ZNT - Zeitschrift für Neues Testament 24. Jahrgang, Heft 48 (2021). Группа авторов

ZNT - Zeitschrift für Neues Testament 24. Jahrgang, Heft 48 (2021) - Группа авторов


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den Elisa-Zyklus in 2Kön 2–8, in der sie die zentrale und aktive Rolle von Kindern in diesen Geschichten aufzeigt.3

      Bisher wurde einigen Bereichen besondere Aufmerksamkeit gewidmet, insbesondere dem Kontext der Familie, oft mit Schwerpunkt auf Geschlechterrollen. Studien über das tägliche Leben und die sozialen Rollen von Kindern, die aus der archäologischen Forschung hervorgegangen sind, sind in jüngster Zeit ebenfalls in den Fokus gerückt, mit wichtigen Arbeiten von Laurel W. Koepf Taylor (2013), Kristine Henriksen Garroway (2018) und anderen.4 Immer wiederkehrende Themen sind bis heute Kinder als Opfer von Gewalt und die Diskussion, ob Kinderopfer im alten Israel eine historische Realität darstellten.5 Auch systematisch-theologische Themen wurden behandelt, wie z. B. die Frage Gottebenbildlichkeit von Kindern.6

      Das Judentum des Zweiten Tempels steht bis heute weit weniger im Fokus als das frühe Christentum. Ein aktueller und wichtiger Beitrag auf diesem Gebiet ist jedoch die Monographie von Hagith Sivan über jüdische Kindheit in der römischen Welt (2018), die sich dem Material bewusst mit einer Perspektive „von unten“ nähert.7 Insgesamt ist die Forschung zu AT und Judentum aber noch immer bruchstückhaft und fragmentarisch.

      6 Biblische Überblicksdarstellungen und Bibliographien

      Für eine Annäherung an unser Thema gibt es zwei Hilfsmittel, die sich gegenseitig ergänzen: Arbeiten, die einen allgemeinen Überblick über das biblische Material und die zeitgenössische Forschung geben, und Bibliographien, die einzelne Beiträge vorstellen. Diese befassen sich häufig mit beiden Testamenten, eine Frucht des interdisziplinären Zusammenwirkens der exegetischen Fächer.

      Julie Faith Parker u. a. und Julia M. OʼBrien u. a. (2014) haben eine kommentierte bibliographische Übersicht zu Arbeiten vorgelegt, die auch die Wirkungsgeschichte der Texte berücksichtigen.1 Ein wichtiger, relativ früher Sammelband, herausgegeben von Marcia J. Bunge (2008), präsentiert Studien zu zentralen biblischen Schriften und Themen, auch systematisch-theologisch.2 Die Monographie von Cornelia B. Horn und John W. Martens (2009) beschäftigt sich in ähnlicher Weise mit NT und frühem Christentum. Beide Studien bedienen sich u. a. sozialgeschichtlicher und gendertheoretischer Ansätze.3 James M. M. Francis gibt einen Überblick über Kindheitsmetaphern im NT und seinem historischen Kontext (2006). Candida R. Moss und Joel S. Baden thematisieren Fragen der Kinderlosigkeit (2015).4

      Einige Online-Bibliografien stellen wichtige Beiträge zu Kindern und Kindheit in der biblischen und teilweise auch in der nachbiblischen Welt vor. Zwei davon, Julie Faith Parker (AT, 2016) und ich selbst (AT und NT, 2018) haben kommentierte Bibliographien vorgelegt.5 Beide sind teils nach Gruppen biblischer Schriften, teils nach Themen gegliedert und kommentieren eine beträchtliche Anzahl von Einzelstudien. Die Bibliografien von Ville Vuolanto u. a. und von Yiannis Panidis6 umfassen ein breites Spektrum von Werken aus verschiedenen Disziplinen, einschließlich der Bibelwissenschaft, und decken den Zeitraum vom 8. Jh. v. Chr. bis zum 8. Jh. n. Chr. ab, so dass auch viel anderes für die Bibelforschung relevantes Material zur Verfügung steht.

      7 Forschungen zum Neuen Testament

      Die christliche Bewegung und mit ihr das NT sind im Kontext des AT, des Judentums des Zweiten Tempels und der griechisch-römischen Welt entstanden. Wie bereits erwähnt, stand die Erforschung der Kindheit im NT hier von Anfang an in einem regen Austausch, beflügelt freilich von einem vergleichsweise weitaus größeren Interesse auf dem Gebiet des NT.

      7.1 Überblick

      Ein frühes Stadium markieren die Bände von Simon Légasse (1969), Gerhard Krause (1973) und Hans-Ruedi Weber (1979). Alle befassen sich mit den „Jesus und die Kinder“-Stellen in den Evangelien, aber sie unterscheiden sich etwas in ihrem jeweligen Schwerpunkt auf soziohistorischen, rezeptionsgeschichtlichen und hermeneutischen Fragen.1

      Nach einer Phase relativ geringen Interesses in den späten 1970er und in den 1980er Jahren erfreute sich das Thema ab Anfang der 1990er erneuter Aufmerksamkeit. Grundlage und Ausgangspunkt war in den 1980er Jahren die Erforschung der griechisch-römischen und frühchristlichen, insbesondere familialen Sozialbeziehungen. Diese Perspektive ist bis heute zentral.

      Zwei wichtige und bahnbrechende Werke in dieser Phase waren die Monographien von Peter Müller (1992) und William Strange (1996).2 Erstere ist eine detaillierte wissenschaftliche Analyse des Wortfeldes „Kind“ im Neuen Testament und seinem Kontext, während letztere eine populäre Übersicht über die Vorstellungen von Kindheit in der griechisch-römischen Welt, den Evangelien und dem frühen Christentum darstellt. Beiden gemeinsam ist das Interesse an der Sozialgeschichte und an hermeneutischen Fragen. Dies sind auch Anliegen, die sich wie ein roter Faden durch viele spätere Studien ziehen.

      Ein besonderes, wenn auch etwas isoliertes Forschungsfeld ist der historische Jesus, sowohl seine Einstellung zu Kindern als auch seine eigene Kindheit. Nach den Arbeiten ab den späten 1960er Jahren taucht das Interesse an Jesu Einstellung zu Kindern in den Artikeln von Judith M. Gundry-Volf (2000/2008) und Bettina Eltrop (2002) wieder auf.3 Der wichtigste und aktuellste Beitrag zu diesem Thema stammt von A. James Murphy (2013), der einen dekonstruktiven literarischen Ansatz auf die Evangelien anwendet.4 Murphy kritisiert die Vorstellung, Jesus sei besonders kinderfreundlich gewesen, und vertritt die Ansicht, dass die eschatologische Jesus-Bewegung Spannungen innerhalb der Familien zum Nachteil der Kinder verursachte. Eine ähnliche Ansicht vertritt auch Martin Ebner (2002).5 Ein bemerkenswerter Beitrag zur Kindheit des historischen Jesus stammt von Andries van Aarde (2001), der unter Berücksichtigung psychologischer und sozialer Aspekte behauptet, dass Jesus vaterlos aufgewachsen ist und dass sich diese Erfahrung in seiner Betonung Gottes als seines Vaters und in seinem eigenen Mitgefühl für die sozial Ausgegrenzten widerspiegelt.6

      Im 21. Jh. hat sich die Forschung auf bestimmte Textgruppen (z. B. die Evangelien und die Paulusbriefe), einzelne Schriften (z. B. ein Evangelium), einzelne Perikopen (z. B. Markus 10,13–16) oder auf bestimmte Unterthemen konzentriert. Viel Aufmerksamkeit wurde der Frage der Eltern-Kind-Beziehungen gewidmet,7 u. a. in der Monographie von Peter Balla zu den Eltern-Kind-Beziehungen im NT und seinen griechisch-römischen und jüdischen Kontexten, wobei der Schwerpunkt auf den Rechten und Pflichten der Kinder gegenüber den Eltern liegt.8

      Wichtig waren in den letzten zehn Jahren Überlegungen zur Methodik. Hier wurden erhebliche Anstrengungen unternommen, um spezifische kindzentrierte Ansätze für das biblische Material zu entwickeln. In den drei von Julie Faith Parker und Sharon Betsworth (2019), von Shawn W. Flynn (2019) und von Kristine Henriksen Garroway und John W. Martens (2020) herausgegebenen Bänden sind dies zentrale Anliegen, insbesondere im Band von Garroway/Martens.9 Die Sammelbände spiegeln die enge Zusammenarbeit zwischen den exegetischen Disziplinen wider. In einer kürzlich von Parker und Garroway herausgegebenen Sonderausgabe einer Zeitschrift befassen sich mehrere Beiträge auch mit methodischen Fragen.10 Im Folgenden werde ich näher auf die Frage der Methodik eingehen.

      7.2 Evangelien und die Apostelgeschichte

      In dem von Marcia J. Bunge herausgegebenen Band von 2008 finden sich Beiträge zu den einzelnen Evangelien, ebenso in einigen Aufsätzen in verschiedenen Monografien. Die umfangreichste und systematischste Darstellung hat Sharon Betsworth vorgelegt (2015), mit Kapiteln zu jedem der kanonischen Evangelien.1 Sie betrachtet die Evangelien aus soziohistorischer, redaktionskritischer, literarischer und gendertheoretischer Perspektive.2

      Bislang sind drei Monographien zu den synoptischen Evangelien erschienen, die früheste von Bettina Eltrop über Matthäus (1996) zu sämtlichen mt. Passagen, die von Kindern handeln, detailliert zu 18,1–5 und 19,13–15.3 Ihr Ansatz ist soziohistorisch und feministisch, mit hermeneutischen Überlegungen. Die feministische Perspektive auf Matthäus wird außerdem von Sharon Betsworth in einem Buchkapitel weiterverfolgt.4

      Die zweite von Betsworth vorgelegte Monografie,5 nun zum MkEv (2010), konzentriert sich auf die Rolle der Töchter, vergleicht die Texte mit den Einstellungen gegenüber Mädchen in griechisch-römischen Quellen und in der Septuaginta und zeigt, dass Markus damit teils übereinstimmt, teils auch davon abweicht, und zwar auf eine Weise, die dazu dient, seine Vorstellungen über das Reich Gottes zu


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