Textlinguistik. Группа авторов
12) erwähnt werden. Hier allerdings werden diese Verknüpfungen unter dem Gesichtspunkt betrachtet, aus welchem Grund und zu welchem Zweck bestimmte neue Themen eingeführt werden. Die rein thematische Betrachtungsweise wird mit einer illokutiven verknüpft.
Eine etwas anders aufgebaute Klassifizierung von Typen von thematisch-funktionalen Beziehungen entwickelt Schröder (2003: 49 und 91). Nach ihm sind funktionale und thematische Strukturen parallel organisiert, allerdings ist die Beschreibung der Themenstruktur Teil der Beschreibung der Handlungsstruktur und demzufolge dieser untergeordnet. Als hauptsächliche funktionale und thematische Strukturbeziehungen nennt Schröder die folgenden:
1 FUNKTIONALER UND THEMATISCHER WECHSEL: Themenwechsel, die zusammen mit einem Wechsel in der dominierenden Handlung erfolgen.
2 FUNKTIONALER ZUSAMMENHANG UND THEMENERHALT: thematische Verbindung von Teilhandlungen, die zusammen eine komplexe HandlungHandlung ausmachen.2.1 FUNKTIONALE UND THEMATISCHE UNTERORDNUNG: Themen von Teilhandlungen, die in einem funktionalen Über-/Unterordnungsverhältnis stehen, namentlich weil sie eine stützende Funktion haben, beispielsweise Begründungen, Erläuterungen, Einschränkungen.2.2 FUNKTIONALE UND THEMATISCHE NEBENORDNUNG: Teilhandlungen eines Textes beziehen sich auf Teile eines gleichen Gegenstandes.2.2.1 FUNKTIONALE UND THEMATISCHE ERGÄNZUNG: z.B. Nachtrag.2.2.2 FUNKTIONALE UND THEMATISCHE REIHUNG: z.B. Aufzählungsstrukturen (jedes einzelne Element erfüllt für sich die funktionalen und thematischen Voraussetzungen).2.2.3 FUNKTIONALE UND THEMATISCHE FORTSETZUNG: z.B. komplexe Handlungen, die nur als Ganzes die funktionalen und thematischen Voraussetzungen erfüllen, z.B. Schilderungen von Handlungen oder Sachverhalten.
Mit diesen Erweiterungen der Betrachtungsweise berührt sich die thematische Strukturanalyse mit der pragmatischen Textstrukturanalyse oder überlappt sich damit, insbesondere mit dem IllokutionsstrukturkonzeptIllokutionsstrukturStrukturIllokutionsstruktur (Koch u.a. 1981; siehe auch Kap. 5). Die Arbeiten von Lötscher (1987) und Schröder (2003) diskutieren das Verhältnis zwischen thematischer Struktur und illokutiver Struktur einerseits grundsätzlich und andererseits eher einzelfallbezogen. In der Frage, ob und inwiefern die thematische und die illokutive Ebene etwas miteinander zu tun haben, bleibt jedoch noch vieles offen. Eine Fortsetzung der texttheoretischen und empirischen Diskussion wäre jedenfalls wünschenswert.
4.7 Schlussüberlegungen und Ausblick
Wenn man die verschlungenen Diskussionen um die unterschiedlichen Vorschläge zur Textsemantik überblickt, gelangt man zur Frage: Können textsemantische Ansätze überhaupt erklären, wie kohärente Texte entstehen? Ist die semantische Ebene überhaupt die relevante Ebene, auf der Kohärenz entsteht?
Eine pauschale Ja-oder-Nein-Antwort dürfte wohl nicht angemessen sein. Texte sind, wie jede sprachliche Mitteilung, vielschichtige Gebilde. Ihr Gehalt liegt nicht auf einer einzigen Ebene. Dass die Untersuchung von thematischen Zusammenhängen zur Berücksichtigung des Handlungsaspekts von Texten geführt hat, zeigt, dass alle Ebenen einbezogen werden müssen. Die Beobachtung, dass Kontiguitätsbeziehungen – also sachliche, nicht semantische Zusammenhänge – auf der Ebene von Dingen, Sachverhalten und Situationen ebenfalls wichtig sind, zeigt, dass nicht nur die rein sprachliche Bedeutung wichtig ist, sondern auch enzyklopädisches Wissen, WeltwissenWeltwissen.
Die textsemantische Betrachtungsweise, wie sie hier dargestellt worden ist, kann nicht die ganze Textbedeutung erfassen, sie leistet aber sicherlich in allen ihren Aspekten einen wichtigen Beitrag zur Analyse von Texten. Die verschiedenen Aspekte, die hier dargestellt worden sind, können als unterschiedliche Zugänge zu Teilaspekten von Texten, sozusagen als Analysestufen betrachtet werden, die beim Verstehen von Texten zu beschreiten sind, angefangen beim Erkennen der lexikalischen und sachlichen Bezüge zwischen den einzelnen Wörtern eines Textes über die sachlichen und logischen Zusammenhänge zwischen einzelnen Sätzen bis zu den übergreifenden sachlichen und thematischen hintergründigen Aspekten eines Textes und seiner Teile. Bei der Diskussion der einzelnen Ansätze hat sich auch gezeigt, dass die verschiedenen Aspekte untereinander Berührungspunkte haben. Über all die Detailanalysen hinaus kann auch die grundsätzliche Frage gestellt werden: Was ist überhaupt die Bedeutung eines Textes? Beaugrande/Dressler (1981) haben diese Frage u.a. interpretiert als Frage „Was wissen wir (mehr), wenn wir einen Text rezipiert haben?“; diese Frage zielt auf den sachlichen Inhalt, auf das Abbild von einer Wirklichkeit, das mit einem Text vermittelt wird. Sie versuchten, dieses Wissen als Vernetzung von PropositionenProposition darzustellen. Schon für einen kleinen Textausschnitt ergibt sich ein überaus komplexes, kaum mehr zu überblickendes Geflecht von Symbolen (siehe etwa die Abbildungen in Beaugrande/Dressler 1981: 88ff.). Dieser Ansatz ist letztlich in der kognitiven LinguistikLinguistik, kognitive weitergeführt worden. In diesem Rahmen hat man die These entwickelt, dass Texte selbst keine abgrenzbare Bedeutung haben wie vielleicht noch Wörter oder einzelne Sätze. Texte bilden nicht als Symbole etwas ab, sondern lösen dynamische Prozesse aus, sie verleiten einen Leser oder eine Leserin u.a. zur Konstruktion von „Weltmodellen“ (siehe auch 7.2.1 und Kap. 13). Diese Konstruktion wird mit Hilfe jedes einzelnen Satzes vorgenommen, aber das Resultat der Verstehensprozesse, die Details eines Modells finden sich nicht Eins-zu-Eins in einzelnen Texteinheiten wieder.
Aus der Sicht der Psychologie und der kognitiven Linguistik sind Texte nicht Träger von Bedeutungen. Sie sind vielmehr Auslöser für mentale Konstruktionsprozesse, die sowohl durch die externe Textinformation als auch durch die interne Vorwissensinformation angeleitet werden. (Schnotz 2006: 237)
So oder so bleiben Texte aber Sprache. Die Untersuchung der sprachlichen Details ist eine Voraussetzung dafür, dass man auch die Ganzheit des Verstehens erfassen kann. In diesem Sinne braucht jede Textanalyse auch eine textsemantische Analyse.
Kommentierte Literaturtipps
Greimas hat seine Isotopie-Konzeption in seinem grundlegenden, aber nicht leicht zu lesenden Werk „Sémantique structurale“ (1966, dt. 1971) dargestellt. Weiterentwicklungen dazu finden sich in Rastier 1972 (dt. 1974) und Rastier 1987. Kritisch zu Greimas 1966 äußert sich Große 1974. Einen kritischen Überblick über die verschiedenen Ansätze zur thematischen Analyse von Texten gibt Schröder 2003 (50–94). Verbindungen zwischen Themastruktur und HandlungsstrukturHandlungsstruktur schaffen Lötscher 1987 und Schröder 2003. Eine Theorie über die thematisch-hierarchische Strukturierung von Texten entwickelt auch van Kuppevelt 1995 in einem etwas formaleren Zugriff. Als Kurzeinführung in die kognitive LinguistikLinguistik, kognitive kann Schnotz 2006 dienen. Darstellungen der kognitiven Sicht des TextverstehensTextverstehen geben Schnotz 1994 und Schwarz-Friesel/Consten 2014.
5 Textpragmatische und kommunikative Ansätze
Wolfgang Heinemann
5.1 Textlinguistik – eine „Revolution“ in der Linguistik
5.2 Pragmatische Grundlagenforschung
5.2.1 Semiotische PragmatikPragmatik
5.2.2 Handlungsorientierte Pragmatik
5.3 Die pragmatische Wende in der Linguistik
5.4 Textstrukturen und TextfunktionenTextfunktion
5.5 KonversationsanalyseKonversationsanalyse
5.6 Handlungs- und kommunikationsorientierte Ansätze
5.6.1 SprechakteSprechakt als Handlungszusammenhänge in der sozialen InteraktionInteraktion
5.6.2 IllokutionshierarchienIllokutionshierarchie
5.6.3 Interaktion und Text
5.7 Textpragmatische Implikationen – methodologische Konsequenzen
5.1 Textlinguistik – eine „Revolution“ in der Linguistik
Die Textlinguistik gilt heute fast weltweit als etablierte Wissenschaftsdisziplin. An einigen Universitäten gibt es spezielle Lehrstühle für Textlinguistik; zumindest aber