Lasst uns über Liebe reden. Walter Muller
gut 30 Jahren. Die Großeltern, die ja wie Eltern waren, haben schon recht gehabt. Für die Leidenschaft Sport war da allemal Platz genug. Bei der Schauspielerei wäre das viel schwieriger gewesen.
Wenn man den Namen Robert Christl nennt, bekommen heute noch viele Damen im reiferen Alter glänzende Augen und geraten regelrecht ins Schwärmen. „Womanizer“, würde man heute sagen. Ein Charmeur. Einer mit einem g’sunden Schmäh; und getanzt hat er auch fantastisch. Turniertänze – Walzer, Tango, Slowfox und Rumba. Nie „schlampert“ beisammen, immer ein Sir.
Am Tag, bevor ich mir seine Geschichten anhören darf, ist die Tochter von Bubi Bradl bei ihm, beim Robert, zu Besuch gewesen, zum Abschiedsbesuch. „So a fesche Frau!“, hat der Robert gesagt.
Die vielen Prominenten, die er gekannt und die ihn geschätzt haben! Katerina Jacob, die Kommissarin aus dem Bullen von Tölz, hat ihn in den Goldenen Hirschen eingeladen, um mit ihm über ihren Vater zu plaudern, der im Krieg sein Vorgesetzter gewesen ist, Major Jacob. Der Schauspielerin Hildegard Knef hat er, als sie in Salzburg war, ziemlich krank, ein Bett in seiner Wohnung zur pflegerischen Betreuung überlassen. Sepp Forcher hat ihn in einem Brief „mein Über-Weltmeister“ genannt. Jochen Rindt, Klammer, Goldberger, Hinterseer, Helmuth Lohner – alle haben sich gern mit ihm fotografieren lassen und mit ihm über den Sport, das Leben, das Theater geplaudert.
„I’ möcht auch amoi so berühmt werden wie der Onkel Robert!“ Der das gesagt hat, ist sogar noch berühmter geworden. Robert Christls Großneffe – Hans-Peter Steinacher, Doppel-Olympiasieger im Segeln.
Wenn man Robert Christl nach dem Geheimnis für seine Fitness und für seine grandiosen Erfolge befragt hat, dann hat er immer locker aus der trainierten Hüfte heraus gesagt: „Viel Sport, kein Nikotin, viel Milch und Kakao, kein Alkohol, keine Sorgen!“
Das mit den Sorgen ist so eine Sache. Dass neben dem Beruf und dem Sport zu wenig Zeit für die Familie geblieben ist, das hat er, vor allem in den letzten Jahren und Monaten, sehr bedauert. Eine Ehe, die früh gescheitert ist. Und dann der Sohn, die Enkelin mit ihrer Familie, Urenkel. Viel zu selten in den Arm genommen. Alles im Leben hat seinen Preis. Und nichts im Leben kann man zurückdrehen.
Schön, dass Wolfgang, der Sohn, in einer der letzten Nächte bei ihm in der Palliativstation im Landeskrankenhaus sein konnte. Und dass Magdalena, die Enkelin, mit ihren Kleinen gekommen ist – mit dem Theo und dem Konstantin, der im Sterbezimmer noch Bilder gemalt hat für den Uropa.
Schön, dass die Frau Lackner, die liebe Nachbarin, sich so sehr um ihn gekümmert hat, und die Tante Mitzi und die Cousine Christa vor allem, die ihm in der allerletzten Nacht im Kerzenschein noch das lange Weihnachtsgedicht aufgesagt hat, das man in der Familie immer so gern gehört hat. Frau Dr. Faber, der Engel von der Palliativstation, hat extra für ihn, nachdem er noch die Krankensalbung bekommen hat, auf dem Klavier gespielt.
Was bleibt und was ihn stolz gemacht hat: die Anerkennung, die Wertschätzung in der Welt draußen und in seiner Heimat. Die Verdienstzeichen in Gold und Silber, seinen Lieblingsfarben, der Republik Österreich, des Landes Salzburg, der Sportverbände, der Wörtherseer und seiner Mondseer vor allem.
Geld hat Robert Christl mit dem Sport nicht wirklich verdienen können. Ein paar Hundert Schilling bei Wasserski-Vorführungen beim Seefest in Zell. Aber darum ist es ja nicht gegangen.
Er hat sein Leben gelebt, er, das liabe Biabl aus dem Mölltal, er, der so besondere Mensch, der mehr als ein Mal dem Tod von der Schaufel gesprungen ist, als Kind, im Krieg.
87 Meter: Seine Höchstweite beim Skispringen, einstmals in Bischofshofen, die Arme voraus, tadelloser Telemark.
Pumperlgesund, 90 Jahre lang. Dann, nach diesem schönen letzten Sommer am Mondsee, auf dem Mondsee – die Krankheit, gegen die es kein Gewinnen mehr gibt. Wenn ihn in den letzten Wochen seines Lebens ein Hospizbegleiter besucht hat, dann hat der Robert ihm – ach, dieses Elefantengedächtnis! – die lateinischen Gebete rezitiert, die er als Ministrant in seiner Kinderzeit in Zell am See gelernt hat.
In seinem Krankenzimmer daheim in Itzling, beim Fenster mit dem Blick ins Weite, bis zum Untersberg hin, steht der Hometrainer. „Da setz ich mich im Moment lieber nicht drauf“, hat er gesagt, vier Wochen vor seinem Tod. Gegen den Tod, letztendlich, kann man nur verlieren. Robert Christl ist als fairer Verlierer abgetreten von der Lebensbühne. Nein, nicht als Verlierer, einfach als Zweiter. Hinter dem Tod. Einmal ist er bei der österreichischen Marathon-Meisterschaft Zweiter geworden, hinter der Marathon-Legende Adolf Gruber. „Der hat’s leicht g’habt“, hat er gemeint, „der hat ja nix anderes g’macht!“
Robert Christl hat diese Welt gefasst verlassen, in Frieden. Mit einem Lächeln und in großer Dankbarkeit für sein sagenhaftes, unvergleichliches Leben.
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