Textlinguistik. Группа авторов

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rückten damit in das Blickfeld der Linguisten. Das ist der Kern eines Textbegriffs, mit dem wir es heute noch zu tun haben, erweitert um die kognitive Dimension, nämlich um die Erkenntnis, dass der Umgang mit Texten auch den Einsatz von WissenWissenAlltagswissenWissenHandlungswissenWissenSachverhaltswissenWissenWeltwissenWissenSonderwissenWissenJedermannswissen verschiedener Art zur Bedingung hat.

      Ebenso wie die Teildisziplinen Soziolinguistik, Psycholinguistik, GesprächsanalyseGesprächsanalyse u.a. ist die Textlinguistik eine noch junge Richtung der Sprachwissenschaft. Sie ist wie die anderen Disziplinen Teil des grundlegenden Paradigmenwechsels, der sich in den Sechzigerjahren und zu Anfang der Siebzigerjahre des 20. Jahrhunderts in der Sprachwissenschaft vollzogen hat, nämlich des Wechsels von der systemorientierten zur kommunikations- und funktionsbezogenen Sprachbetrachtung, den man unter der Bezeichnung „pragmatische Wende“ kennt. Mit diesem Wechsel traten Fragen des Sprachgebrauchs und der Umstände sprachlich-kommunikativen Handelns, d.h. der Situationen dieses Gebrauchs, in den Vordergrund. Damit wurde der Text als die sprachliche Äußerungsform, in der sich Kommunikation vollzieht, zum zentralen Gegenstand. Wenn manche Vertreter des Faches am Anfang der Auffassung waren, dass sich Texte – als Phänomene des Gebrauchs und nicht des Systems – einer systematischen Beschreibung entzögen, so hat sich das gründlich geändert. Mittlerweile ist die Textlinguistik eine unumstrittene Disziplin. Es gibt keinen Zweifel mehr daran, dass der Text als eine Einheit der Sprache anzusehen ist – lange Zeit galt er sogar als die oberste –, und es liegen Instrumentarien für systematische Textbeschreibungen unter den verschiedensten Aspekten vor. Inzwischen hat sich der Radius über den Text hinaus erweitert: Wir wissen heute, dass wir auch bei der Betrachtung von Einzeltexten nicht stehen bleiben können, sondern dass Texte sich in – notwendigen – Beziehungen zu anderen Texten befinden, Beziehungen, die wir mitdenken müssen und die z.B. als TEXTNETZE oder TEXTVERBÜNDE gefasst werden (siehe 7.4.3). Darüber hinaus entwickelt sich eine neue Teildisziplin der Sprachwissenschaft, die DiskurslinguistikDiskurslinguistik, die von einer als DISKURSDiskursDistanzdiskursDiskursNähediskursDiskurs bezeichneten textübergreifenden Extension der Kommunikation ausgeht. Mit diesem im Foucault’schen Sinne gebrauchten Diskursbegriff ist ein „Verbund textueller Ereignisse“ gemeint, „die über das Gleiche sprechen und dabei unter Umständen auch formale Übereinstimmungen aufweisen“ (Warnke 2002: 134, siehe Kap. 2).

      Die Etablierung der Textlinguistik – wie die der anderen „Bindestrichdisziplinen“ auch – wurde befördert durch die Tendenz der Wissenschaftsentwicklung zur Interdisziplinarität, die die Fragestellungen über den Rahmen der eigenen Disziplin hinaus ausweitete und zugleich die Aufnahme von Anregungen von außen mit sich brachte. Disziplinen wie Kognitionsforschung, Kommunikationstheorie, SemiotikSemiotik, Psychologie, Literaturwissenschaft und Ästhetik spielen hierbei eine Rolle. Eine Reihe von Fragen, die die Sprachwissenschaft selbst gestellt hat, sowie solche, die andere mit der Sprachgestalt des Textes befasste Disziplinen, wie z.B. Rezeptionsästhetik und Übersetzungswissenschaft zu beantworten haben, verlangen Auskünfte über den Text. Auch geisteswissenschaftliche Disziplinen, zu deren Gegenständen Texte weniger unter ihrem formalen als unter ihrem inhaltlichen und funktionalen Aspekt gehören, wie z.B. Theologie, Geschichtswissenschaft, Kulturgeschichte, benötigen Wissen über den Text, vor allem über Textsorten (siehe Kap. 6).

      

Eine Reihe solcher mit Text befasster Wissenschaften stellt van Dijk (1980: 1ff.) in seinem Entwurf einer überdisziplinären Textwissenschaft vor. Es lohnt sich, sich mit dieser aus meiner Sicht nicht überholten Vorstellung vertraut zu machen und sich zu überlegen, wie das Verhältnis weiterer, von van Dijk nicht genannter Disziplinen der Geisteswissenschaften zum Thema ‚Text‘ ist.

      Akzeptiert ist die Textlinguistik heute auch deshalb, weil die Alltagspraxis Antworten von ihr erwartet und in einem gewissen Grade auch erhält: Antworten auf Fragen, die die Form, Funktion und Abgrenzung von Textsorten z.B. in den Fachsprachen, im Bildungsbereich, in der Übersetzungspraxis und in der Medienarbeit betreffen. Will man die Leistung der Textlinguistik auf einen griffigen Nenner bringen, so kann man sagen, dass sie sich im Lauf ihrer Entwicklung vor allem zweier großer theoretisch zentrierter Aufgabenstellungen in der Reihenfolge, wie sie hier genannt werden, angenommen hat: Zum einen fragt sie von Anfang an danach, was den Text eigentlich ausmacht. Es geht ihr also um das Wesen des Textes ‚an sich‘. Sie entwickelt im Lauf der Forschung vor dem Hintergrund verschiedener theoretischer Ansätze eine Reihe unterschiedlicher Textauffassungen, die sich immer mehr erweitern. Darauf komme ich unter 1.3 zurück (siehe hierzu auch die Kap. 6, 8 und 14). Zum anderen bemüht sie sich in einem später einsetzenden, bis heute andauernden und sich verstärkenden Prozess um das Erfassen der Typik von Texten, d.h. um die musterhaften Ausprägungen des Phänomens Text, die eine Sprach- und Kulturgemeinschaft im gemeinsamen Handeln entwickelt hat, also um die Bestimmung der TEXTSORTEN, in denen Texte realisiert werden. Davon wird hier nur knapp die Rede sein, da sich Kapitel 6 des vorliegenden Bandes diesem Gegenstand widmet.

      1.2 Die Kategorie ‚Text‘

      Was ist eigentlich ein Text? Kann man sich auf die alltagssprachlichen Vorstellungen verlassen, die man als Antwort bekommt, wenn man nichtlinguistisch gebildete „Durchschnittssprachteilnehmer“ nach ihrer Vorstellung von Text fragt? Wissen wir also alle, was ein Text ist? Daraufhin befragte Sprachteilnehmer bestimmen das Phänomen Text ziemlich übereinstimmend, wenn auch nicht in denselben Formulierungen, als eine über den Satz hinausgehende, abgeschlossene, thematisch gebundene, sinnvolle sprachliche Einheit, wobei zumeist schriftliche Äußerungen im Blick sind. Zum AlltagswissenAlltagswissenWissenAlltagswissen über Text gehört auch das Wissen über Funktionen und Muster gebräuchlicher Textsorten. Textexemplare häufig gebrauchter Textsorten (z.B. Bewerbungsschreiben, Einladungen, institutionelle Briefe verschiedener Art) können sowohl (mehr oder weniger) angemessen hergestellt als auch als Texte dieser Textsorten erkannt und rezipiert werden.

      

Mit diesem alltagssprachlichen Befund hat man nun zwar das einschlägige Wissen der „Durchschnittssprachteilnehmer“ erkundet und damit den Wissensfundus, der gebraucht wird, um TextverstehenTextverstehen zu sichern, das uns ja in der Mehrzahl der Fälle erstaunlicherweise auch gelingt. Was wir damit aber noch nicht erreicht haben, ist die für die wissenschaftliche Betrachtung, d.h. das tiefere Eindringen in das Problem nötige Systematik, Verallgemeinerbarkeit, Vergleichbarkeit und Widersprüche ausschließende Objektivierung, kurz ein Erkenntnisgewinn durch Theoretisierung. Die Bemühungen in diese Richtung, von denen es im Zusammenhang mit der Textbestimmung und der Textklassifizierung vielfältige gibt, haben unser Wissen über den Text in vieler Hinsicht erweitert, differenziert und vertieft. Einen/den einheitlichen Textbegriff haben diese Arbeiten aber nicht gebracht. Zum Glück, möchte man sagen; denn der eine – notwendigerweise selektive und reduzierende – Textbegriff, auf den man dann festgelegt wäre, würde – ebenfalls wichtige – Aspekte ausschließen und damit mögliche Zugänge zum Phänomen ‚Text‘ verbauen. Die Gefahr einer solchen Festlegung besteht, wie die Erfahrung zeigt, aber deshalb gar nicht, weil die Ausgangsfragen und Erkenntnisinteressen, mit denen man an das Phänomen Text herangeht, zu verschieden sind und in jeweils andere, immer aufschlussreiche Richtungen führen. So wird, vereinfacht gesagt, Text u.a. verstanden als Verkettung von Sätzen, als Zeichenfolge mit einer Funktion, als thematische Einheit, als Mittel sprachlichen Handelns, als auf Wissensvoraussetzungen angewiesenes Konstrukt (ausführlicher dazu Adamzik 2004: 38ff.). Es leuchtet ein, dass von den sehr verschiedenen – morphologisch-syntaktischen, lexikologisch-semantischen, kognitiven, pragmatischen, semiotischen – Gesichtspunkten immer nur bestimmte in spezifischer Kombination eine Rolle spielen, jeweils nur in der für die jeweilige Textauffassung geeigneten Auswahl. Wenn man sich jedoch zunächst eine allgemeine Vorstellung verschaffen will, wie es die LeserInnen eines Einführungsbandes ja sicher anstreben, ist ein spezieller Einstieg noch nicht angeraten, sondern es scheint sinnvoll, zunächst einmal auf diese verschiedenen Aspekte einzugehen, ehe man dann, in einem zweiten Schritt, der z.B. die eigene vertiefte Beschäftigung mit einem der Aspekte in einer wissenschaftlichen Haus- oder Abschlussarbeit sein könnte, sich einem Problemkreis genauer zuwenden kann. Daher soll in diesem Beitrag ein solch offener Ansatz gewählt werden, der verschiedene in der Literatur diskutierte Zugänge
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