Sprachtherapie mit Kindern. Группа авторов

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Phasen. Das Ziel der ersten Phase ist, dem Kind explizite Information über betroffene Phonem-Kontraste zu vermitteln, also zunächst gezielt den Bereich der metaphonologischen Bewusstheit zu fördern (Dean et al. 1995). In der zweiten Phase der Therapie wird auch expressiv gearbeitet, und zwar unmittelbar auf der Ebene von Minimalpaaren. Das Kind soll auf der Basis seiner verbesserten metaphonologischen Fähigkeiten Rückmeldung über die Effektivität seiner verbalen Kommunikation erhalten (Howell / Dean 1991; Tab. 7).

      Phase I Phase I besteht aus einer Abfolge hierarchischer Einzelschritte, die je nachdem, ob es sich um eine Therapie systemischer oder struktureller Prozesse handelt, etwas unterschiedlich ablaufen. Die Behandlung von Substitutionsprozessen beginnt auf der Konzeptebene. Hier werden zunächst kindliche Begriffe zur Beschreibung der Lautmerkmale eingeführt, deren semantische Merkmale spielerisch erarbeitet und gefestigt werden. Für den Prozess der Plosivierung aller Frikative werden z. B. die Begriffe „lang“ für Frikative und „kurz“ für Plosive eingeführt. Diese Begriffe werden auf Geräusch- oder Klangebene verdeutlicht. Anschließend soll das Kind diese Begrifflichkeiten / Konzepte auf die betroffenen Laute übertragen, d. h., es soll entscheiden, ob es sich bei einem vorgesprochenen Laut um einen kurzen oder langen Laut handelt. Diese Identifikationsleistung soll auch auf Silbenebene (CV-Abfolgen) und später auf Wortebene (Minimalpaare) durchgeführt werden.

      Im Rahmen der Therapie von Silbenstrukturprozessen (z. B. Reduktion von Konsonantenverbindungen) übt das Kind auf der Konzeptebene, Mengen und Reihenfolge zu unterscheiden. Anschließend werden die Merkmale „Anzahl“ und „Reihenfolge“ zuerst mit Klängen und Geräuschen und darauf aufbauend mit Silben verdeutlicht. Das Kind soll hierbei bspw. die Anzahl der gehörten Laute identifizieren. Das weitere Vorgehen von Phase I gleicht dem bei Substitutionsprozessen.

      Phase II In Phase II lernt das Kind, seine eigenen Fehlbildungen wahrzunehmen und es wird in den Versuchen, diese Fehlbildungen zu verändern, unterstützt. Die Durchführung erfolgt auf der Wort- und anschließend auf der Satzebene mithilfe von Minimalpaaren. Hierbei nimmt das Kind nicht nur die Rolle des Hörers, sondern auch die des Sprechers ein.

      Die Metaphon-Therapie erfordert von den Kindern gute, altersgemäße kognitive Kompetenzen. Gerade die Übertragung von der Konzept- auf die Lautebene stellt für viele Kinder ein deutliches Hindernis dar, da sich ihnen der logische Zusammenhang der beiden Ebenen nicht unbedingt erschließt.

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      Howell, J., Dean, E. C. (1991): Treating phonological disorders in children: Metaphon theory to practice. Whurr, London

      Jahn, T. (2007): Phonologische Störungen bei Kindern – Diagnostik und Therapie. Thieme, Stuttgart

      Die aus Amerika stammende zyklische Phonologie-Therapie (Phonological Intervention in Cycles; Hodson / Paden 1991, Hodson 2006, vorgestellt von Hild 2008) ist in Deutschland eher unbekannt. Sie ist aber der im Niederländischen am häufigsten verwendete Therapieansatz.

      Zielgruppe Er ist geeignet für Kinder mit einer stark unverständlichen Aussprache und / oder einem geringen Wortschatz und kann ab dem Alter von zweieinhalb Jahren eingesetzt werden. Seinen Namen erhielt er, weil er im Gegensatz zu allen anderen phonologischen Therapieansätzen die betroffenen phonologischen Prozesse nicht sukzessiv, sondern parallel bearbeitet. Das bedeutet, dass bei einem Kind, bei dem vier phonologische Prozesse vorliegen, auch alle vier Prozesse zyklisch behandelt werden. Dabei werden jedem Prozess jeweils zwei bis drei Therapieeinheiten gewidmet, bevor zum nächsten Prozess übergegangen wird. Ein Zyklus kann mehrmals wiederholt werden, bis das Kind die korrekte Aussprache ansatzweise übernommen hat. Das Ziel der Therapie ist das stufenweise Einführen neuer phonologischer Muster, damit die alten Muster unterdrückt werden. Hodson / Paden (1991) stellten sieben Prinzipien zusammen, auf denen ihr Konzept beruht.

      ■ Prinzipien der Zyklischen Therapie (Hodson / Paden 1991):

      1. Der Phonologie-Erwerb ist ein gradueller, stufenweiser Prozess.

      2. Kinder mit „normalem“ Hörvermögen erwerben das Lautsystem der Erwachsenensprache primär über das Hören.

      3. Während Kinder neue (Sprech-)Muster erwerben, verbinden Kinder ihre kinästhetischen mit ihren auditiven Empfindungen, was spätere Selbstkontrolle ermöglicht.

      4. Die phonetische Umgebung (der neuen Zielstruktur) kann die korrekte Lautproduktion fördern (oder behindern).

      5. Kinder sind aktiv in ihren phonologischen Erwerb involviert.

      6. In der Regel übertragen Kinder neu erworbene Sprechproduktionsfähigkeiten auf weitere Zielstrukturen.

      7. Eine optimale „Übereinstimmung (Match)“ fördert das kindliche Lernen, bzw. eine gute Anpassung der Therapie an das Entwicklungsniveau des Kindes erleichtert das Lernen (Hild 2008).

      Im Rahmen der Diagnostik werden die zu behandelnden phonologischen Prozesse ermittelt. Diese werden in die Kategorien „primäre“ oder „sekundäre“ Ziele unterteilt. Zu den primären Zielen gehören:

      1. die Realisierung mehrsilbiger Wörter,

      2. der Einsatz initialer Konsonanten,

      3. der Einsatz finaler Konsonanten,

      4. die Bildung von / s / -Clustern,

      5. der Kontrast labial-alveolar-velar und

      6. die Bildung von Liquida / l / + / r / initial mit Clustern.

      Überträgt man diese primären Ziele auf das Deutsche, so müsste das vierte Ziel der Bildung von / s / -Clustern durch das Ziel / ʃ / -Cluster ersetzt werden. Ebenfalls müsste darauf geachtet werden, dass im Deutschen der Laut / r / nicht als Liquid, sondern in der Regel als uvularer Frikativ realisiert wird (Ziel 6). Zu den sekundären Zielen zählen:

      1. die Bildung von Frikativen,

      2. der Kontrast stimmhaft / stimmlos,

      3. Vokalkontraste,

      4. Assimilationen und

      5. komplexe Cluster.

      Während die primären Ziele die im ungestörten Erwerb frühen Prozesse für den Silben- und Wortaufbau und basale Phonem-Kontraste beinhalten, umfassen die sekundären Ziele alle weiteren Prozesse. In Anlehnung an den ungestörten Erwerb werden zunächst die primären Ziele behandelt und erst nach deren Überwindung die sekundären Ziele (Hodson / Paden 1991).

      Therapieablauf Es wird mit dem Prozess begonnen, der bei dem Kind am besten zu stimulieren ist. Jeder Prozess wird in mindestens zwei bis drei Therapieeinheiten behandelt, wobei jede Therapiestunde eine neue Zielform genutzt wird. Die Länge eines Zyklus ist somit abhängig von der Anzahl der beteiligten Prozesse. Er wird solange wiederholt, bis das Kind die Zielstrukturen produktiv einsetzt. Nach jedem durchlaufenen Zyklus wird eine Zwischen-Diagnostik durchgeführt, um den Entwicklungsstand zu überprüfen. Zeigt ein Kind bspw. vier Prozesse, so werden acht bis zwölf Therapieeinheiten auf den Zyklus verwendet. In der Behandlung stellen die Frikative eine Besonderheit dar. Laut Hodson und Paden (1991) ist es sinnvoller, diese nicht in isolierter Position zu erarbeiten, sondern in Form von / s / -Clustern (für das Deutsche: / ʃ / -Cluster).

      Aufbau einer Therapiestunde Die Therapiestunden sind stark strukturiert: Zunächst werden Wörter wiederholt, die in der letzten Stunde im Rahmen des Produktionstrainings genutzt wurden. Der zweite Schritt besteht aus einer auditiven Stimulation (auditory bombardment), bei der zehn bis 20 Wörter, die die Zielstruktur beinhalten, durch akustische Verstärkung (z. B. Mikrofon, Kopfhörer) angeboten werden. Laut Hodson (2007) dauert diese Phase eine


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