj] |
VCC | Veränderung von Konsonantenverbindungen: Innerhalb eines Wortes wird eine Konsonantenverbindung verändert. | /blumə/ → [sʁumə] |
Meta | Metathese: Die Reihenfolge von zwei Phonemen innerhalb eines Wortes wird vertauscht. | /fogəl/ → [folək] |
Aff | Affrizierung: Ein Frikativ wird durch eine Affrikate ersetzt. | /lœfəl/ → [lœpfəl] |
Frik | Frikativierung: Ein Plosiv wird durch einen Frikativ ersetzt. | /baum/ → [vaum] |
OnsetP | Onset-Prozess/ Wortbetonungsprozess: Alle betonten Wort- und Silbenonsets bis auf /m n b p d t/ werden durch /h/ oder /d/ ersetzt. | /bʁIlə/ → [hIlə] |
AlloL (AlloFrik, AlloNas, Allo | Allophonischer Gebrauch von Lautklassen: Die Lautklasse der Frikative wird durch einen einzigen Ersatzlaut ersetzt. | z. B.: /f v / → [s z] /fedɐ/ → [sedɐ] |
Nas | Nasalierung: Ein Phonem wird durch einen Nasal ersetzt. Dabei bleibt der Artikulationsort meistens erhalten. | /dax/ → [nax] |
Denas | Denasalierung: Ein Nasal wird durch einen Laut ersetzt, der nicht nasal gebildet wird. | /na:zə/ → [la:zə] |
Vok | Vokalfehler: Ein Vokal wird durch einen anderen, inadäquaten Vokal ersetzt. | /teləfon/ → [tilofon] |
Ursache konsequenter phonologischer Störungen Es wird ursächlich von einem kognitiv-linguistischen Defizit ausgegangen (Dodd / McCormack 1995). Als betroffene Störungsebene im Sprachverarbeitungsprozess wird ein Defizit in der phonologischen Analyse des gehörten Materials angenommen (Abb. 5), so dass es sekundär zu einer inkorrekten oder unsauberen Abspeicherung der Wortform kommt.
Ätiologische Untersuchungen konnten zeigen, dass bei über 60 % der Kinder eine positive Familienanamnese zu verzeichnen ist. Dies bedeutet, dass weitere Familienmitglieder ebenfalls sprachauffällig sind oder waren oder dass Lese-Rechtschreib-Schreibschwierigkeiten vorlagen bzw. vorliegen. Daher wird von einer starken genetischen Komponente ausgegangen. Eine konsequente phonologische Störung liegt bei ca. 20 bis 30 % der Kinder mit Aussprachestörungen vor (Fox / Dodd 2001) und gilt als besonderes Risiko für die Ausprägung einer späteren Lese-Rechtschreibstörung (Schnitzler 2015).
2.3.4 Inkonsequente phonologische Störung
Laut Definition von Dodd (1995) sind Kinder mit einer inkonsequenten phonologischen Störung nicht in der Lage, dasselbe Wort immer (konsequent) in gleicher Form auszusprechen. Bittet man ein Kind, dieselben 25 bis 30 Wörter innerhalb einer Therapiesitzung dreimal zu benennen, und realisiert das Kind mindestens 40 % dieser Wörter inkonsequent, wird von einer inkonsequenten phonologischen Störung ausgegangen. Inkonsequent bedeutet, dass mindestens eine der Äußerungen von den anderen beiden Äußerungen abweicht. Phonetische Abweichungen und Abweichungen grammatikalischer Art, z. B. eine Pluralbildung, werden hierbei ignoriert. Je nach Analysevorgehen gilt dies auch für auftretende altersgemäße phonologische Prozesse (z. B. Katze, Tatse). Neben dem Faktor Inkonsequenz zeichnen sich Kinder mit einer inkonsequenten phonologischen Störung durch weitere Faktoren aus, die sie somit eindeutig von Kindern mit verbaler Entwicklungsdyspraxie (Kap. 2.3.5), deren Kernsymptom ebenfalls die Wortrealisationsinkonsequenz ist, unterscheiden: Sie zeigen im Benennen deutlich bessere Leistungen als im spontanen Sprechen, zeigen keine oro-motorischen Auffälligkeiten, insbesondere keine Suchbewegungen. Sie haben meist ein (fast) altersgemäßes Phoninventar, d. h. eine hohe Stimulierbarkeit für die Phone der Muttersprache, zeigen vielfältige Silbenstrukturen und keine prosodischen Auffälligkeiten (Dodd et al. 2006a).
phonological assembly Dodd und Kollegen (Dodd / McCormack 1995, Dodd et al. 2006, Crosbie et al. 2005) gehen von einem Problem auf der Ebene der „phonological assembly“ aus. Sie definieren dies als die Unfähigkeit, Phoneme, die für ein Wort gebraucht werden, korrekt auszuwählen und diese in die korrekte Reihenfolge zu bringen. Im Sprachverarbeitungsmodell von Stackhouse / Wells (1997) kann dies am ehesten mit einem Defizit auf der Ebene des motorischen Programmierens angesiedelt werden, was dazu führt, dass die Kinder auch keine motorischen Programme für hochfrequente kurze Wörter aufbauen können (Abb. 5). Dies erklärt sich unter anderem dadurch, dass Kinder mit einer inkonsequenten phonologischen Störung ein deutlich eingeschränktes Arbeitsgedächtnis zeigen (Dodd et al. 2006). Bei Überprüfungen der verschiedenen Ebenen des Sprachverarbeitungsprozesses ist es diesen Kindern möglich, alle Aufgaben korrekt zu lösen, solange die Stimuli phonologisch wenig komplex und insbesondere kurz sind. Bei steigender Länge oder Komplexität tritt deutlich ein Wortlängeneffekt zutage. Des Weiteren zeigen die Kinder große Schwierigkeiten des Eigenhörens.
Die inkonsequente phonologische Störung tritt sehr selten auf. Ca. 3 bis 5 % aller Kinder mit Aussprachestörungen sind hiervon betroffen (Fox / Dodd 2001). Aufgrund der Seltenheit konnten bisher nur bei sehr wenigen Kindern ätiologische Faktoren erhoben werden. Bei einer Untersuchung an neun Kindern konnten bei sieben Kindern Schwierigkeiten unter der Geburt oder während der Schwangerschaft festgestellt werden (Fox et al. 2002). Damit unterschied sich diese Gruppe an Aussprachestörungen signifikant von den anderen Gruppen und ebenfalls von nichtsprachauffälligen Kindern im Hinblick auf diesen Faktor. Eine minimale Hirnschädigung könnte verantwortlich für die Ausprägung dieser Störung sein. Bislang existieren allerdings keinerlei Nachweise in diese Richtung.
2.3.5 Verbale Entwicklungsdyspraxie
Die verbale Entwicklungsdyspraxie (VED, anglo-amerikanisch: CAS = childhood apraxia of speech) wurde zuerst von Hadden (1891), aber insbesondere von Morley (1965) beschrieben. Sie gilt laut Davis et al. (1998) als die häufigste