Fioria Band 2 - Mit Lüge und Wahrheit. Maron Fuchs

Fioria Band 2 - Mit Lüge und Wahrheit - Maron Fuchs


Скачать книгу

      Meine Grundschulfreundin wurde feuerrot im Gesicht. „Also bitte!“

      „Ja, bitte!“, schnaubte Jakob. „Wechseln wir das Thema!“

      „Genau, eure Idee“, fiel mir ein. „Worum geht’s? Warum verstecken wir uns hier in der Umkleide? Dürfen die anderen nichts davon wissen?“

      „Wir wollten zuerst im Privaten mit dir reden“, antwortete Ulrich. „Wir sind immerhin die Einzigen, die den Boss der Organisation kennen. Und du bist die Einzige, die wissen könnte, wie sich die Schattenbringer finanzieren.“

      „Durch Sponsoren, soviel ich mitbekommen habe.“

      „Wer profitiert davon, wenn der Himmel verdunkelt wäre?“, warf Jakob ein.

      Meine Augen weiteten sich. Darüber hatte ich mir noch keine Gedanken gemacht.

      „Gute Frage. Wenn wir die Antwort darauf fänden, könnten wir ihnen den Geldhahn zudrehen.“

      Der schwarzhaarige Mann nickte. „Genau, wir müssen nur diese Sponsoren ausfindig machen.“

      „Aber die Schattenbringer haben den Plan geändert“, gab ich zu bedenken. „Sie haben vielleicht inzwischen neue Geldgeber.“

      „Selbst wenn, es wäre schon ein Fortschritt, die alten zu finden“, äußerte sich Ulrich. „Jakob und ich haben uns schon Gedanken gemacht. Wenn keine Sonne mehr auf Fioria scheint, ergeben sich folgende Probleme: Dunkelheit, Kälte, keine Nahrungsmittel oder Sonnenenergie mehr, also Vitaminmangel.“

      „Ohne Sonnenstrahlen benötigt der menschliche Körper Vitamin D über Medikamente“, murmelte ich. „Hersteller solcher Präparate könnten also wirklich ein Interesse an der Verdunklung des Himmels haben. Außerdem könnten wir nichts mehr anpflanzen, das Klima würde sich verändern, wir bräuchten viel mehr Strom, künstliche Beleuchtung ... Manche Energiekonzerne könnten dadurch einen ziemlich hohen Umsatz machen.“ Meine Augen weiteten sich. „Die Vorteile hätte nur die Industrie, die Menschen hingegen würden schrecklich leiden.“

      „Genau das dachten wir auch“, stimmte Ulrich zu. „Unternehmer, besonders in der Energie- und Pharmaziebranche, könnten gewaltigen Profit machen, wenn sie vorher schon wüssten, auf welche Bedingungen sie sich einstellen müssten. Wenn wir herausfinden, wer die nötigen Vorkehrungen getroffen hat ...“

      „... haben wir unsere Sponsoren“, beendete Jakob den Satz.

      „Haru und ich haben schon einige Unternehmen durchleuchtet“, erzählte Melodia. „Wir finden die Verrückten, die den Schattenbringern helfen.“

      „Großartig!“, freute ich mich. „Das ist super.“

      „Leider müssen wir fünf uns darum kümmern“, seufzte Jakob. „Wir können den anderen ja nicht erzählen, dass die Schattenbringer den Himmel verdunkeln wollten. Woher sollten wir das wissen?“

      Ich überlegte kurz. „Ich könnte behaupten, es von Lloyd gehört zu haben. Dann könnten alle mitarbeiten. Zusammen wären die Ermittlungen einfacher.“

      „Und warum sollte Lloyd den großen Plan einem Ranger verraten haben?“, fragte Haru zweifelnd.

      „Aus ... äh ... aus Übermut?“, schlug ich vor.

      „Besser, als alles allein zu machen. Wie die Beschattung deines Hauses“, gab Ulrich zu. „Dann weihen wir die anderen morgen früh in unseren Plan ein. Inklusive den Rangern aus dem Hauptquartier.“

      „Super. Ach, übrigens, Leute, ich ... ich wollte mich bedanken“, fiel mir ein.

      „Warum?“, wunderte sich Jakob.

      „Weil ihr versucht, mich zu entlasten“, erklärte ich. „Es ist schön, dass ich nicht mehr für eine Verbrecherin gehalten werde.“

      „Du bist ja auch keine“, entgegnete Melodia und legte einen Arm um mich.

      Ich drückte sie kurz. „Ihr seid die tollsten Freunde und Kollegen der Welt.“

      „Nicht doch“, winkte Haru ab. „Ist doch selbstverständlich.“

      Ulrich lächelte mich nur milde an, Jakob wandte verlegen den Blick ab und wurde sogar ein wenig rot um die Nase.

      „So, wir bereiten das Essen vor“, kündigte Haru an. „Kommst du, Melodia?“

      Meine Grundschulfreundin nickte und stand auf. Sie strich sich die blonden Locken zurecht und verkündete: „Legen wir los.“

      Die Technikerinnen verließen die Umkleide, zu dritt blieben wir zurück. Ich sah Ulrich und Jakob an. „Allzu lange wird dieser Fall hoffentlich nicht mehr dauern“, merkte ich an.

      Der Stationsleiter nickte. „Wir haben nun endlich einen ganz guten Plan.“

      „Soll ich euch morgen die erste Lektion im Umgang mit den Animalia beibringen? Bevor ich nicht mehr hier bin ...“

      Ulrich nickte. „Morgen findet sich bestimmt ein ruhiger Moment. Nachdem du uns schon die Wahrheit über die Legenden gesagt hast, würde ich zu gerne lernen, besser mit den Fiorita umzugehen.“ Er verzog keine Miene. Seine Stimme klang ruhig, aber nicht glücklich.

      Auch Jakob wirkte nicht froh. Er starrte zu Boden. „Wie viel Zeit bleibt uns denn noch? Wann gehst du?“

      „Wenn wir die Schattenbringer dingfest gemacht haben. Wie ausgemacht“, antwortete ich leise. Daraufhin schnaubte Jakob, stand auf und verließ die Umkleide. Verdutzt blickte ich ihm nach. „Was ... was hat er denn jetzt?“

      Ulrich seufzte. „Ich vermute, ihm gefällt der Gedanke nicht, dass du uns bald verlassen wirst. Aber ihm ist klar, dass du nicht ewig als Mann verkleidet hier arbeiten kannst, ohne dass wir alle Schwierigkeiten bekommen. Darum weiß er nicht, was er sagen soll.“

      Betrübt sah ich den dunkelblonden Stationsleiter an. „Ich will ja gar nicht weg. Es bleibt mir nur keine andere Wahl.“

      Mein Gegenüber stand auf. „Das wissen wir. Mach dir keine Sorgen. Wir müssen uns nur an den Gedanken gewöhnen, bald ohne Takuto Matsui zu arbeiten.“ Er reichte mir seine Hand. „Gehen wir zum Essen.“ Ich griff danach und ließ mich von ihm auf die Beine ziehen. „Glaub mir, wir würden dich zu gern bei uns behalten“, merkte Ulrich an, bevor er die Tür zum Hauptzimmer der Zweigstelle öffnete.

      „Aber sollte ich auffliegen, werdet ihr suspendiert“, flüsterte ich erstickt.

      Er klopfte mir auf die Schulter. „Jetzt müssen sowieso erst mal die Schattenbringer aufgehalten werden. Dann sehen wir weiter.“

      Ich nickte. „Hast recht.“ Im Stillen setzte ich hinzu: „Aber mit Jakob sollte ich trotzdem mal reden.“

      Das Abendessen verlief ruhig, wir diskutierten darüber, wie der Vorsitzende wohl hieße und warum niemand etwas davon wüsste.

      „Ich meine, er ist der führende Politiker Fiorias. Er leitet die Organisation der Ranger“, lachte Lasse. „Aber niemand weiß, wie er heißt.“

      „Wahrscheinlich hat er einen schrecklich peinlichen Namen“, kicherte Melodia.

      Ich aß den Rest meines Salats. „Wir müssten ihm mal den Ausweis klauen, um seinen Namen herauszufinden.“

      „Meinst du, du Jungspund schaffst das?“, fragte Viktor amüsiert.

      Ich schmunzelte und stand auf. „Abwarten. Jetzt gehe ich erst mal ins Bett. Ähm, Jakob, wolltest du nicht auch in dein Zimmer? Gehen wir zusammen?“

      Mein Kollege sah mich verwundert an, verstand jedoch den Wink und nickte. „Klar. Gute Nacht, alle zusammen.“

      Gemeinsam verließen wir die Zweigstelle, frischer Wind empfing uns. Ein paar Sekunden sagte niemand etwas, dann räusperte ich mich. „Wegen vorhin ...“

      „Vergiss es einfach“,


Скачать книгу