Comanchen Mond Band 2. G. D. Brademann

Comanchen Mond Band 2 - G. D. Brademann


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öfter schlossen sie sie daher von ihren gemeinsamen Vergnügungen aus. Dabei hätte sie doch froh sein sollen, sich mit einer so jungen Frau die Arbeiten teilen zu können. So jedenfalls dachte die Mehrheit. Crow-Wing wollte davon nichts hören. Sie war bisher ohne Dark-Night ausgekommen und wollte sich auch in Zukunft in nichts hineinreden lassen. Der eigentliche Grund jedoch war ihre immerwährende Eifersucht.

      Icy-Wind aber kümmerte sich nicht um die Zwistigkeiten in seinem Tipi. Für ihn zählte nur seine eigene Bequemlichkeit. Mochten sich doch seine beiden Frauen in die Haare kriegen – was kümmerte es ihn? Und das Geschwätz der Weiber interessierte ihn sowieso nicht. Trotzdem war er von Tag zu Tag misstrauischer geworden.

      Dann war dieser Zwischenfall auf dem Geröllfeld passiert. Er hatte sich dazu hinreißen lassen, Crow-Wings Zuflüsterungen zu glauben, und sich dabei beinahe vor dem ganzen Lager blamiert. Natürlich vermutete er auch heute noch, dass ihn damals Light-Cloud zusammen mit Storm-Rider hereingelegt hatte. Doch die beiden waren dabei so geschickt vorgegangen, dass es keinerlei Beweise gab. Nun lauerte er auf eine Gelegenheit, es ihnen zu vergelten – vor allem Light-Cloud. Sich von seiner eigenen Frau vorführen zu lassen, das war gegen seine Ehre, und so sann er auf Rache. Der Tagesablauf eines Kriegers war angefüllt mit Arbeit. Er hatte ein Recht darauf, wenigstens in seinem Tipi Ruhe und Erholung zu finden. Immerhin bestand für ihn die Möglichkeit, sich mit diesem Problem an ihren Häuptling, Old-Antelope, zu wenden. Das hätte die Sache ein für alle Mal aus der Welt geschafft. Der alte Mann stand seit vielen Wintern an der Spitze der Antilopenbande. Sie liebten und achteten ihn für die Art, wie er Streitigkeiten schlichtete, bei Familienzwisten ein gerechtes Urteil fällte, ja, sogar die jungen Krieger in ihrem Übermut zu zügeln verstand. Für Recht und Ordnung im Lager zu sorgen, war für ihn eine stetige Herausforderung. Dass es keine größeren Streitigkeiten gab, dafür sorgte er zusammen mit Great-Mountain. Niemandem war es bisher eingefallen, diesen beiden ihre Positionen streitig zu machen.

      Anstatt sich an sie zu wenden, verbrachte Icy-Wind in letzter Zeit die Tage damit, seiner zweiten Frau hinterherzuspionieren. Sollte sie ihn mit Light-Cloud betrügen, würde er das über kurz oder lang selber herausfinden. Kein Tag verging, an dem er nicht dort auftauchte, wo sie gerade war. Einige der Männer, besonders die jungen, machten sich bereits einen Spaß daraus, ihn in die Irre zu führen. Dieser Zustand konnte nicht mehr lange gutgehen. Das war wie bei dem Topf mit Fleischbrühe über dem Feuer; wenn man nicht aufpasste, kochte irgendwann alles über.

      Eine friedliche Lösung wäre für alle Beteiligten am besten gewesen und hätte endlich wieder Ruhe einkehren lassen. Doch das galt nicht für einen so nachtragenden und in seiner Ehre gekränkten Mann wie Icy-Wind. Die Feindschaft zwischen ihm und Light-Clouds Familie rührte noch aus den Zeiten von Sun-In-The-Red-Hair. Eine Entscheidung musste endlich fallen. Diese ganze Sache begann bereits Zwietracht in der kleinen Gemeinschaft zu säen. Die Meinungen, was Light-Cloud betraf, wenn etwas an der Sache dran sein sollte, oder Icy-Winds Recht gingen inzwischen weit auseinander. Ja, es wurden bereits unter der Hand Wetten abgeschlossen, was die Möglichkeiten einer Lösung betraf. Da gab es verschiedene. Bestrafte Icy-Wind seine Frau, indem er sie verunstaltete? Schickte er sie zurück, oder würde er Light-Cloud herausfordern? Eine offene Auseinandersetzung konnten sich viele, die Icy-Winds hochfahrende Art kannten, durchaus vorstellen. Mord – so etwas kam unter Comanchen so gut wie nie vor.

      Red-Eagle befürchtete das Schlimmste. Doch es stand auch ihm in seiner Position als amtierender Kriegshäuptling nicht zu, sich in Familienangelegenheiten einzumischen. Vermitteln, ja. Dazu wäre er bereit; eine andere Möglichkeit gab es für ihn nicht. Kein Häuptling hatte das Recht, jemandem etwas zu befehlen. Sollte er das tun, dann wäre er die längste Zeit Häuptling gewesen. Für Icy-Wind selbst kam nur eine einzige Möglichkeit in Frage: Er musste Light-Cloud an seiner empfindlichsten Stelle treffen – und die hieß Dark-Night. Um mit erhobenem Kopf aus der ganzen leidigen Angelegenheit herauszukommen, war er bereit, seinen Widersacher zu töten. Niemand beleidigte ihn, der einst wie ein eisiger Wind über seine Feinde gekommen war, ungestraft. In seiner verletzten Eitelkeit konzentrierte er sich voller Wut auf Dark-Night. So verging kein einziger Tag, an dem sie nicht mit neuen Zeichen einer Misshandlung auftauchte. Früher wäre ihm so etwas nie in den Sinn gekommen. Jetzt jedoch war es ihm eine heimliche Freude, zu sehen, wie Light-Cloud nur noch von seinen Freunden daran gehindert wurde, offen gegen ihn vorzugehen. Manchmal sah sich Dark-Night gar nicht mehr in der Lage, das Tipi zu verlassen. Dann war es am Schlimmsten für Light-Cloud. Einmal musste Great-Mountain sogar eingreifen, um ihn daran zu hindern, sofort zu Icy-Wind in dessen Tipi zu stürmen. Um das Ganze noch auf die Spitze zu treiben, war auch Crow-Wings Verhalten der kleinen Mexikanerin gegenüber kaum noch auszuhalten. Sie sah in dieser Entwicklung ihre Position als Hauptfrau mehr als je zuvor gestärkt.

      Jemand musste endlich etwas unternehmen. Es war ja nicht so, dass die Männer im Lager großes Interesse am Wohlergehen Dark-Nights bekundeten. Doch das Ganze brachte allmählich zu viel Unruhe auch in ihre Tipis. An den Feuern gab es nur noch ein Thema. Das war gar nicht gut. Auch für Light-Clouds Freunde – und das waren wesentlich mehr als die von Icy-Wind – stand seine Ehre auf dem Spiel. Es musste unbedingt und so schnell wie möglich eine Lösung her, denn inzwischen hatte sich die ganze Angelegenheit zu weit zugespitzt.

      An einem sonnigen Morgen trafen sich deshalb sechs junge Männer mit Light-Cloud an einer Stelle oben auf einem Geröllfeld, von dem aus man den Großteil der Tipis am Fluss überblicken konnte. Einige sacht vorgefühlte Gespräche mit Icy-Wind waren bereits gescheitert; Red-Eagle hatte ihn in sein Tipi eingeladen, ihn bestens bewirtet und zusammen mit Moon-Night Andeutungen gemacht. Das Ganze war natürlich völlig schiefgelaufen, denn Icy-Wind hatte sofort gewusst, worum es ging, und wutentbrannt das gastliche Tipi verlassen – ein Affront gegen Red-Eagle. Zum Glück bewahrte der ruhig Blut und tat das nur mit einer gleichgültigen Geste ab. Doch in seinem Innersten brodelte es. Warum nur sträubte sich Icy-Wind so sehr gegen eine friedliche Einigung? Schließlich ging es hier nur um eine Frau – noch dazu um eine Mexikanerin.

      Jetzt saßen die jungen Männer beisammen und sprachen eifrig miteinander. Endlich, nachdem sie sämtliche Möglichkeiten durchgegangen waren, kamen sie zu dem Entschluss, dass das alles nur auf einen Zweikampf hinauslaufen konnte. Light-Cloud, der es nicht mehr aushielt, bei Dark-Nights Misshandlungen tatenlos zuzusehen, war zum Äußersten entschlossen. Er stand für einen Kampf bereit. Diese Entwicklung der Dinge hätte er sich beim besten Willen zu Beginn seiner Liebschaft mit der Mexikanerin nicht vorstellen können. Was als harmlose Tändelei begonnen hatte, war tödlicher Ernst geworden. Mit seinen zweiunddreißig Wintern hätte er es eigentlich besser wissen müssen. Seine wertvollsten Pferde – ja, sogar die aus der Züchtung seines verstorbenen Vaters – wäre er bereit gewesen, für sie herzugeben. Das war mehr als Icy-Wind verdiente.

      Er, einer der begehrtesten Junggesellen, hätte jede haben können. Es gab Väter, die sogar bereit waren, ihm ihre Töchter für einen geringen Brautpreis zuzuführen. Sein Status als Krieger hätte nicht besser sein können. Wer einen Schwiegersohn wie ihn bekam, brauchte sich um seine eigene Zukunft keine Sorgen mehr zu machen. Doch was nützte das alles? Sein Herz hing nun einmal an dieser verheirateten Frau, die nicht einmal mehr schön war, seit Icy-Wind sie tagtäglich misshandelte. Es konnte also nicht an ihrem Äußeren liegen. Viele der jungen Mädchen fragten sich, was sie wohl hatte und sie selbst nicht.

      Light-Cloud bekräftigte am Ende der Zusammenkunft den sechs jungen Männern seine Bereitschaft, um Dark-Night, wenn es sein musste, auch zu kämpfen. Noch musste es nicht zum Äußersten kommen. Er wusste genau, worauf er sich da einließ. Sollte er Icy-Wind besiegen, dann würde er ihm einen angemessenen Preis für Dark-Nights Entlassung aus dieser Ehe zu zahlen haben. Niemand musste deshalb sterben. Anders lagen die Dinge, wenn er in diesem Kampf unterlag, denn dann würde er für seine Geliebte nichts mehr tun können. Und auch Großmutter hätte dann keinen Versorger mehr. Wollte er dieses Risiko eingehen? Ja, seine Entscheidung stand fest, ohne dass er Dark-Night oder Großmutter um ihre Meinung fragen würde.

      Über Dream-In-The-Day, Gray-Wolfs Ehefrau, wurde an diesem Morgen Dark-Night in die Pläne der jungen Männer eingeweiht. Die kleine Mexikanerin wusste also genau, um was es ging, ohne dass man ihr ein Mitspracherecht einräumte. Die Männer hatten entschieden. Es war die Angst um Light-Clouds Leben, die sie bereits seit vielen Monden Tag für Tag mehr verzweifeln


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