Geschichte Italiens. Wolfgang Altgeld

Geschichte Italiens - Wolfgang Altgeld


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auch Deutsche ein.

      Im Mai 961 hatte Otto I. seinen Sohn Otto II. zum Nachfolger in Deutschland bestellt (eine Maßnahme zur Vorbereitung der Kaiserkrönung). An Weihnachten 967 ging er einen Schritt weiter und machte den nunmehr zwölfjährigen Mitkönig zum Mitkaiser. So erhob er den Anspruch, das westliche und das östliche Kaisertum seien gleichwertig, und zwar in denselben Formen, deren sich seinerzeit Karl der Große bedient hatte. Zu einer Eheverbindung der Kaiserhäuser fand sich jedoch erst der 969 durch einen Staatsstreich an die Macht gekommene Kaiser Johannes Tzimiskes bereit: Aus seiner Verwandtschaft stammte die Braut für Otto II., die berühmte Prinzessin Theophanu. Sie wurde bei der Eheschließung 972 ebenfalls zur (Mit-)Kaiserin (consors imperii) gekrönt.

      Otto I. starb 973. Gegen Otto II. regte sich in Italien kein offener Widerstand, jedoch benötigte er sieben Jahre, um nördlich der Alpen die Position seines Vaters voll einzunehmen. In Italien finden wir ihn erst wieder ab 980. Zum Verhängnis wurde ihm seine Niederlage am Kap Colonne bei Cotrone gegen eine sarazenische Invasionsarmee 982, wobei er nur knapp der Gefangennahme entging. Im Jahr darauf traf er Vorsorge für seine Nachfolge: Sein Sohn Otto III. wurde in Verona zum König gewählt und Weihnachten in Aachen gekrönt. Wahl und Krönung erfolgten jeweils unter deutscher und italienischer Beteiligung und sollten für Deutschland und Italien gelten, was dem Plan einer Realunion der beiden Reiche entsprach. Dazu kam es [32]aber nicht, da Otto II. am 7. Dezember 983 im Alter von 28 Jahren überraschend starb. Er wurde in Rom begraben. Sein Grab befand sich im Atrium von St. Peter, wurde aber beim Neubau der Peterskirche 1694 abgebrochen und in die Grotten verlegt; ein Plan Wilhelms II. zur Wiedererrichtung blieb (glücklicherweise) unausgeführt.

      Otto III.

      Die Regentschaft für den minderjährigen Otto III. übernahmen die Kaiserinnen Theophanu und Adelheid, jedoch war die Lage in Deutschland so schwierig, dass sie kaum in die Verhältnisse in Italien eingreifen konnten, wo Ottos Herrschaft indes prinzipiell unangefochten blieb. Als Otto III. 994 volljährig geworden war, begann er sofort eine intensive Italienpolitik; in den Jahren 996/997 (Kaiserkrönung am 21. Mai 996), 997/998 und 999–1002 hielt er sich südlich der Alpen auf. Gegenüber dem Papsttum nahm er eine stärkere Stellung ein als alle seine Vorgänger, da die Römer nicht nur seine Zustimmung zur Papstwahl einholten, sondern ihn geradezu um die Benennung eines Papstes baten. So setzte er im Mai 996 seinen Verwandten Brun (Gregor V.) ein und im April 999 den berühmtesten Gelehrten seiner Zeit, Gerbert von Aurillac (oder von Reims, Silvester II.). Das Ottonianum erneuerte er nicht, sondern er übertrug dem Papst als freie Schenkung acht Grafschaften in den Marken.

      Die Aufenthalte in Italien waren Teil einer Herrschaftskonzeption, die in ideal gedachter Weise das (verchristlichte) Römische Reich und die Herrschaft Roms über den [33]Erdkreis erneuern sollte. Otto schlug daher in Rom seine Residenz auf und stattete seinen Hof mit antikisierend-byzantinischen Titeln aus. Es gelang auch, eine purpurgeborene Prinzessin aus Byzanz für ihn als Braut zu gewinnen. Von seinem Leben, das wie im Zeitraffer verlief, und von seiner Person müssen eine eigentümliche Faszination ausgegangen sein. Dieses Faszinosum versagte aber tragischerweise ausgerechnet in der Stadt, die im Zentrum seiner Konzeption stand: Ende 1000 brach in Rom eine Revolte gegen ihn aus, die ihn im Frühjahr zur Flucht aus der Ewigen Stadt zwang. Thietmar von Merseburg fasste diesen Widerspruch prägnant in die Worte: »Alle Gebiete, ob sie von Romanen oder Germanen bewohnt waren, unterwarfen sich getreulich seiner Herrschaft, mit einziger Ausnahme der Stadt Rom selbst, die er vor allen anderen geliebt und ihnen stets vorgezogen hatte.«

      Arduin von Ivrea und Heinrich II.

      Otto III. starb am 24. Januar 1002 im Alter von 21 Jahren. Für seine Nachfolge war nicht vorgesorgt, und es schien, als sollten Deutschland und Italien eigene Wege gehen. Schon am 15. Februar 1002 wurde in Italien ein neuer König gewählt, Markgraf Arduin von Ivrea. Arduin war ein Gegner des bisherigen Regimes: Er war 996/997 in einen schweren Konflikt mit Bischof Petrus von Vercelli geraten, in dessen Verlauf der Bischof ums Leben kam. Deshalb wurde er 998/999 von den Bischöfen und vom Papst exkommuniziert und im Mai 999 von Otto III. abgesetzt; seine Rechte gingen zum Teil auf den neuen Bischof Leo von Vercelli [34]über. Als König hatte Arduin seine Machtbasis hauptsächlich in der westlichen Lombardei; die Toskana stand ihm distanziert gegenüber, die (häufig deutschen) Bischöfe der östlichen Gebiete lehnten ihn ab. Unter seinen Anhängern werden auch die secundi milites (oder: valvassores) genannt, also die Inhaber der kleinen Ritterlehen, die im Vergleich zum Adel (dem die Bischöfe entstammten) in einer juristisch schlechteren Stellung lebten; hier werden erste Konturen einer sozialen Differenzierung und eines sozialen Konfliktes sichtbar.

      Gegen Arduin riefen Bischof Leo von Vercelli und seine Anhänger König Heinrich II. ins Land, der sich bis zum Juni 1002 in Deutschland hatte durchsetzen können. Dieser schickte Herzog Otto von Kärnten voraus, der aber in den Salurner Klausen in die Falle ging und Arduin unterlag. Daraufhin zog im Frühjahr 1004 Heinrich II. selbst nach Italien. Ihm unterwarf sich Arduin kampflos.

      Aus deutscher Sicht erscheint Arduin leicht als (auch charakterlich bedenklicher) Usurpator, der die prekäre Situation nach dem Tode Ottos III. ausnutzte und die Rechte Heinrichs verletzte. Aber hatte Heinrich überhaupt Rechte auf die italienische Königskrone? Otto III. hatte keine Nachfolgeregelung getroffen; die Auffassung, dass der deutsche König automatisch auch König von Italien sei, setzte sich erst allmählich als Gewohnheitsrecht durch, wobei gerade die Tatsache, dass Heinrich Arduin verdrängen konnte, traditionsstiftend wurde. Selbst im Vergleich zu Otto I. war Heinrichs Rechtsposition schwächer, da Otto sich auf die Ehe mit Adelheid und, sofern die Nachricht zutrifft, auf die Lehnshuldigung Berengars II. berufen konnte. Heinrichs Rechtsanspruch war also im Grunde nicht [35]besser als der aller Nationalkönige aus der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts. Was Arduins Charakter angeht, ist zu bedenken, dass der Autor der wichtigsten literarischen Quelle über ihn, Bischof Leo von Vercelli, zugleich sein erbittertster Gegner war.

      Heinrich II. wurde bei seinem ersten Italienzug in Pavia förmlich zum König gewählt und am 14. Mai 1004 gekrönt. Das Krönungsfest endete in unschöner Weise mit einem blutigen Kampf zwischen seinen Truppen und der Bevölkerung; bei fast jeder Krönung ereigneten sich von nun ab solche Zwischenfälle. In den italienischen Quellen sind auch erstmals nationalistische Töne zu hören, so etwa bei Arnulf von Mailand. Nach der Paveser Krönung kehrte Heinrich sofort nach Deutschland zurück. Auch der zweite Italienzug zur Kaiserkrönung am 14. Februar 1014 und ein weitgehend erfolgloser dritter Zug gegen die byzantinischen Gebiete in Süditalien 1021/22 endeten mit einer schnellen Rückkehr über die Alpen.

      Konrad II. und Erzbischof Aribert von Mailand

      Nach dem Tode Heinrichs II. 1024 wiederholte sich die Situation von 1002, wenn auch weniger dramatisch. Es gab Versuche, König Robert II. von Frankreich oder Herzog Wilhelm V. von Aquitanien zum König zu wählen; jedoch führten die Bischöfe (Heinrich II. hatte überwiegend Deutsche ernannt) die Entscheidung herbei, indem sie in Konstanz dem neuen deutschen König Konrad II. huldigten. Dieser erschien 1026 in Italien, empfing in Mailand die lombardische, 1027 in Rom die Kaiserkrone und ließ sich [36]anschließend in Süditalien von den Fürsten von Salerno, Benevent und Capua huldigen. In die bestehenden Verhältnisse griff er nicht ein.

      Weniger glatt verlief der zweite Italienzug des Kaisers, denn jetzt wurde er in die internen Konflikte in Stadt und Bistum Mailand hineingezogen. Dort war inzwischen eine vierfache soziale Schichtung zu erkennen: An der Spitze standen die (hoch)adligen, bereits erbberechtigten Lehensträger des Königs (capitanei), aus welcher Gruppe auch Erzbischof Aribert stammte; dann kamen die Inhaber kleiner Lehen, die noch Vasallen im ursprünglichen Sinne waren, also ohne Erbberechtigung und leicht absetzbar (valvassores); dann die durch Handel und Handwerk zu Wohlstand kommenden »Bürger«; schließlich die besitzlose Unterschicht. Anlass des Konflikts war ein Kriegszug, wobei die Truppen des Erzbischofs im Wesentlichen aus valvassores bestanden. Diese fühlten sich für ihre Dienste nicht ausreichend belohnt und revoltierten 1034 gegen Aribert, der bei den Mailänder Bürgern Rückhalt fand. Als nun Konrad II. Anfang 1037 nach Mailand kam, befürchteten diese Bürger seine Parteinahme zugunsten der valvassores


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