Spanische Literaturwissenschaft. Maximilian Gröne

Spanische Literaturwissenschaft - Maximilian Gröne


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img format] Zusatzmaterial zur Gattungsgeschichte finden Sie unter www.bachelor-wissen.de.

      Aufgabe 2.8 ? Versuchen Sie für folgende (Unter-)GattungenGattungen bzw. Typen festzustellen, inwieweit mit dem Gattungsnamen bereits ein Vorverständnis in Bezug auf die Stilart, den Aufbau und die Inhalte verbunden sind: Tragödie; Science-Fiction-Roman; Liebesgedicht.

      2.3 EpochenEpochen

      Neben der Gattungstypologie bildet die Einteilung in Epochen (z.B. Siglo de Oro, Romanticismo etc.) einen festen Bestandteil der LiteraturgeschichtsschreibungLiteraturgeschichte, auch wenn hier kritische Stimmen inzwischen ebenfalls eine Überprüfung des EpochenkonzeptsEpochen fordern.

      EpochenEpochen als in sich möglichst homogene Zeiträume Zunächst einmal sollen die EpochenbezeichnungenEpochen den Fluss der LiteraturgeschichteLiteraturgeschichte in einzelne, in sich möglichst zusammenhängende Zeiträume einteilen, in denen eine Vielzahl von Texten – oder aber eine kleine Gruppe literarisch besonders relevanter Texte (Kanon, siehe Einheit 2.5) – bestimmte gemeinsame Merkmale aufweisen. Ermöglicht wird diese Einteilung im Weiteren durch die Benennung literaturgeschichtlichLiteraturgeschichte bedeutsamer Schlüsselereignisse, EpochengrenzenEpochen die als EpochengrenzenEpochen Ende und Beginn der dominanten literarischen Entwicklung markieren. Eine derartige Untergliederung in literarische EpochenEpochen erlaubt es, die Veränderungen innerhalb des GattungssystemsGattungssystem bzw. jene der literarischen Formen zu beobachten. Außerdem kann man sie mit anderen Periodisierungen, z.B. mit Stilrichtungen der Kunstgeschichte oder mit der (oftmals an Herrscherpersönlichkeiten oder Staatsformen orientierten) Politikgeschichte, vergleichen. Der Schweizer Kunsthistoriker Heinrich Wölfflin (1864–1945) verstand im Rahmen seiner stilgeschichtlichen Untersuchungen die EpochenmerkmaleEpochen ‚barockBarock‘ und ‚klassisch‘ sogar als überzeitliche Typusbegriffe, zwischen denen sich die stilistischen Entwicklungen über die Jahrhunderte hinweg in einer Pendelbewegung entfalten. Andere Einteilungsversuche betonen stärker Gemeinsamkeiten und parallele Entwicklungslinien, wie die spanischen Bezeichnungen Primer Siglo de OroSiglo de Oro für die RenaissanceRenaissance und Segundo Siglo de OroSiglo de Oro für das BarockBarock nahe legen. Eine weitere Einteilungsmöglichkeit ergibt sich aus der Zuordnung von AutorinnenAutor/AutorenAutor zu Generationen, deren Biographien durch die gleichen soziopolitischen sowie kulturellen Grundproblematiken geprägt wurden, in Spanien vor allem in der Generación del 98Generación del 98 oder der Generación del 27Generación del 27.

      Aufgabe 2.9 ? Aus der deutschen LiteraturgeschichteLiteraturgeschichte kennen Sie eine Einteilung in BarockBarock, Sturm und Drang, Klassik, Romantik, Realismus usw. Vergleichen Sie diese Abfolge mit der Kapiteleinteilung in einer spanischen LiteraturgeschichteLiteraturgeschichte (z.B. der von Hans-Jörg Neuschäfer herausgegebenen Spanischen Literaturgeschichte, vgl. Einheit 3.4) und formulieren Sie Schlussfolgerungen aus dieser Gegenüberstellung.

      Allen überzeitlichen Definitionsansätzen zum Trotz ist zu beachten, dass EpochenbezeichnungenEpochen erst aus dem nachträglichen, rückwärts gerichteten Blick heraus an Kontur gewinnen, eine zeitliche Distanz zwischen Beobachtendem und Beobachtetem für ein gewisses Maß an Überblick und Objektivierungobjektiv sorgen muss (als Beispiel hierfür sei die müßige, da zum gegenwärtigen Zeitpunkt unentscheidbare Diskussion angeführt, durch welche Nachfolgebewegung die sog. PostmodernePostmoderne in den Künsten abgelöst sei). Das starre System aufeinander folgender EpochenEpochen kann durch die Berücksichtigung sog. EpochenschwellenEpochen oder Schwellenzeiten aufgelockert werden; unter ihnen versteht man Übergangsperioden mit Mischcharakter, beispielsweise zwischen dem Mittelalter und der sich herausbildenden Neuzeit.

      Aufgabe 2.10 ? Betrachten Sie das Für und Wider des Konzepts literaturgeschichtlicherLiteraturgeschichte EpochenEpochen. Welche Schwierigkeiten können bei dem Versuch auftreten, EpochenEpochen idealerweise als in sich homogene Zeiträume zu bestimmen? Inwiefern erscheint im Speziellen die Einteilung in aufeinanderfolgende Generationen von Schriftstellern sinnvoll? Welche Gründe sprechen schließlich grundsätzlich für die Aussagekraft von EpochenbegriffenEpochen?

      2.4 LiteraturgeschichteLiteraturgeschichte

      Normativenormativ Poetiken verwiesen auf AutorinnenAutor und AutorenAutor und auf die Werke vergangener Zeiten vor allem unter dem Gesichtspunkt ihres Vorbildcharakters oder der zu meidenden Fehler, sie enthielten daneben aber bereits Auflistungen von Werktiteln und Namen. LiteraturgeschichtenLiteraturgeschichte hingegen beabsichtigen, einen systematisierenden Überblick zumindest über die für wichtig erachteten Werke einer (meist) Nationalliteratur oder auch einer Gattung zu liefern.

      Als wesentliche Anhaltspunkte dienen dabei:

       Biographik BiographienBiographie ‚großer‘ AutorinnenAutor und AutorenAutor;

       bedeutende literarische Texte, die zumeist Teil des KanonsKanon (s.u.) geworden sind und die nach Möglichkeit in ihre Entstehungs- und Wirkungszusammenhänge InterpretationInterpretation eingeordnet und auf dieser Grundlage interpretiertInterpretation werden;

       mittel- und längerfristige Tendenzen der literarischen Entwicklung, z.B. in Bezug auf GattungenGattungen und EpochenEpochen, die in ihren thematischenThema und formalen Aspekten aufgezeigt werden;

       die Verzahnung der literaturgeschichtlichenLiteraturgeschichte Prozesse mit den zeitgleichen politik-, wirtschafts-, sozial-, ideen-, mentalitäts-, kultur- und mediengeschichtlichen Kontextualisierung Kontexten, wobei – je nach Ansatz der Verfasser/Verfasserinnen – eine Deutung globaler Zusammenhänge unternommen werden kann (z.B. in sozialgeschichtlicher Perspektive);

       Innovationen oder Meisterschaft die individuelle Leistung einzelner AutorenAutor/AutorinnenAutor bzw. die womöglich für das Weitere wegweisenden Besonderheiten spezifischer Werke.

      Neben die genannten Kriterien sind im Laufe der letzten Jahrzehnte neue Gesichtspunkte getreten, die über ältere Konzeptionen des KanonsKanon hinausweisen und Textgruppen in einen eigenen geschichtlichen Zusammenhang stellen. Solche ‚alternativen‘ LiteraturgeschichtenLiteraturgeschichte widmen sich vorrangig der Literatur von ‚Minderheiten‘, so der Geschichte des weiblichen Schreibens, oder der postkolonialen Literaturen; sie verfolgen thematischThema/motivischeMotiv Leitfäden (bspw. eine LiteraturgeschichteLiteraturgeschichte der Liebe) oder betrachten spezielle UntergattungenGattungen bzw. Literaturtypen (etwa eine Geschichte der Utopien). Darüber hinaus können methodischeMethode Ansätze zur Abfassung eigener LiteraturgeschichtenLiteraturgeschichte führen. Aus komparatistischerKomparatistik Sicht schließlich kann der enge Rahmen der Nationalliteratur verlassen werden (vgl. z.B. die auf historische Kontinuität der literarischen Konzepte ausgelegte Abhandlung von Ernst Robert Curtius: Europäische Literatur und lateinisches Mittelalter [1948]).

      Abb. 2.7

      Schreibende Frauen blieben lange im Schatten der LiteraturgeschichteLiteraturgeschichte

      Bis in das 18. Jh. hinein wurde LiteraturgeschichtsschreibungLiteraturgeschichte als wichtige Aufgabe der poetologischenpoetologisch Schriften wahrgenommen; so findet sich in Spanien der erste Versuch einer Darstellung der romanischen Literaturen in der Carta proemio al Condestable don Pedro de Portugal (Vorwort und Brief an den Kronfeldherrn Don Pedro von Portugal), einem poetologischenpoetologisch Widmungsbrief des RenaissancelyrikersRenaissance Íñigo López de Mendoza, Marqués de Santillana von 1445. Die deutsche Romanistik, welche als wissenschaftliche Disziplin noch vor den romanischsprachigen Nachbarländern deren literarische Monumente [bad img format] Zusatzmaterialien zur Editionsphilologie finden Sie unter www.bachelor-wissen.de sichtete, leistete seit Ende des 19. Jh. einen wichtigen Beitrag zu einer nunmehr wissenschaftlichen Beschreibung des literarischen Erbes. Ihr Bemühen war es dabei zunächst, literarische Quellen aufzuspüren, zu


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