Geist & Leben 3/2021. Verlag Echter

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Beispiele der spirituell-personalen Begegnung

      Wenn dieser Abschnitt nun einige Ausschnitte der Entretiens einer intensiveren Untersuchung unterzieht, dann werden sie also nicht in erster Linie als historische Dokumente gelesen, sondern als Zeugnisse ebenjener interpersonalen Begegnungen und Ereignisse, die sie bezeugen.

       Personen begegnen …

      Ein anderer großer Denker der Begegnung, Martin Buber, hätte mit Mounier wohl darin übereingestimmt, dass die Begegnung ein Ereignis zutiefst innerlicher und spiritueller Natur ist. Anders als der jüdische Philosoph, der in jeder Verschriftlichung schon einen Verrat am Du erkannte, sieht der Verfasser der Entretiens die Schriftlichkeit jedoch im Dienst der Begegnung und letztlich des Personseins. Für ihn sind die Begegnungen nichts aus der Zeit abgelöstes, sondern gerade Teil unserer Geschichtszeit, durch welche diese auch verändert werden kann („Refaire la Renaissance“). Die in den Begegnungen sich zeigenden Personen müssen sich in ihrer Zeit bewähren: Die äußeren Ereignisse – die Geschichte – und die inneren – die Begegnungen – sind aufeinander bezogen. Die Verschriftlichung als Veräußerung des Inneren und als Verinnerlichung des Äußeren hilft Mounier bei der Aufgabe, selbst als Person zu bestehen, die anderen als Personen zu bezeugen und die Frage nach der Wahrheit aufrechtzuerhalten, die nicht auf individuelle Bedürfnisse reduziert werden kann.

      1Vgl. E. Mounier, Entretiens 1926–1944. Rennes 2017 (vgl. Seitenangaben im Text).

      2Zur Biographie Mouniers vgl. J.-F. Petit, Philosophie et théologie dans la formation du personnalisme d’Emmanuel Mounier. Paris 2006; ders., Petite vie d’Emmanuel Mounier. Paris 2008.

      3Vgl. E. Mounier, Le personnalisme. Paris 1949, 31.

      4E. Mounier, Sur l'intelligence en temps de crise, in: Esprit 9 (Februar 1941) 97, 201–215, hier: 214.

      5Emmanuel Mounier et sa génération. Lettres, carnets et inédits. Saint-Maur 2000, 415.


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