"Ich schaffs!" in Aktion. Ben Furman


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       Auf Hindernisse und Rückschläge vorbereiten

       Den Blick fürs Ganze nicht verlieren

       Literatur

       Über den Autor

       Vorwort von Jesper Juul

      Als ich dieses Buch zum ersten Mal las, hat es mich begeistert und gleichzeitig in Verlegenheit gebracht. Ich musste mir selbst die Frage stellen, weshalb um alles in der Welt weder ich noch andere die logischen Schlüsse aus den Fakten hatten ziehen können, die uns allen bekannt und die zugleich die Grundlage dieses Buches sind, nämlich: Kinder wollen keine Probleme haben, sie wissen auch gar nicht, was sie mit ihren Problemen anfangen sollen, und nicht zuletzt sind Kinder grundsätzlich lernbegierig.

      Der Unterschied zwischen Ich schaffs und konventionellen Methoden zur Unterstützung und Therapie von Kindern ist, dass die meisten dieser Methoden versagen, wenn es darum geht, dass sich das Kind von den Eltern oder sonstigen primären Bezugspersonen wertgeschätzt fühlt. Wir können noch so freundlich und empathisch mit einem Kind, das in Not ist, arbeiten – es wird immer den Eindruck haben, dass es für seine Eltern eine Last ist. Mit dem Ansatz von Ich schaffs! kann sein Selbstwertgefühl jedoch von Tag zu Tag wachsen.

      Die Kindheit ist ein langer Lernprozess, in dem die Kinder sich selbst und ihre Umwelt rund um die Uhr erforschen. Ein großer Teil dieser Aktivitäten wird von Erwachsenen als Spielen definiert – als ob dies eine weniger ernsthafte Kategorie wäre als das, was Erwachsene als Lernen bezeichnen. Gleichermaßen entwickeln viele Kinder aus verschiedensten Gründen Verhaltensweisen, die sich von innen ganz anders anfühlen als von außen. Darüber hinaus werden diese Verhaltensweisen von Erwachsenen als »Probleme« bezeichnet, und es macht einem fast schon Angst, wie schnell wir nach der Aufdeckung eines Problems dabei sind, das Kind selbst zum Problem zu erklären, ihm somit eine ganz neue soziale Rolle zuschreiben und Experten hinzubitten.

      Das vorliegende Buch veranschaulicht, dass sich solche sogenannten Probleme besser und schneller überwinden lassen, wenn wir sie stattdessen als Lernprozesse verstehen und bezeichnen und wenn das Kind sozusagen die Projektleitung für den eigenen Prozess übernimmt und eine enge Zusammenarbeit mit seinem Umfeld und einer Fachkraft als Berater und Betreuer etablieren kann. Dieser Zugang ist nicht nur für das Kind ganz offensichtlich von Vorteil, sondern er führt auch dazu, dass die Erzieher und Lehrer, die das Kind begleiten, die Verantwortung für eine Aufgabe erhalten, die sie bereits gut beherrschen – nämlich die Organisation von Lernprozessen. So müssen sie nicht in die Rolle eines »Mini-Therapeuten« schlüpfen.

      Die in diesem Buch präsentierte Arbeitsmethode beinhaltet u. a., dass das Kind eine Reihe von Unterstützern in seinem eigenen Umfeld auswählen muss – z. B. einen Erzieher, ein paar Freunde, eine Großmutter und nicht zuletzt die Eltern. Mit der richtigen Beratung heißt das, dass die Eltern ganz konkret neue Verhaltensweisen erlernen – die in vielen Fällen ihre vorhergehenden und unzweckmäßigen Verhaltensweisen ersetzen. Der therapeutische Fokus lag bisher häufig darauf, die weniger geeigneten Verhaltensweisen der Eltern kritisch zu beleuchten, sie durch das Verständnis, die Einsicht und neue Erfahrungen zum Wohle des Kindes zu verändern und die Eltern-Kind-Beziehung zu verbessern. Oft führte dies aber dazu, dass das Selbstbewusstsein und das Selbstbild der Eltern geschwächt wurde und die ungünstigen Verhaltensweisen sich nur sehr langsam änderten.

      Mit Ich schaffs! erhalten die Eltern unverzüglich eine vernünftige Antwort auf ihre beharrliche Frage: »Was sollen wir denn sonst machen?« Das ist für alle Beteiligten eine große Hilfe – auch für die Fachleute, die in den gut gemeinten und zugleich fehlgeschlagenen Versuchen, eine Hilfestellung anzubieten, in ähnlicher Weise festgefahren waren.

      Genau diese Elemente – die neuen Verhaltensweisen und die Unterstützung der Umgebung – machen den Kern dieser Methode aus, die weit mehr ist als eine neue, schlaue Art der Motivation von Kindern. In einem unserer Gespräche sagte Ben Furman mir mal, dass die Änderung der selbstdestruktiven Verhaltensweisen seitens des Kindes eigentlich nur eine »erfreuliche Nebenwirkung« der Methode sei. Das letztlich Entscheidende für die Integration des neu Erlernten in die eigene persönliche Entwicklung seien die Veränderungen im Umfeld des Kindes und damit auch die Qualität seiner Beziehungen zu anderen Menschen.

      Dieser Ansatz stellt große Anforderungen an die Fachleute, die Kinder in ihren Lernprozessen begleiten und beraten sollen. Sie müssen darauf vertrauen, dass die Kinder zu diesen Veränderungen fähig sind, und sie müssen in der Lage sein, das Kind in seinem eigenen Tempo zu begleiten. Außerdem müssen sie bereit sein, sich auf das Spiel einzulassen und das Umfeld des Kindes sowohl zu mobilisieren als auch zu stabilisieren. Diese Methode zur Veränderung von Verhaltensweisen geht von den Voraussetzungen des Kindes aus und passt sich diesen an. Sie lädt die Erwachsenen ein, an der Welt des Kindes teilzuhaben, anstatt das Hauptaugenmerk auf mehr oder weniger zufällige Symptome zu richten. Die Methode stellt für diejenigen Therapeuten eine Herausforderung dar, die sich nur schwer vom problembezogenen Ansatz lösen können, und sie ist für diejenigen ein Geschenk, die Vertrauen in die Verantwortlichkeit und Kreativität von Kindern haben und um die Bedeutung der Qualität von engen Beziehungen wissen.

      Dieses Buch und die zugrunde liegende Haltung sind auch für Eltern sehr wertvoll. Nach meiner Erfahrung mit vielen Familien hilft es den Eltern, sich klarzumachen, dass sich ein großer Teil der täglichen Konflikte mit Babys, Kindern und sogar Jugendlichen wesentlich besser lösen lässt, wenn sie sich vor Augen führen, dass ihr Kind kein Entwicklungsproblem hat, sondern dass es einfach eine weitere Fähigkeit gibt, die es noch lernen muss.

      1Vorwort zur dänischen Ausgabe, Børn kan – i praksis, Kopenhagen (Reitzel), 2010.

       Vorwort von Thomas Hegemann

      Dank der weltweiten Vortragstätigkeit des finnischen Psychiaters Ben Furman erfreut sich das Motivationsprogramm »Ich schaffs«, das er gemeinsam mit seinen Kollegen vom Helsinki Brief Therapy Institute entwickelt hat, immer größerer Beliebtheit. »Ich schaffs« bzw. sein englisches Pendant »Kids’ Skills« wird in immer mehr Sprachen übersetzt, so zuletzt ins Griechische, Portugiesische und Polnische. Auch in Ostasien wird das Programm immer bekannter. Chinesische, japanische und koreanische Versionen wurden in den letzten Jahren veröffentlicht.

      Das zeigt, dass »Ich schaffs« zu einem viel geschätzten Lernprogramm für eine große Breite von Fähigkeiten geworden ist: für soziale Kompetenzen, die im Leben mit anderen gebraucht werden; für psychische Kompetenzen, um mit sich selbst und seinen Affekten gut zurecht zu kommen; für »akademische« Fertigkeiten, um in Schule und Ausbildung gut zu bestehen; für motorische und sensorische Fähigkeiten, um Einschränkungen kompensieren zu können oder einfach immer besser zu werden.

      Und Ben Furman ist immer für eine weitere Überraschung gut! »Von Praktikern für Praktiker« könnte man die Idee umschreiben, die hinter seinem neuen Buch »Ich schaffs« in Aktion steht. Es beschreibt Erfolgsgeschichten aus Schulen und Horten, Kindergärten und Tagesstätten, Einrichtungen der Jugendhilfe und der Jugendarbeit, kinderpsychiatrischen Praxen und Kliniken, ergotherapeutischen und logopädischen Praxen und vielen anderen Einrichtungen, die mit Kindern, Jugendlichen und ihren Eltern arbeiten – in jüngster Zeit sogar auch in Sportvereinen.

      Neben Büchern, die die Grundlagen von »Ich schaffs« erläutern, entwickelten Ben Furman und seine Partner in den letzten Jahren auch Materialien und


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