Stakeholder-Kapitalismus. Klaus Schwab

Stakeholder-Kapitalismus - Klaus Schwab


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in den westlichen Gesellschaften setzte sich im verbleibenden 20. Jahrhunderts und bis ins 21. Jahrhundert fort. Im Jahr 2021 sind in vielen Ländern der Welt, darunter die USA und Saudi-Arabien13(!), mehr Frauen als Männer an den Universitäten eingeschrieben, und in vielen Ländern stellen Frauen fast die Hälfte der Arbeitskräfte. Trotzdem bestehen weiterhin Ungleichheiten bei der Bezahlung und hinsichtlich anderer Faktoren.14

      Frankreich, Deutschland, die Benelux-Länder und die skandinavischen Länder förderten ebenfalls Tarifverhandlungen. So wurde in den meisten deutschen Unternehmen durch das Betriebsrätegesetz von 1952 festgelegt, dass ein Drittel der Mitglieder des Aufsichtsrates von den Arbeitnehmern gewählt werden musste. Eine Ausnahme bildeten Familienunternehmen, da dort die Bindung zwischen den Mitarbeitern und der Firmenleitung normalerweise stark war und soziale Konflikte seltener auftraten.

      Da ich in diesem goldenen Zeitalter aufwuchs, entwickelte ich eine große Wertschätzung für die aufgeklärte Rolle, die die Vereinigten Staaten für Deutschland und den Rest Europas gespielt hatten. Ich war überzeugt, dass wirtschaftliche Zusammenarbeit und politische Integration der Schlüssel zum Aufbau friedlicher und prosperierender Gesellschaften sind. Ich habe sowohl in Deutschland als auch in der Schweiz studiert und kam zu der Überzeugung, dass die Grenzen zwischen den europäischen Nationen eines Tages wegfallen würden. In den 1960er-Jahren hatte ich sogar die Möglichkeit, ein Jahr in den Vereinigten Staaten zu studieren und mehr über die dortigen Wirtschafts- und Managementmodelle zu erfahren. Es war eine prägende Erfahrung.

      Doch genau dann, Anfang der 1970er-Jahre, wurde klar, dass das Wirtschaftswunder nicht von Dauer sein würde. Als wir uns in Davos versammelten, waren bereits Risse im System an der Oberfläche sichtbar. Der Nachkriegsboom war abgeklungen und soziale, wirtschaftliche und ökologische Probleme zeichneten sich ab. Meine Hoffnung war jedoch, dass europäische Geschäftsleute, Politiker und Akademiker durch aktiveres Erlernen erfolgreicher amerikanischer Managementpraktiken den Wohlstand auf dem Kontinent weiter ankurbeln könnten.

      Kein Wunder also, dass die OPEC-Länder ihre neu gewonnene Marktmacht nutzten. In den vorangegangenen zwei Jahrzehnten hatten viele ihrer Mitglieder – oft ehemalige europäische Kolonien in Asien, dem Nahen Osten und Afrika – endlich ihre Unabhängigkeit erlangt. Aber im Gegensatz zu den meisten westlichen Ländern in jener Zeit waren diese Entwicklungsländer oft von politischen und sozialen Unruhen geplagt. Der wirtschaftliche Aufschwung in Europa und den Vereinigten Staaten blieb für viele der neuen unabhängigen Länder in Asien, dem Nahen Osten und Afrika unerreichbar. Zu den wenigen Ausnahmen gehörten die OPEC-Staaten, deren wichtigste Ressource, das Erdöl, die Weltwirtschaft ankurbelte.


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