Linguistische Stil- und Textanalyse. Lars Bülow

Linguistische Stil- und Textanalyse - Lars Bülow


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Stelle. Auf der Textebene sind vor allem diejenigen von Bedeutung, die vollständige Aussagen zueinander in Beziehung setzen, z.B.:

       Das Eis beginnt zu schmelzen, da der Gefrierpunkt der Salzlösung unter dem des reinen Wassers liegt.

      Adverbien (z.B. danach, schon, schließlich, daher, deshalb, hierbei) können einerseits dazu dienen, anaphorisch Inhalte vorangegangener Sätze wiederaufzunehmen (z.B. Das sicherlich interessanteste Ergebnis ist die Bewertung der angebotenen Speisen. Hierbei wurde nach dem Schulnotensystem bewertet, also der Skala von Note 1–6.).

      Resultiert ihre Textfunktion daraus, dass sie Sätze miteinander verbinden, gehören sie zum Kohäsionstyp der Konnexion, z.B.:

       Langsam wird so aus dem gefrorenen Eis eine flüssige Kochsalzlösung, die nicht mehr gefriert. Deshalb können auch die Autos wieder fahren und die Fußgänger sicher über die Straße gehen.

      Im Vergleich zu Adverbien nehmen Abtönungspartikeln im Satz keine Satzgliedstelle ein. Als Abtönungspartikeln gelten bestimmte Verwendungsweisen von Wörtern wie ja, denn, doch, aber, nur, halt, schon, nicht oder ruhig.7 Zu den topologischen Merkmalen von Abtönungspartikeln gehört vor allem ihre Vorfeldunfähigkeit, d.h., sie können nicht die erste Stelle im Satz einnehmen, sondern sie sind an das Mittelfeld eines Satzes gebunden. Dort stehen sie in der Regel vor der relevanten neuen Information, dem Rhema, und tragen damit zur kommunikativen Gliederung des Satzes bei. Ihre allgemeine Funktion besteht darin, sehr differenziert Einstellungen, Annahmen, Bewertungen und Erwartungen des Sprechers bezüglich des geäußerten Sachverhalts auszudrücken.

      Die Verwendung von Abtönungspartikeln kann jedoch auch dazu dienen, etwas als ‚allgemein Bekanntes‘ oder als ‚Begründung‘ zu kennzeichnen. In diesen Fällen zeigen Abtönungspartikeln die Beziehungsrelevanz zwischen zwei Aussagen an und tragen damit als satzverknüpfende Elemente zur Textkonstitution bei. In textverknüpfender Funktion können Abtönungspartikeln Konjunktionen oder Subjunktionen ersetzen. Beispielsweise begegnet die Abtönungspartikel ja bei bestimmten Formen des Argumentierens (z.B. beim Argumentationstyp Fakt) als alleiniger logischer Operator, z.B.: Der Mensch ist ja kein Uhrwerk. (vs. Denn der Mensch ist kein Uhrwerk.). Auch in der ‚Begründung‘ signalisierenden Funktion werden Bedeutungsähnlichkeiten zwischen ja-Sätzen und solchen mit Konjunktionen oder Subjunktionen deutlich, z.B.: Wir hatten ja gedacht, dass … (vs. Weil wir gedacht hatten, dass …).

      Auch Präpositionen können als Bindewörter innerhalb von Texten fungieren, vor allem dann, wenn sie alternativ zu Sätzen, Infinitiv- und Partizipialkonstruktionen stehen, z.B.:

      Dank der hohen Verwindungssteifigkeit reagiert das moderne Fahrwerk auf die unterschiedlichsten Straßenbeschaffenheiten. (Direct Marketing-Prospekt Volvo)

      Aus textlinguistischer Perspektive ist in diesem Zusammenhang u.a. relevant, welche Verknüpfungsbedeutungen solche Wörter ausdrücken. Bedeutsam für stilistische Aspekte ist hier im Allgemeinen, dass nur Sinnzusammenhänge, die durch die Beziehungen zwischen den Sachverhalten nicht hinreichend motiviert sind, durch spezielle Konnektoren gestützt werden müssen. Offensichtliche Zusammenhänge können hingegen ohne Konnektoren oder durch kopulative Konnektoren verbunden werden. Als charakteristisch für die geschriebene Sprache gilt dabei, dass inhaltliche Beziehungen zwischen den einzelnen Aussagen stärker explizit gemacht werden als im mündlichen Sprachgebrauch.

      Mit dem Begriff ‚Konnexion‘ wird die Verknüpfung von Aussagen und Sätzen durch textuelle Bindewörter, sog. Konnektoren, bezeichnet. Im Vergleich zu Pronomina und Artikeln verknüpfen Konnektoren nicht, indem sie eine Suchanweisung innerhalb des Textes geben, sondern sie spezifizieren die logische Beziehung zwischen dem vorausgegangenen und dem folgenden Satz.

      Bei der Aussageverknüpfung durch Konnektoren werden immer Hinweise auf die semantische Beziehung zwischen Texteinheiten gegeben. Dabei lassen sich zahlreiche Bedeutungsgruppen unterscheiden, die im Folgenden exemplarisch vorgestellt werden:8

      Kopulative Konnektoren bezeichnen das Nebeneinanderstehen von Aussagen. Bei kopulativen Verknüpfungen im Text werden einer Aussage additiv weitere angefügt oder gleichberechtigte Alternativen genannt, die nebeneinander gelten oder sich ausschließen können. Als additive Konnektoren fungieren dabei einfache oder paarige Konjunktionen wie und, sowie, sowohl – als (auch), nicht nur – sondern auch, Adverbien wie außerdem, weiterhin, erstenszweitens, Präpositionen wie einschließlich oder inklusive usw., während alternative Verknüpfungen durch Konjunktionen wie oder und beziehungsweise hergestellt werden.

      Additive Konnexionsmittel können zusätzlich zur reinen Relation der Hinzufügung auch weitere Bedeutungsnuancen enthalten, wodurch das angebundene Glied in seinem Informationswert besonders hervorgehoben wird. Der Hervorhebung dienen vor allem die paarigen Vertreter der additiven Konnektoren sowie eine Vielzahl von Adverbien (z.B. auch, vor allem), die Aussagen an vorangegangene anknüpfen, z.B.:

      Nicht, weil es die meisten Airbags hat, sondern weil die verschiedenen Sicherheitssysteme optimal zusammenwirken, um die Insassen zu schützen … Es unterstreicht nicht nur das fließende Coupé-Design, sondern sorgt auch für mehr Sicherheit. Auch mit offenem Dach macht das Fahrzeug es einem Dieb außergewöhnlich schwierig … (Direct Marketing-Prospekt Volvo)

      Bei einer konditionalen Verknüpfung wird eine sachliche Voraussetzung mit einer sachlichen Konsequenz fest verbunden. Prototypisch für solche Bedingungsgefüge ist das Verknüpfen durch konditionale Konjunktionen (z.B. wenn, falls).

      Ein Konditionalverhältnis kann jedoch auch ohne konditionale Konjunktion o.ä. auskommen und nur durch Verberststellung im bedingenden Satz ausgedrückt werden (z.B. Wird ein Unfall mit einem neueren Volvo innerhalb von 100 km um Göteborg gemeldet, werden unsere Forscher sofort vom Rettungsteam benachrichtigt …). Zudem gibt es eine Vielzahl von Umschreibungen des Bedingungsverhältnisses, die Konditionalität textuell explizit machen (z.B. Vorausgesetzt, dass (…) – Daraus folgt, dass (…)).

      Auf der Interpretation einer konditionalen Beziehung basiert auch die Verwendung kausaler, konsekutiver, modal-instrumentaler und finaler Konnektoren, während adversative und konzessive Verknüpfungshinweise die umgekehrte Perspektive kennzeichnen als Gegensätze oder Einwände.

      Als im engeren Sinne kausal werden Relationen bezeichnet, in denen sich eine potentielle Bedingung eines konditionalen Verhältnisses auf einen tatsächlichen Sachverhalt bezieht. Es handelt sich also um wirkliche Gründe, nicht nur mögliche oder gedachte, die zum Verständnis des Rezipienten angeführt werden. Eine kausale Bedeutung haben Subjunktionen wie weil oder da, die Konjunktion denn, Adverbien wie deswegen, daher, demgemäß, Präpositionen wie wegen, aufgrund u.v.m.

      Wird ein Sachverhalt demgegenüber nicht als Ursache sondern als Folge markiert, liegt eine konsekutive Verknüpfung vor. Als konsekutive Relationshinweise kommen beispielsweise demzufolge, somit, infolgedessen oder so dass in Frage.

      Modal-instrumentale Konnektoren wie die Subjunktionen indem, dadurch dass, ohne zu, die Präpositionen mittels, mithilfe von, ohne oder die Adverbien damit, dafür, dazu kennzeichnen eine Mittel-Zweck-Beziehung. Auf einer Mittel-Zweck-Relation basiert auch das finale Bedeutungsverhältnis, das die Aussage im Hinblick auf das verfolgte Ziel, das Motiv oder die angestrebte Wirkung einer Handlung anschließt (z.B. zwecks, damit, um zu, dazu).

      Adversative Textverknüpfung entsteht durch das Thematisieren eines Kontrasts, also der Gegensätzlichkeit von zwei Sachverhalten. Das Vorliegen dieses Verknüpfungstyps kann durch Formen wie entgegen, indes, wohingegen, allein,


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