Knips dein Licht an. Heike Holz
dem gesamten Umfeld und der selbst hochgelegten Messlatte mit uns, mit unserem Körper, unserer Seele? Treiben wir mit dieser Art der Lebensführung nicht einen großen Raubbau an unserer eigenen Gesundheit und steuern zielsicher auf ein Burnout und anderen Beschwerden zu?
Hier erkennen wir, dass es nicht darum geht, eine Balance zwischen Leben und Arbeit herzustellen – es geht darum, ein Leben in Balance und Ausgewogenheit zu führen, für alle Lebensbereiche das richtige Maß zu finden.
Doch was sind unsere Lebensbereiche? Welche Säulen tragen uns durchs Leben und bereichern unser Sein?
Wir kennen vier große Lebensbereiche, die für eine gesunde, stabile, glückliche Life-Balance wichtig sind. Auf Dauer gesehen sollte jeder Bereich berücksichtigt werden. Sicher wird es Lebensphasen geben, in der ein Bereich etwas vernachlässigt und ein anderer überbetont wird. Wenn beispielsweise in einer Familie ein Kind krank wird, wird das geplante Sportprogramm oder der Theaterbesuch selbstverständlich gestrichen, weil etwas anderes an Priorität gewinnt.
Schauen wir uns die vier Lebensbereiche an:
1. Arbeit und Leistung Karriere, Erfolg und Geld
2. Gesundheit und Körper bewusste Ernährung, Entspannung und regelmäßiger Sport
3. Familie und Beziehungen Partnerschaft, Familie, Freunde
4. Sinn Selbstverwirklichung, Philosophie, Erfüllung, Spiritualität
Ganz wichtig: Diese Lebensbereiche stehen immer in einer Wechselbeziehung zueinander – jedem Bereich dürfen wir Beachtung schenken, damit wir am Ende des Lebens voller Glück und Freude auf die gelebten Jahre zurückschauen. Ein Beispiel: Ein Mensch, dem nur Beruf, Geld und Karriere wichtig sind und dabei seine Gesundheit und damit den Körper vernachlässigt, wird früher oder später körperliche Defizite spüren.
Oder: Sehr oft erkennt ein Mann erst als Großvater voller Traurigkeit und Wehmut, was er als Vater versäumt und nicht erlebt hat, weil er damals aus dem Haus ging, als das Kind noch schlief, und nach Hause kam, als es bereits im Bett lag.
Berücksichtigen Sie alle Lebensbereiche, damit Ihnen der Balance-Akt zwischen dem Berufs- und Privatleben gelingt. Diese wichtige Erkenntnis gilt für berufstätige Mütter genau so wie für Manager. Das Phänomen, auf allen Ebenen volle Leistung bringen zu wollen, ohne sich selbst die nötige Ruhe zu gönnen, ist weit verbreitet.
Das Geheimnis derjenigen, die ihr privates und berufliches Leben in eine wohltuende, gesunde Balance bringen, liegt darin, dass sie sich auf das Wesentliche konzentrieren.
Entscheiden Sie, lieber Leser, eigenverantwortlich über die Zeit, die Ihnen zur Verfügung steht – das bedeutet für Sie: Agieren statt reagieren.
Auf die Frage „Was ist mir in meinem Leben wirklich wichtig?“ können nur Sie selbst eine Antwort geben. Ein entscheidender Satz, den ich gerne meinen Klienten mit auf den Weg gebe, lautet: Erschaffe ein Leben, was sich im Innern gut anfühlt, und keines, was nur von außen gut aussieht!
Alle vier genannten Bereiche Arbeit, Körper, Beziehung und Sinn sind zu beachten und einzubeziehen. Langfristig ausgeglichen sind wir, wenn wir allen die nötige Aufmerksamkeit widmen.
Wissen Sie bereits, wie Ihr persönlicher Status-quo – also der Ist-Zustand – aussieht? Hier empfehle ich Ihnen, ein Lebens-Balance-Rad auszufüllen.
Alle wichtigen Lebensbereiche sind in der Grafik auf Seite 21 abgebildet. Schauen Sie sich diese Bereiche in Ruhe an. In den leeren Feldern können Sie nach Belieben noch Ihre persönlichen Lebensprioritäten eintragen, ganz gleich, ob es sich um Weiterbildung, Urlaub oder ein ganz spezielles Hobby handelt.
Wie zufrieden sind Sie mit jedem Lebensbereich, mit jedem „Tortenstück“ des Lebens-Balance-Rades? Füllen Sie intuitiv die Felder aus.
Innerhalb eines jeden Tortenstückes entscheiden Sie, ob Sie den Kreis nur zu 25 % ausfüllen, zu 50 %, zu 75 % oder gar zu 100 %. Verwenden Sie beim Ausfüllen zwei verschiedene Farben: In der ersten Runde tragen Sie ein, inwiefern Sie diesen Lebensbereich in Ihrem Leben überhaupt berücksichtigen.
In der zweiten Runde tragen Sie ein, wie zufrieden Sie mit diesem Lebensbereich sind, also ob Sie ihn bereits so leben, wie es Ihren Wunschvorstellungen entspricht.
Grundsätzlich ist entscheidend, dass Sie zufrieden und glücklich sind. Die ausgefüllten Felder zeigen Ihnen, wo die Defizite liegen, was Sie noch verändern können. Jedoch ist eines sehr wichtig: Auch wenn uns beispielsweise die Ernährung überhaupt nicht interessiert, wir aus Überzeugung keinen Sport treiben, wird uns dieses nicht berücksichtige Tortenstück in unserem Lebens-BalanceRades irgendwann im Leben begegnen.
Eine bedeutsame Lebensregel besagt, dass das, was wir nicht auf gesunder Basis leben, uns auf einer ungesunden Weise treffen wird: In Form von Krankheit, bitterer Schicksalsschläge, unschöner Lebensereignisse.
Daher empfehle ich unbedingt, alle vier tragenden Säulen des Lebens mit ihren Teilbereichen anzuschauen und ins persönliche Leben sinnvoll zu integrieren.
Ihr individuelles Lebens-Balance-Rad darf also rund werden, damit es nicht über die Straße des Lebens holpert. Und genau so, wie das Rad dann frei und leicht läuft, überträgt sich das automatisch und wie von selbst auf Ihr Leben.
Ein weiterer Aspekt sind unsere zahlreichen Rollen, die wir in unserem Leben einnehmen. Jeder von uns füllt in seinem Leben verschiedene Rollen aus, trägt also unterschiedliche „Lebenshüte“, wie beispielsweise als Mitarbeiter, Chef, Dienstleister im Berufsleben, als Partner, Eltern, Kind, Bruder bzw. Schwester, Freund, Kassierer im Sportverein, Elternbeiratsvorsitzender etc. im Privatleben.
Prüfen Sie diese Rollen sehr sorgfältig: Welche füllen Sie freiwillig aus? Welche sind Ihnen auferlegt worden? Welche Rollen möchten Sie weiterhin leben, welche abgeben und welche zukünftig einnehmen?
Mehr als sieben Rollen gut und verantwortungsvoll auszufüllen, ist nahezu unmöglich. Das bedeutet in aller Regel extremer Stress – nicht nur beruflich, sondern auch im Freizeitbereich. Letztendlich werden wir keiner Rolle wirklich gerecht.
Finden Sie für sich persönlich heraus, was wirklich für Sie in Ihrem Leben zählt. Notieren Sie sich alle Ihre Rollen. Beleuchten Sie diese Rollen von allen Seiten, was empfinden Sie für jede einzelne Rolle?
Spüren Sie Freude in sich, wenn Sie an Ihre Schwester oder an Ihren Vater denken? Grummelt es schon in Ihrem Magen, wenn Sie an Ihr Amt als Vorsitzender des Sportvereins denken, weil es Ihnen einfach zu viel wird?
So gehen Sie Rolle für Rolle achtsam und sorgsam durch. Schreiben Sie auf, was Sie empfinden und treffen Sie Entscheidungen. Sie kennen das: Wer loslässt, hat plötzlich beide Hände frei. So werden Sie sich unendlich erleichtert und frei fühlen, wenn Sie ungeliebte Aufgaben abgeben, und Menschen, die Ihnen nicht gut tun, weniger oder gar nicht mehr sehen.
Und das Beste: Sie haben endlich Zeit und Ruhe für die Sie tatsächlich wichtigen Dinge. Denken Sie immer daran: Es ist Ihr Leben!
Sie wollen am Ende Ihres Lebens mit Stolz und Freude zurückschauen.
Leben Sie also nie das Leben eines anderen oder tun Dinge, um anderen zu gefallen bzw. deren Erwartungen zu erfüllen. Folgende Worte von Oscar Wilde mögen diese Gedanken unterstreichen: „Wirklich zu leben – das ist das Allerseltenste auf dieser Welt. Die meisten Menschen existieren nur.“