Linguistische Stil- und Textanalyse. Lars Bülow

Linguistische Stil- und Textanalyse - Lars Bülow


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aus der Schule gekommen.

      Zu den Modalverben gehören können, müssen, dürfen, wollen, sollen und mögen. Sie treten zusammen mit infiniten Vollverben (6a) oder Kopulaverben (6b) auf. Semantisch bezeichnen Modalverben eine Notwendigkeit, Erlaubnis, Möglichkeit oder Fähigkeit.

      1 a) Ich kann morgen laufen.b) Er durfte in der Kabine der Stars sein.

      Kopulaverben (v.a. sein, bleiben, werden) verfügen ebenso wie die Hilfsverben nur über eine sehr abgeschwächte lexikalische Bedeutung. Sie haben die Funktion, die Beziehung zwischen Subjekt und Prädikativ herzustellen, indem sie einen Zustand oder das Eintreten eines Zustandes bezeichnen.

      1 a) Er ist Architekt.b) Sie war sehr talentiert.

      Die nichtflektierbaren Wortarten bilden eine sehr heterogene Klasse, die in der Forschungsliteratur ganz unterschiedlich subklassifiziert wird.2 Da die Nichtflektierbaren keine morphologische Kennzeichnung i.e.S. enthalten, werden als Unterscheidungskriterien u.a. verschiedene syntaktische Funktionen und Vorkommensorte herangezogen (vgl. Boettcher 2009a, S. 130):

Adverbien= Vorfeld besetzend möglich
Präpositionen= Kasus regierend
Konjunktionen= Teilsatz oder Satzteil verbindend
Rest als Sammelgruppe der Partikeln

      Gegenüber den anderen Nichtflektierbaren zeichnen sich die Adverbien durch ihre topologischen Eigenschaften aus, denn sie können alleine im Vorfeld von Sätzen stehen (sie sind also vorfeldfähig). Daraus folgt u.a., dass sie satzgliedfähig sind. Hinsichtlich ihrer Struktur ist zwischen einfachen (z.B. oft, gern) und komplexen Adverbien zu unterscheiden, wobei komplexe häufig eine Präposition enthalten (sog. ‚Präpositionaladverbien‘ z.B. davor, hiernach). Adverbien liefern entweder eigene lexikalische Informationen (z.B. montags, immer oder vielleicht) oder nehmen Elemente aus dem vorhergehenden Satz wieder auf (z.B. An der Wand stand ein Stuhl. Darauf setzte sie sich).

      Präpositionen sind Wörter wie in, wegen, um … willen, die meistens zusammen mit einem Nomen, aber auch mit einem Adjektiv (z.B. Sie kommt für gewöhnlich um fünf.) oder einem Adverb (z.B. von dort) vorkommen können. Sie betten verschiedene Phrasen wie die Nominalphrase ein. Nomen geben sie einen spezifischen Kasus vor (z.B. durch den Wald (laufen)).

      Sätze oder Satzteile werden durch Konjunktionen3 (z.B. und, weil, obwohl) neben- und unterordnend verbunden. Sie bestimmen diese Verbindung semantisch-logisch (z.B. ‚kausal‘: Weil er krank war, kam er nicht).

      Partikeln weisen jeweils Besonderheiten im Stellungsverhalten auf und sind wiederum vielfältig subklassifizierbar. Ihre Formative begegnen mitunter auch in anderen syntaktischen Funktionen. Partikeln spezifizieren Aussagen, kommentieren sie, moderieren sie und dienen der Steuerung von Gesprächsverläufen. Nach unterschiedlichen semantischen Funktionen ist folgende Differenzierung möglich (vgl. Boettcher 2009a, S. 155ff.):

Gradpartikeln, z.B.: sehr, fast, höchst, kaum
Fokuspartikeln, z.B.: nur, auch, sogar
Kommentarpartikeln, z.B.: sozusagen, gleichsam
Negationspartikel, z.B.: nicht
Einstellungspartikeln, z.B.: ja, doch, wohl, nur, bloß
Gesprächsgebundene Partikeln, z.B.: Begrüßungs-/Verabschiedungspartikeln wie hallo, tschüss, aufmerksamkeitssteuernde Partikeln wie he, ey, Antwortpartikeln wie ja, nein, doch oder Kontaktpartikeln wie ne, oder

      Phrasen

      Phrasen sind Wortgruppen, die syntaktisch eine Einheit bilden. Sie werden jeweils durch einen Kopf dominiert, nach dem sie auch benannt werden. So ist der Kopf der Nominalphrase (NP) der neue Ball beispielsweise das Nomen Ball. Zu diesem können ein bestimmter oder ein unbestimmter Artikel hinzutreten. Zudem sind Nominalphrasen durch (8a) Adjektiv-Attribute, (8b) Genitiv-Attribute, (8c) Präpositional-Attribute und (8d) sogar ganze Sätze erweiterbar.

      1 a) der neue Ballb) der Ball der WMc) der Ball vom Mitspielerd) der Ball, der nicht ordentlich aufgepumpt war

      Den Kopf einer Nominalphrase kann auch ein Pronomen bilden. Beispielsweise können die Wortgruppen (8a–d) mithilfe des Pronomens er ersetzt werden und sind in diesem Sinne gegeneinander austauschbar. Sie teilen grammatische Eigenschaften, sind deshalb Phrasen derselben Kategorie und können somit zu einem Paradigma gerechnet werden. In syntagmatischer Hinsicht ist wiederum relevant, dass die Anordnung der Elemente innerhalb der NP nicht beliebig erfolgen kann. Die Elemente einer NP müssen in den grammatischen Merkmalen Genus, Kasus und Numerus übereinstimmen. Diese Übereinstimmung in grammatischen Merkmalen wird als Kongruenz bezeichnet.

      In einer Präpositionalphrase (PP) bestimmt die Präposition den Kasus der zugehörigen NP. Es handelt sich damit um Rektion, was bedeutet, dass ein Element die grammatischen Eigenschaften eines von ihm abhängigen Elements im Syntagma determiniert. Präpositionalphrasen lassen sich in vielen Fällen durch Präpositionaladverbien wie darauf oder damit substituieren.

      Eine Verbalphrase (VP) besteht aus einem Voll- oder Kopulaverb und den dazugehörigen Leerstellen, die durch verschiedene Ergänzungen (z.B. Akkusativobjekt oder Dativobjekt) gefüllt werden können. In diesem Zusammenhang ist etwa umstritten, ob die Subjektergänzung (oder auch Nominativergänzung) zur Verbalphrase zählt oder nicht. Dagegen spricht z.B., dass das Subjekt das Verb in Numerus und Person bestimmt.

      Die Adjektivphrase (AP) verfügt über einen adjektivischen Kopf und kann durch verschiedene Elemente – wie weitere Adjektivphrasen – attribuiert werden (9). Attribuierbar sind auch Adverbphrasen (AdvP) (10), die ein Adverb als Kopf besitzen.

      1  wahnsinnig spannend

      2  weit oben

      Konstituententests

      Mithilfe von Konstituententests können die in einem Satz zusammengehörenden Elemente, seine Konstituenten, ermittelt werden. Da zwar alle Satzglieder Konstituenten, aber nicht alle Konstituenten gleichzeitig auch Satzglieder sind, werden durch Konstituententests nicht zwingend Einheiten isoliert, die auch einen Satzgliedstatus haben. Konstituententests helfen, die hierarchische Struktur eines Satzes aufzuschlüsseln bzw. seine Einheiten zu klassifizieren. Im Folgenden sollen die wichtigsten Konstituententests kurz vorgestellt werden. Dazu gehören der Permutationstest (Verschiebeprobe), der Substitutionstest (Ersatzprobe inklusive ihrer Varianten ‚Pronominalisierungstest‘ und ‚Fragetest‘), der Eliminierungstest (Weglassprobe) und der Koordinationstest (vgl. Dürscheid 2012, S. 46ff.).1

      Konstituenten sind Wörter bzw. Wortgruppen, die sich gemeinsam umstellen lassen, ohne dass der Satz ungrammatisch wird oder sich der propositionale Gehalt ändert. Dies kann durch den Permutationstest nachgewiesen werden, der es erlaubt, Umstellungsmöglichkeiten von Konstituenten systematisch zu testen und Wortstellungsregeln zu beschreiben.

      1 a) Ein Kollege sprach vor dem Kurs mit mir.b) Vor dem Kurs sprach ein Kollege mit mir.c) Mit mir sprach ein Kollege vor dem Kurs.

      Mit dem Substitutionstest kann gezeigt werden, welche Einheiten von Sätzen ausgetauscht werden können, ohne dass der Satz ungrammatisch wird. So handelt es sich etwa um eine Konstituente, wenn eine Wortgruppe durch ein Pronomen oder eine andere Proform ausgetauscht werden kann (Pronominalisierungstest).

      1 a) Ein Kollege sprach vor dem Kurs mit mir.b) Er sprach davor mit mir.

      Pronominalisierungstests eignen sich natürlich nicht dafür, komplexe Verbalphrasen zu ersetzen. Dies ist jedoch durch einfache Verben möglich.

      1 a)


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