Arsène Lupin, der Gentleman-Gauner. Морис Леблан

Arsène Lupin, der Gentleman-Gauner - Морис Леблан


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nur diese drei bestürzenden Worte, in denen er das Zugeständnis eines Zweifels sah, der allein hätte genügen müssen, damit das Gericht eingriff. Seine Befürchtungen steigerten sich. Immer wieder las er den Brief. »Ich werde selbst den Abtransport vornehmen.« Und dieses genaue Datum: »in der Nacht vom Mittwoch, dem 27., zum Donnerstag, dem 28. September …« Argwöhnisch und schweigsam, wie er war, wagte der Baron es nicht, sich seinen Dienstboten anzuvertrauen, deren Ergebenheit ihm nicht über jeden Verdacht erhaben schien. Doch fühlte er zum ersten Mal seit Jahren das Bedürfnis, sich auszusprechen, sich einen Rat zu holen. Von dem Gericht seines Landes im Stich gelassen, glaubte er nicht mehr daran, sich mit seinen eigenen Mitteln verteidigen zu können; so stand er kurz vor dem Entschluss, nach Paris zu fahren und einige alte Kriminalbeamte um ihre Hilfe zu bitten.

      Zwei Tage vergingen. Als er am dritten Tag die Zeitungen las, zitterte er vor Freude. Die Zeitung Réveil de Caudebec veröffentlichte eine Kurznotiz:

      »Wir haben die Ehre und Freude, seit fast drei Wochen den Chefinspektor Ganimard, einen der Veteranen des Sicherheitsdienstes, in unseren Mauern beherbergen zu dürfen. Herr Ganimard, dem die Verhaftung Arsène Lupins, seine letzte Heldentat, die Anerkennung ganz Europas eingetragen hat, erholt sich von seinen langen Strapazen beim Fischen von Gründlingen und Barschen.«

      Ganimard! Das war genau die richtige Hilfe, die Baron Cahorn suchte! Wer könnte Lupins Pläne besser vereiteln als der listige und beharrliche Ganimard?

      Der Baron zögerte keine Minute. Sechs Kilometer trennen das Schloss von der kleinen Stadt Caudebec. Er durchquerte sie leichten Schrittes wie ein Mensch, den die Hoffnung auf Rettung beflügelt.

      Nach mehreren vergeblichen Versuchen, die Adresse des Chefinspektors zu erfahren, wandte er sich an das Büro der Réveil, das sich an der Uferstraße der Seine befand. Dort fand er den Verfasser der Kurznotiz, der, während er zum Fenster ging, sagte: »Ganimard? Sie treffen ihn bestimmt auf der Uferstraße mit der Angel in der Hand. Dort haben wir uns kennengelernt und dort habe ich auch zufällig seinen in die Angelrute eingravierten Namen gelesen. Sehen Sie, es ist der kleine Alte, der dort unter den Bäumen auf der Promenade sitzt.«

      »Der mit dem Gehrock und dem Strohhut?«

      »Genau! Er ist ein komischer Alter, schweigsam, fast griesgrämig.«

      Fünf Minuten später sprach der Baron den berühmten Ganimard an, stellte sich vor und versuchte, eine Unterhaltung einzuleiten. Als ihm das nicht gelang, ging er geradewegs auf sein Ziel zu und legte ihm seinen Fall auseinander.

      Der andere hörte unbeweglich zu, ohne den Fisch, den er erspähte, aus den Augen zu lassen, dann wandte er ihm den Kopf zu, maß ihn voll Mitleid von oben bis unten und sagte:

      »Mein Herr, es ist ungewöhnlich, die Leute, die man ausrauben will, zu benachrichtigen. Besonders Arsène Lupin begeht keine derartigen Aufschneidereien.«

      »Trotzdem …«

      »Mein Herr, wenn ich den geringsten Zweifel hätte, können Sie mir glauben, dass das Vergnügen, diesen lieben Lupin noch einmal ins Kittchen zu bringen, jede weitere Überlegung nichtig machen würde. Leider ist der junge Mann schon hinter Schloss und Riegel.«

      »Wenn er flüchtet?«

      »Man flüchtet nicht aus der Santé.«

      »Aber er …«

      »Er nicht mehr als ein anderer.«

      »Trotzdem …«

      »Also gut, wenn er ausbricht, umso besser, ich erwische ihn wieder. Inzwischen schlafen Sie ruhig und verscheuchen Sie mir nicht diesen Barsch.«

      Die Unterhaltung war beendet. Der Baron kehrte durch die Sorglosigkeit Ganimards etwas beruhigt nach Hause zurück. Er prüfte die Schlösser, belauerte die Dienstboten. So vergingen achtundvierzig Stunden, während derer er fast zu der Überzeugung gelangte, dass im Ganzen gesehen seine Befürchtungen Hirngespinste waren. Nein, Ganimard hatte recht, man warnt bestimmt nicht die Leute, die man berauben will.

      Der Zeitpunkt rückte näher. Am Dienstagmorgen, dem Vortag des 27., geschah nichts Besonderes. Aber um drei Uhr klingelte ein kleiner Junge. Er brachte ein Telegramm.

      »Kein Paket im Bahnhof von Batignolles. Bereiten Sie alles für morgen Abend vor.

      Arsène.«

      Von Neuem wurde der Baron kopflos; er war jetzt so weit, dass er sich schon überlegte, ob er den Forderungen Arsène Lupins nicht doch nachkommen sollte.

      Er lief nach Caudebec. Ganimard saß auf einem Klappstuhl an derselben Stelle und fischte. Wortlos reichte ihm der Baron das Telegramm.

      »Ja, und?« fragte der Inspektor.

      »Und? Aber morgen soll es passieren.«

      »Was?«

      »Der Einbruch! Der Diebstahl meiner Sammlungen!«

      Ganimard legte seine Angel zur Seite, drehte sich zu ihm um, verschränkte die Arme auf der Brust und rief ungeduldig:

      »Das ist herrlich! Glauben Sie, dass ich mich um eine so hirnverbrannte Geschichte kümmern werde?«

      »Was verlangen Sie, wenn Sie die Nacht vom 27. zum 28. September im Schloss verbringen?«

      »Überhaupt nichts, lassen Sie mich in Ruhe!«

      »Nennen Sie einen Preis, ich bin reich, ungeheuer reich.«

      Das offene Angebot verwirrte Ganimard, der jetzt, ruhiger geworden, antwortete:

      »Ich bin hier in Urlaub, und ich habe nicht das Recht, mich in Dinge einzumischen …«

      »Niemand wird es erfahren. Ich verpflichte mich, was auch geschieht, über alles zu schweigen.«

      »Oh, es wird nichts geschehen.«

      »Also gut, dreitausend Francs, ist das genug?«

      Der Inspektor schnupfte eine Prise Tabak, überlegte und sagte schließlich:

      »Gut. Nur muss ich Ihnen offen gestehen, dass das Geld zum Fenster hinausgeworfen ist.«

      »Das ist mir gleichgültig.«

      »In diesem Fall … Und außerdem, nach allem, weiß man, woran man mit diesem Teufel Lupin ist? Er muss eine ganze Bande zur Verfügung haben. Können Sie Ihren Dienstboten trauen?«

      »Mein Gott …«

      »Zählen wir also nicht auf sie. Ich werde zwei meiner jungen Freunde telegrafisch benachrichtigen, die uns besser helfen können. Und jetzt verschwinden Sie, damit man uns nicht zusammen sieht. Bis morgen, gegen neun Uhr.«

      Am nächsten Tag, den Arsène Lupin bestimmt hatte, nahm Baron Cahorn seine Waffen von der Wand, putzte sie und machte einen Spaziergang durch die Umgebung des Malaquis. Ihm fiel nichts Ungewöhnliches auf.

      Um halb neun Uhr abends entließ er seine Dienstboten. Sie bewohnten einen Flügel, der auf die Straße ging, der aber etwas zurück und ganz am Ende des Schlosses lag. Als er allein war, öffnete er vorsichtig die vier Pforten. Kurz darauf hörte er näher kommende Schritte.

      Ganimard stellte seine beiden Gehilfen vor, große, starke Burschen mit Stiernacken und kräftigen Händen; dann bat er um einige Erklärungen. Nachdem er die Lage der Wohnung untersucht hatte, verschloss und verrammelte er sorgfältig alle Zugänge, durch die man in die bedrohten Säle gelangen konnte. Er untersuchte die Mauern, lüftete die Wandteppiche und stellte schließlich seine Gehilfen im Hauptkorridor auf.

      »Keine Dummheiten, he? Wir sind nicht zum Schlafen hier. Bei dem geringsten Geräusch öffnet ihr die Fenster zum Hof und ruft mich. Achtet auch auf die Wasserseite. Teufel von seinem Kaliber schrecken nicht vor einem zehn Meter hohen steilen Abhang zurück.«

      Er schloss sie ein, nahm die Schlüssel mit und sagte zum Baron: »Und jetzt gehen wir auf unsere Plätze.«

      Er hatte für die Nacht einen kleinen Raum gewählt, der in die Ringmauern zwischen den beiden Hauptpforten eingebaut war


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