Finde deine eigene Medizin. Angelika Selina Braun
an eine höhere Macht, die uns beschützt, führt und unterstützt, abgetrennt.
An die Stelle des Glaubens ist der Verstand gerückt, der versucht, das Leben unter Kontrolle zu halten. Dies ist nicht nur sehr anstrengend, sondern auch ein total hoffnungsloses, da unmögliches Unterfangen, was uns ständig Misserfolge beschert und somit für viel schlechte Laune in unserem Leben sorgt. Es ist zwar richtig, dass sich auch die klimatischen Umstände sehr auf unsere Stimmung auswirken, aber die Schamanin in mir möchte dich daran erinnern, dass unsere Stimmung das Klima unseres Landes direkt beeinflusst, ja dass unser Wetter ein direktes Produkt unserer Stimmung ist. Das innere Klima zeigt sich im äußeren Klima, was sich wiederum auf das innere Klima auswirkt.
Somit liegt es in unserer Hand, dafür zu sorgen, dass es auch hierzulande wieder wärmer und sonniger wird. Und zwar, indem wir uns auf das Experiment einlassen, zu lernen, unser Leben wieder mit anderen Augen zu betrachten. Mit unseren ursprünglichen Augen der Schamanin/des Schamanen, die/den wir alle in uns tragen. Es geht darum, sich wieder in den Strom des Lebens zu begeben und zu lernen, mit ihm zu schwimmen. So können wir wieder schöne und genussvolle Lebensinhalte kreieren, die uns glücklich machen.
Hierzulande sind wir sehr darauf trainiert, dem Verstand stets den Vortritt zu lassen und die Erscheinungen des Lebens zu beurteilen, zu bewerten und in vorgefertigte Schubladen zu stecken. Auch ich war noch vor zwanzig Jahren vollkommen getrennt von meinem ursprünglichen Glauben an eine höhere, mich liebende und beschützende Kraft. Meine Eltern brachten mir den kirchlichen Glauben nahe, der sich für mich aber niemals stimmig anfühlte. Als ich mit 14 dann mein großes Trauma erlebte, trennte ich mich vollkommen von der inneren Gewissheit ab, dass es da etwas gibt, etwas Übergeordnetes, was mich tatsächlich sieht, unterstützt, liebt und auf meinem Weg begleitet. Ich lebte in Berlin, einer Stadt, in der es wichtig war, »cool« zu sein, männlich unnahbar und individuell. Trotzdem begann das Leben irgendwann damit, mich in Situationen zu bringen, die mich auf die Präsenz einer mir übergeordneten Macht und Intelligenz hinwiesen. Es dauerte eine ganze Weile, aber irgendwann drangen diese Fingerzeige zu mir durch und berührten mein Bewusstsein. Dann begann ich mich zu fragen: »Ist es möglich, dass es da noch viel mehr gibt als das, was ich sehen kann?«
Heute kann ich erkennen, dass der Glaube an eine Welt der Verbundenheit, der Einheit und der göttlichen Ordnung den Ausgangspunkt für einen Weg zurück in unsere ursprüngliche Anbindung und Kraft bildet. Glaube kann man sich natürlich nicht mal eben an der Tankstelle kaufen. Es dauert seine Zeit, bis er in dir wachsen und dir neue Kraft und Weite schenken wird. Damit in dir ein neuer Glaube entstehen kann, hilft es, dir folgende Frage zu stellen:
Ist es möglich, dass es mehr gibt als das, was ich bisher als meine Realität angenommen habe?
Mit der Zeit wird diese Frage und das Gefühl, was dadurch in dir entsteht, immer mehr Erfahrungen in dein Leben ziehen, die dir neue Bilder und Vorstellungen bescheren und so neue Bewusstseinsfelder in dir öffnen. Felder, in die sich dein Selbst hinein ausdehnen kann und wird.
Heute weiß ich durch eine Vielzahl von Erfahrungen zweifelsfrei, dass dies wahr ist. Dass ich und wir alle beschützt, geliebt, unterstützt und gesehen werden vom – wie ich ihn hier einmal nenne – Großen Geist. Durch ihn sind unendlich viele, machtvolle geistige Helfer rund um die Uhr an unserer Seite, die uns beschützen und begleiten. Sie sind in Notsituationen stets zur Stelle, um uns wieder auf den rechten Weg zu führen. Dies können sie noch viel deutlicher spürbar tun, und zwar wenn wir wieder dazu bereit sind, sie einzuladen, auf ihre Hinweise zu hören und sie umzusetzen.
Taguarí verkörpert das Verbundensein mit höheren Kräften natürlich in einem sehr hohen Maße. Dies ließ mich zunächst vermuten, dass sich nur einige besondere Menschen der Aufmerksamkeit der geistigen Welt erfreuen. Schamanen und spirituelle Lehrer sind aber Menschen wie wir alle und werden von den Wesenheiten der geistigen Welt nicht in besonderem Maße geliebt oder unterstützt. Den Unterschied macht lediglich die innere, gefühlte Selbstverständlichkeit aus, mit der sie bereit sind, die Unterstützung der geistigen Welt anzunehmen und auf diese zu vertrauen. Glauben wir nicht daran, unterstützt zu sein, dann sind wir es auch nicht. Zumindest nicht fühlbar. Denn »dir geschehe, wie du geglaubt hast«, so steht es bereits in der Bibel.
Je bewusster und achtsamer wir uns über all die kleinen Zeichen und Momente freuen, in denen wir gewahr werden, dass es da etwas gibt, was uns von höherer Perspektive aus führt und lenkt, desto mehr kann sich unser Glaube ausweiten. Und dann beginnt die geistige Welt immer mehr für uns und durch uns zu wirken und uns zu helfen und zu unterstützen. Sie erinnert uns daran, was unsere ursprüngliche Wahrheit ist. Dieser Prozess vermag uns aus der Illusion der Trennung herauszuheben, und wir kommen nach und nach wieder zurück in das Feld der Ursprünglichkeit, wo die Einheit, die Freiheit, die Glückseligkeit und die Freude zu Hause sind.
Das hört sich für dich wie ein Märchen an? Kann ich verstehen. Aber was kann dir schon passieren? Letztlich nur, dass es nicht funktionieren könnte, du dich nicht veränderst und dein Leben so bleibt, wie es war. Willst du es also riskieren? Dann möchte ich dich einladen, dich für deinen persönlichen Glauben zu entscheiden: die Möglichkeit zuzulassen, dass das Leben dir besser zeigen kann als bisher, dass du umgeben bist von einem unsichtbaren Sicherheitsnetz, durch das du Schutz und Führung erhältst. Die ganze Zeit. Tag und Nacht.
Warum der eigene Glaube so wichtig ist, durfte ich mehrfach auf meinem eigenen Weg erfahren. Mir wurde bildlich vor Augen geführt, dass wir nur auf diesem Weg das energetische Feld in uns finden können, durch das die geistige Welt einen Andockpunkt an unser Leben erhält, um dann wirklich drastisch mit höheren Kräften für uns zu wirken. Dieser Glaube ist der Nährboden für eine Energie, die maßgeblich daran beteiligt ist, uns wieder zu dem werden zu lassen, was wir ursprünglich gewesen sind. Ohne sie ist dieser Weg überhaupt nicht möglich. Die Energie, die ich meine, heißt Vertrauen. Das Vertrauen ins Leben als eine uns übergeordnete und unterstützende Kraft. Und hierfür brauchen wir diesen religionsunabhängigen Glauben in uns, weil sonst kein Raum in uns für das Vertrauen ist. Logisch, oder?
Was also brauchen wir, um den Glauben wieder in unser Leben einzuladen? Die Entscheidung dafür, dass wir dies wollen (Türöffner für neues Terrain) und bewusst erlebte Erfahrungen, die uns die Wahrheit unserer neuen Annahme spürbar werden lassen.
Eines meiner Schlüsselerlebnisse in Bezug auf den Glauben wurde mir bereits vor etwa zwanzig Jahren geschenkt, als ich im Atlantik Wellenreiten übte. Ich war nie wirklich gut darin, aber mich faszinierte der direkte Kontakt mit den Kräften des Ozeans, des Himmels und der Elemente.
Eines Tages paddelte ich kurz vor Sonnenuntergang hinaus aufs Meer. Es war ein sehr stürmischer Tag, der den Wellengang zu etwas Unberechenbarem werden ließ. Nachdem ich die Farben des Sonnenuntergangs etwas genossen hatte, versuchte ich, eine größere Welle zu nehmen, um mich von ihr wieder zum Strand zurücktransportieren zu lassen. Ich war ziemlich alleine im Wasser, und der Horizont verdunkelte sich zunehmend. Ich erreichte meine Welle, stand auf, machte eine kleine, falsche Bewegung und stürzte in die Fluten. Mein Brett flog hoch in die Luft, und die Gewalt dieser Bewegung durchriss meine Leash (eine Leine, die den Knöchel des Surfers mit seinem Brett verbindet).
So war ich plötzlich ohne Brett vollkommen alleine mitten im Meer. Große Wellen brachen in unregelmäßigen Abständen direkt über meinem Kopf, ich tauchte unter und spuckte Wasser in alle Richtungen. Dieses Ereignis, das sei noch erwähnt, fand vor dem Beginn meines spirituellen Lebens statt. Ich glaubte zu diesem Zeitpunkt nur an das, was ich mir rational erklären konnte, und hatte nichts übrig für den Glauben an die übergeordneten Kräfte des Lebens. Demzufolge hatte ich in diesem Augenblick riesige Angst, und mein Verstand schaltete sich vollkommen aus.
Und dann erlebte ich, ohne darüber nachzudenken, wie eine mir übergeordnete Kraft die Kontrolle übernahm und mich zu lenken begann. Ich beobachtete mich dabei, wie ich plötzlich vollkommen unbeteiligt und ohne jegliche Emotion Dinge zu tun begann, die nicht von meinem Kopf aus gesteuert wurden. Immer wenn die turbulenten Wellen mich wieder losließen, legte ich mich vollkommen relaxt auf den Rücken und blickte in den Himmel. Ich unternahm keinerlei Versuche, an den Strand zurückzukommen, und bemühte mich auch nicht, mich dem Ozean zu widersetzen. Stattdessen gab ich