Das Zeichen der Vier. Sir Arthur Conan Doyle
Tisch aber saß in einem hölzernen Lehnstuhl, ganz in sich zusammengesunken, der Herr des Hauses. Sein Kopf war auf die linke Schulter gefallen, und sein Gesicht zeigte dieses grauenhafte, abgründige Grinsen. Er war steif und kalt und zweifellos seit vielen Stunden tot. Mir schien, dass nicht nur sein Gesicht, sondern alle Gliedmaßen auf bizarrste Weise verdreht und verrenkt waren. Auf dem Tisch neben seiner Hand lag ein seltsamer Gegenstand – ein brauner Knüppel aus Hartholz, an dessen Ende mit grober Schnur kunstlos ein Stein befestigt war, wie der Kopf eines Hammers. Daneben lag ein abgerissenes Stück Papier, auf das ein paar Worte gekritzelt waren. Holmes warf einen Blick darauf, dann reichte er es mir.
»Lesen Sie«, sagte er mit bedeutungsvoll hochgezogenen Augenbrauen.
Im Licht der Laterne las ich mit einem Schauer des Grauens: »Das Zeichen der Vier.«
»Um Gottes willen, was hat das alles zu bedeuten?« fragte ich.
»Es bedeutet Mord«, erwiderte er, während er sich über den Toten beugte. »Aha! Das hatte ich erwartet. Sehen Sie sich das an!«
Er wies auf etwas, das aussah wie ein langer, dunkler Stachel, der direkt über dem Ohr in der Haut steckte.
»Das sieht aus wie ein Dorn.«
»Es ist ein Dorn. Sie können ihn herausziehen. Aber Vorsicht! Er ist vergiftet.«
Ich griff das Ding mit Daumen und Zeigefinger. Es ließ sich so leicht aus der Haut ziehen, dass kaum ein Mal zurückblieb. Nur ein winziger Blutstropfen bezeichnete die Stelle des Einstichs.
»Das ist mir alles ein unlösbares Rätsel«, sagte ich. »Statt klarer zu werden, wird es immer undurchsichtiger.«
»Ganz im Gegenteil«, versetzte Holmes, »es wird mit jedem Augenblick klarer. Mir fehlen nur noch ein paar Glieder in der Kette, dann ist der Fall lückenlos aufgeklärt.«
Unterdessen hatten wir die Anwesenheit unseres Gefährten beinahe vergessen. Er stand immer noch in der Tür, ein Bild des Entsetzens, rang die Hände und stöhnte leise vor sich hin. Dann brach er plötzlich in lautes Jammergeschrei aus.
»Der Schatz ist weg!« rief er. »Sie haben den Schatz gestohlen! Da ist das Loch, durch das wir ihn heruntergelassen haben. Ich habe ihm dabei geholfen! Ich bin der Letzte, der ihn lebend gesehen hat! Gestern Abend habe ich mich hier von ihm verabschiedet, und beim Hinuntergehen hörte ich noch, wie er die Tür hinter mir zuschloss.«
»Um welche Zeit war das?«
»Gegen zehn Uhr. Und jetzt ist er tot, und man wird die Polizei holen, und ich werde in Verdacht kommen, die Hand dabei im Spiel gehabt zu haben. Oh ja, ganz bestimmt wird man mich verdächtigen. Aber Sie glauben das doch nicht, Gentlemen? Sie glauben doch nicht, dass ich es war? Hätte ich Sie denn hierher gebracht, wenn ich es gewesen wäre? Oje! Ojemine! Das bringt mich noch um den Verstand!«
In konvulsivischer Raserei fuchtelte er mit den Armen und stampfte mit den Füßen.
»Sie haben nichts zu befürchten, Mr Sholto«, sagte Holmes freundlich und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Hören Sie auf meinen Rat: Fahren Sie sogleich zur Polizeiwache und zeigen Sie den Sachverhalt an. Bieten Sie der Behörde Ihre uneingeschränkte Unterstützung an. Wir werden hier warten, bis Sie wieder zurück sind.«
Halb betäubt gehorchte der kleine Mann, und gleich darauf hörten wir ihn die dunkle Treppe hinabstolpern.
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