Sprachkritik und Sprachberatung in der Romania. Группа авторов

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de proscrire l’usage d’aucun autre idiome, elle veut entretenir chez les Canadiens-Français le culte de la langue maternelle, les engager à conserver pur de tout alliage, à défendre de toute corruption, le parler de leurs ancêtres.

      2° Œuvre nationale, elle en appelle à tous ceux qui ont à cœur le maintien de la nationalité canadienne-française avec sa foi, sa langue et ses traditions.

      3° Œuvre populaire, elle s’adresse à tous les Canadiens-Français, quel que soit leur état, et en quelque partie du pays qu’ils demeurent, qui croient que la langue, gardienne de la foi et des mœurs, remplit mieux son rôle quand elle est saine et en tout conforme à son génie.

      Es sollten nun diejenigen Dialektalismen bewahrt werden, die der Tradition und der „Sprachnatur“ entsprachen, wie auch immer diese zu erkennen war:

      le relèvement et l’examen des formes archaïques et dialectales du parler populaire canadien-français, et la conservation de celles qui répondent à la fois au développement naturel de l’idiome et au respect de la tradition (Marcotte 1903–04, 10) (Hervorhebung EE).

      Die Provinzialismen und Archaismen wurden nun auch von Mitgliedern der Société als legitim angesehen, da sie zur frankokanadischen Tradition und eben nicht zur anglokanadischen zählten. Durch die Arbeit der Société änderte sich die Bewertung des Französischen in Kanada, da es nun als legitimer Ausdruck des frankokanadischen Volks und seiner Geschichte angesehen wurde. Die französischsprachige Gesellschaft wurde immer stärker als nationale Einheit empfunden, deren Identität sich durch die ihr eigene Sprache ausdrückte und nicht durch das akademische Französisch aus Paris, wie es vorher der Fall war. Mit dieser Haltung arbeitete die SPFC an einer Kodifizierung des Französischen in Kanada, publizierte 1930 nach Jahrzehnten intensiver Studien das Glossaire du parler français au Canada und organisierte drei Sprachkongresse (Congrès de la langue française au Canada, 1912, 1937 und 1952). Anthologien zu volkstümlichen Traditionen wurden verfasst, um dieser Sprachvarietät eine Legitimität zu verleihen, so dass der Wunsch nach einer anerkannten eigenständigen Sprachvarietät bzw. Sprache in Kanada wuchs.

      Die Société hat mit ihren Veröffentlichungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts zur Sprachberatung in Québec beigetragen und mit ihrer Sprachkritik auch die Normdiskussion bereichert. Durch die sprachpflegerischen Aktivitäten der Société hat sich bei den Intellektuellen der Zeit so ein gewisses Bewusstsein für eine Norm des Québecer Französischen herauskristallisiert, das von der Pariser Norm emanzipiert und Grundlage für eine eigenständige, freie Entwicklung sein kann. Diese Sichtweise kontrastiert allerdings mit dem Gefühl sprachlicher Unsicherheit und Fremdbestimmung, wie es seit Mitte des 19. Jh. in Québec herrscht und nach Ansicht von Bouchard bis heute die Debatte um den Status des Québecer Französischen bestimmt.

      5 Sprachberatung und Sprachkritik in Québec heute

      Für die aktuelle Sprachbewertung kann eine Unsicherheit nur noch teilweise erkannt werden (vgl. Heyder 2012, 161). Eine Schwierigkeit bleibt dabei, dass die starre Norm des Französischen in Frankreich und das große Normbewusstsein der Franzosen zu einer generellen Ablehnung der sprachlichen Variation und der Varietäten, die von der Pariser Norm abweichen, führen. Aber auch in Frankreich führen Vertreter sprachlicher Varietäten eine Bewegung hin zur Anerkennung an, die zu neuen Bewertungen führt, wenngleich die sprachliche Realität nur wenig verändert werden kann (vgl. die Bemühungen zur Anerkennung des Bretonischen oder des Pikardischen/Ch’ti, s. Eggert 2015, Eggert 2017). Auch in Québec gibt es auf verschiedenen Ebenen Bemühungen, eine eigene Norm des Français québécois zu etablieren.16 Da nicht alle aktuellen Diskussionen zur Steigerung des Stellenwerts der frankokanadischen Varietäten dargestellt werden können, soll exemplarisch die Tendenz der Sprachkritik anhand der Verlautbarungen der staatlichen Institution des OQLF aufgezeigt werden.

      5.1 Der Office québécois de la langue française (OQLF)

      Der Office québécois de la langue française ist die bedeutendste sprachpolitische Institution in Québec, der nach der Charte de la langue française (1977) im Art. 159 das übergeordnete Ziel einer Französierung der Verwaltung und der Geschäftswelt übertragen worden ist, s. auch Art. 161:

      l’Office veille à ce que le français soit la langue normale et habituelle du travail, des communications, du commerce et des affaires dans l’Administration et les entreprises. Il peut prendre toute mesure appropriée pour assurer la promotion du français (Publications du Québec (2016): Charte de la langue française, legisquebec.gouv.qc.ca/fr/ShowDoc/cs/C-11#se:161, 08.07.2016).

      Der OQLF vollzieht somit die Sprachberatung in Québec und veröffentlicht diesbezüglich Dokumente, welche grundlegende Orientierungslinien für die von ihm ausgesprochene Referenznorm ausgeben und den Status der von ihm verwendeten Quebecismen angeben. Das politische Manifest Politique de l'officialisation linguistique von 2004 beschreibt das strategische Ziel, auf dem die Terminologiearbeit des OQLF beruht. Der Office québécois de la langue française definiert die Offizialisierung (der Terminus wird Normierung vorgezogen) im Rahmen einer Sprachpflege (aménagement de la langue) folgendermaßen:

      L’officialisation linguistique est une stratégie d’intervention par laquelle un organisme mandaté par l’État se prononce officiellement sur des usages linguistiques qu’il veut promouvoir (OQLF 2004, 4).

      Diese Offizialisierung erfolgt dabei sowohl durch Empfehlungen (recommandations), die einen Sprachgebrauch gutheißen, aber nicht für öffentliche Stellen verpflichtend machen, als auch durch Normalisierung (normalisation), welche den öffentlichen Behörden, staatlichen Institutionen und Bildungseinrichtungen in bestimmten Kommunikationssituationen einen Sprachgebrauch vorschreibt und so sanktioniert. Daneben kann der OQLF auch einen Vorschlag (proposition) unmittelbar an die Bürger richten:

      Les procédures de recommandation et de normalisation prévues par la Charte de la langue française, tout comme la proposition, concernent l’élaboration d’une norme de référence sur laquelle les locuteurs d’une langue se fondent, particulièrement dans les situations officielles de communication (OQLF 2004, 4, jeweils Hervorhebung EE).

      Ziel ihrer sprachberatenden Aktivitäten ist die offizielle Sprachverwendung, für die zur Orientierung eine Norm erklärt wird, aber nicht der private, persönliche oder mediale Sprachgebrauch. Daher wird auch klar abgelehnt, dass eine Norm die Variation und die Varietätenvielfalt in der Sprache beeinträchtigen oder die Sprachentwicklung behindern soll. Das Französische in Québec sei ein Teil der allgemeinen Standardsprache (OQLF 2004, 7). Das OQLF beschreibt die Standardsprache als mehrere Varietäten umgreifenden Komplex, der ausdrücklich auch regionale Varianten (daher auch Varietäten) umfasst und daher sehr diversifiziert ist. Greifbar werde sie in lexikographischen, terminologischen oder grammatischen Werken, nur sozial niedrig markierte Varianten seien von der Standardsprache ausgeschlossen.

      Die Diversität ist Kennzeichen aller Varietäten, doch soll die Standardisierung die Sprecher leiten, indem für die Vorgaben einer modernen Kommunikation eine Referenznorm für den öffentlichen und offiziellen Sprachgebrauch angeboten wird:

      à répondre aux impératifs de la communication moderne en proposant une norme de référence pour les usages publics et officiels du langage (OQLF 2004, 8).

      Der Einfluss auf die tatsächliche Sprachverwendung (l’implantation) bleibt dabei für den OQLF eine Herausforderung, gerade bei bestehenden, konkurrierend gebrauchten Termini, denn oft werden empfohlene Wörter nicht verwendet. Dass diese konkurrierenden Benennungen in der Gesellschaft diskutiert werden, um eine höhere Annahme der Wortempfehlungen zu erzielen, scheint nicht anvisiert zu werden, denn das Mandat für die Vorschläge der offiziellen Termini habe das 2002 gegründete Comité d’officialisation linguistique, bestehend aus fünf Mitgliedern, die vom OQLF ernannt werden. Diese arbeiten auf Anfragen der Verwaltung oder von Berufsverbänden, nicht aber auf Anfragen aus der Bevölkerung. Fragen der Aussprache, die v.a. relevant


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