Superpower für die Wechseljahre. Maisie Hill
Kandidaten gesucht werden und das FSH hat seine Arbeit getan.
Im ersten Stadium der Perimenopause beginnt dieser Ablauf sich zu verändern. Zum einen gibt es weniger Follikel, die rekrutiert werden können. Zum anderen muss Ihr Gehirn sich mehr Mühe geben, um mit den Eierstöcken „laut genug“ zu kommunizieren, also ist der FSH-Spiegel höher. Das wiederum bedeutet, dass die Follikel zu einem früheren Zeitpunkt im Zyklus wachsen als zuvor18 – und sie wachsen auch noch schneller.19 Forschungen, die die Follikelgröße bei Frauen unter 34 mit der von Frauen im Alter von über 45 verglichen, fanden heraus, dass das Follikelwachstum in der älteren Gruppe zwar zunächst dank des erhöhten FSH-Werts zu einem frühen Zeitpunkt im Zyklus stärker war, der Durchmesser des Follikels kurz vor dem Eisprung aber dafür geringer. Wie zu erwarten war, gelang der Reifungsprozess des dominanten Follikels bei den älteren Frauen ebenfalls seltener, was zu Zyklen ohne Eisprung führte (siehe folgender Kasten).
Eine an 511 prämenopausalen und perimenopausalen Frauen durchgeführte Studie fand heraus, dass 10 Jahre vor dem Eintritt der letzten Periode die meisten Zyklen mit Eisprung verliefen. In den Folgejahren ging die Anzahl von Zyklen mit Ovulation Stück für Stück zurück, bis etwa vier oder fünf Jahre vor der letzten Periode. Ab dann sank die Zahl der Zyklen mit Eisprung rapide, ebenso wie die Progesteronproduktion. Im letzten Jahr vor der endgültigen Menopause ließ sich nur bei 22,8 Prozent der Zyklen ein Eisprung nachweisen.20
Periode ohne Eisprung – geht das überhaupt?
Die kurze und knappe Antwort lautet: Ja!
Wenn wir über den Menstruationszyklus sprechen, dann geht es eigentlich um das, was Experten als Ovulationszyklus bezeichnen, wobei die Ovulation – der Eisprung – rund zwei Wochen vor Beginn der Periode stattfindet. Es gibt jedoch auch Zyklen ohne Eisprung, die man als anovulatorische Zyklen bezeichnet.
Bei einem Ovulationszyklus löst das schnelle Absinken von Östrogen und Progesteron am Ende der Lutealphase die Menstruation aus. Bei einem anovulatorischen Zyklus haben Sie keine Lutealphase oder Periode, denn ohne den Eisprung wird kein Progesteron produziert. Stattdessen befinden Sie sich in einer verlängerten Follikelphase, in der Sie unterschiedliche Mengen an Östrogen produzieren und an irgendeinem Punkt eine sogenannte anovulatorische Blutung (auch Zwischenblutung genannt) erleben.
Gelegentliche anovulatorische Zyklen sind auch in den fruchtbaren Jahren normal und werden häufig ausgelöst durch Stress, mangelnde Ernährung und Essstörungen, exzessiven Sport und das Absetzen hormoneller Verhütungsmittel. Sie treten auch häufig als Begleiterscheinung des polyzystischen Ovarialsyndroms (PCOS) auf. Anovulatorische Zyklen sind vor allem im Teenageralter und in der Perimenopause üblich, weshalb es durchaus sein kann, dass Sie und Ihr Teenager zur gleichen Zeit mit langen und schweren Blutungen zu kämpfen haben (Randbemerkung: nett zueinander sein hilft). Das liegt daran, dass das Progesteron das Wachstum der Gebärmutterschleimhaut hemmt und die Blutmenge begrenzt, die Sie bei der Periode verlieren. Ohne Progesteron fehlt seine Fähigkeit, die Blutung leichter ausfallen zu lassen.
Bei Zyklen, die kürzer als 21 Tage und länger als 35 Tage sind, besteht eine höhere Wahrscheinlichkeit, dass kein Eisprung stattgefunden hat als bei solchen, die zwischen 21 und 35 Tagen lang sind. Blutungen, die mehr als sieben Tage anhalten oder sehr stark sind oder beides, können auf einen anovulatorischen Zyklus hindeuten. Andererseits kann die Blutung auch schwächer sein als sonst oder ganz normal. Die beste Möglichkeit, um festzustellen, ob ein Eisprung stattgefunden hat oder nicht, ist das regelmäßige Messen der Basaltemperatur, denn nach dem Eisprung steigt diese an. Durch das Aufzeichnen der Basaltemperatur sieht man also, ob und wann ein Eisprung stattfindet.
Während der dominante Follikel weiter wächst und heranreift, steigt der Östrogenspiegel und sorgt dafür, dass sich das Endometrium auf 10–11 Millimeter verdickt und Ihr Gebärmutterhals fruchtbaren Zervixschleim produziert. Die Konsistenz der Zervixschleims verändert sich im Laufe des Zyklus in Abhängigkeit von den Aktivitäten von Östrogen und Progesteron. Es wird Zeiten geben, in denen Sie gar keinen Schleim produzieren und eher „auf dem Trockenen“ sitzen, aber sobald das Östrogen die Bühne betritt, wird Schleim gebildet, der als fruchtbar eingestuft werden kann, denn in ihm können Spermien bis zu fünf Tage überleben. Der erste Schleim, den Sie in einem Zyklus sehen könnten (ich sage bewusst „könnten“, weil dies individuell verschieden ist), ist eher weißlich, cremig und fruchtbar. Wenn Sie also zu diesem Zeitpunkt ungeschützten Verkehr haben, ist eine Empfängnis möglich. Der fruchtbarste Schleim wird produziert, wenn das Östrogen in den Tagen vor dem Eisprung seinen Höchststand erreicht. Er ist durchsichtig, dehnbar und dünnflüssiger und hat in etwa die Konsistenz von Eiweiß. Wenn Sie darauf achten, wie es sich anfühlt, wenn Sie nach dem Toilettengang Papier benutzen, dann werden Sie feststellen, dass es manchmal richtiggehend „flutscht“. Das liegt am Vorhandensein von glitschigem Schleim. Wenn wir älter werden, produzieren wir weniger Zervixschleim, weshalb auch die Anzahl der fruchtbaren Tage im Zyklus abnimmt.
Die Östrogenproduktion bleibt bei älteren Frauen auf dem gleichen Niveau wie bei jüngeren21, tatsächlich kann sie sogar höher liegen.22 Einige Tage vor dem Eisprung erreicht das Östrogen seinen Höchststand, und eine Hormonsequenz wird ausgelöst, die den finalen Wachstumsschub auslöst, den das Follikel benötigt, um die in ihm enthaltene reife Eizelle freizusetzen. Der Wachstumsschub erzeugt eine Ausbeulung auf der Oberfläche des Follikels/Eierstocks, die dann aufbricht, und schon geht die reife Eizelle auf die Reise.
In der frühen Perimenopause sorgen ein höherer FSH-Spiegel und normale bis erhöhte Östrogenwerte dafür, dass der Eisprung früher stattfindet, weshalb sich auch der Zyklus insgesamt verkürzt. Mit der Zeit nimmt die Empfänglichkeit für Östrogen ab und die Botschaften sind nicht immer „laut“ genug. Der LH-Anstieg, der die Ovulation auslöst, verliert seine Regelmäßigkeit, sodass manchmal ein Eisprung stattfindet und manchmal auch nicht. Gleichzeitig reagieren die Follikel weniger stark auf FSH und LH und der Östrogenspiegel beginnt zu sinken, was zu Störungen der Lutealphase und weiteren anovulatorischen Zyklen führt.
Lutealphase: Von der Ovulation bis zur Menstruation
Nach dem Eisprung passiert etwas höchst Erstaunliches und ganz Wunderbares. Der Follikel, der die Eizelle freigesetzt hat, fällt in sich zusammen, färbt sich gelb und wird nun als Gelbkörper oder Corpus Luteum bezeichnet. Die Fähigkeit des Follikels seine Farbe zu ändern, ist sicherlich ein cooler Partytrick – das wirklich Erstaunliche ist jedoch, dass er zudem eine eigene Blutzufuhr entwickelt und sich in eine temporäre Drüse verwandelt, die nun mit der Produktion und Ausschüttung von Progesteron beginnt – dem Hormon, das die zweite Zyklushälfte und eine eventuelle Schwangerschaft unterstützt. Und all das in einem Zeitraum von nur 24 Stunden! Beeindruckend, oder?
Nach dem Eisprung trocknet Ihr Zervixschleim über Nacht ein und verdickt sich. Während fruchtbarer Zervixschleim Spermien auf ihrer Reise zur Eizelle hilft und sie am Leben erhält, ist der nach dem Eisprung produzierte Schleim eher dazu gedacht, den Zugang zu blockieren. Aufgrund der wärmenden Wirkung des Progesterons steigt Ihre Basaltemperatur an, wobei der Anstieg in der Perimenopause langsamer vonstattengehen kann oder nicht mehr so ausgeprägt ist.
In der zweiten Zyklushälfte werden sowohl Östrogen als auch Progesteron produziert, wobei in den fruchtbaren Jahren der Anteil an Progesteron bei Weitem überwiegt. Wenn Sie Ihren Zyklus besser kennenlernen, werden Sie auch merken, wie das Progesteron Ihr Verhalten in der zweiten Zyklushälfte steuert. Haben Sie weniger Lust auszugehen? Das ist das Progesteron, das für Ihre Sicherheit sorgen will, für den Fall, dass in Ihnen ein Embryo heranwächst. Plündern Sie den Kühlschrank? Auch hier sorgt das Progesteron dafür, dass Sie ausreichend Nährstoffe und Kalorien zu sich nehmen, um eine Schwangerschaft zu unterstützen, insbesondere bei mangelnder Proteinzufuhr. Haben Sie gar kein Interesse an einer Schwangerschaft und fragen sich, ob all das trotzdem auf Sie zutrifft? Die Wahrheit ist, Ihre Eierstöcke sind nicht sonderlich an Ihrer Meinung interessiert.
In der Welt der Hormone spielt das Progesteron hinter dem Östrogen