Superpower für die Wechseljahre. Maisie Hill
also tatsächlich die Perimenopause. Sie beginnt häufig in den Vierzigern, kann aber auch schon in den Dreißigern einsetzen. Auch ihre Länge ist unterschiedlich, denn zwischen zwei und zwölf Jahren ist alles möglich. Wären mehr von uns sich der subtilen Anzeichen dieses Übergangs bewusst, würden wir die Signale, die unser Körper sendet, auch viel früher erkennen und könnten so auch viel früher etwas tun.
Zu Beginn stellen Sie vielleicht fest, dass Sie Ihre Regel in kürzeren Abständen bekommen als zuvor und die Blutungen möglicherweise stärker ausfallen. Auch können sich vor Einsetzen der Periode Symptome zeigen wie Nachtschweiß, Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen, Migräne und Brustspannen. All dies sind Vorzeichen, dass Ihr Hormonhaushalt sich verändert und die Wechseljahre beginnen, und sie mehren sich im Laufe der Zeit. Im letzten Stadium der Perimenopause kommt es immer seltener zu einer Blutung und andere Symptome wie Scheidentrockenheit, Gelenkschmerzen und Veränderungen der Blase werden wahrscheinlicher.
Es ist durchaus möglich, dass Sie ohne größere Probleme durch die Perimenopause kommen. Oder es trifft Sie unvermittelt und richtig hart. Manche kommen gut und ohne zusätzliche Hilfe durch diese Zeit, möchten einfach „der Natur ihren Lauf lassen“ und fühlen sich wohl damit. Andere entscheiden sich für eine Hormonersatztherapie und alles, was die moderne Medizin zu bieten hat. Vielleicht stellen Sie auch irgendwann fest, dass Ihre Gefühle und Gedanken darüber, wie Sie mit dem sogenannten „Wechsel“ umgehen möchten, sich verändern. Was am Anfang noch funktioniert, klappt später vielleicht nicht mehr so gut, und was bei Ihrer besten Freundin Wunder wirkt, muss noch lange nicht für Sie gelten.
Und wenn wir schon beim Thema sind: Es gibt keinen Preis dafür, eine Geburt ohne Schmerzmittel zu überstehen, und es gibt es auch keinen dafür, ohne eine Hormonersatztherapie durch die Wechseljahre zu kommen. Wie auch immer Sie am besten durch die Perimenopause kommen möchten – in diesem Buch finden Sie hilfreiche Informationen und Strategien zu verschiedenen Ansätzen.
Im Laufe dieses Prozesses werden sich Ihre Bedürfnisse wahrscheinlich verändern. Es ist vollkommen in Ordnung, wenn Sie ihre Entscheidung, wie Sie ihre Gesundheit und Ihr Wohlbefinden fördern möchten, neu überdenken. Wir sollten weder uns selbst noch andere für die Entscheidungen verurteilen, die wir treffen. Welche Vorgehensweise auch immer Sie wählen, ich möchte, dass Sie sich gut dabei fühlen. Und ich hoffe, dass dieses Buch Ihnen dabei hilft, in Bezug auf Ihre medizinische Versorgung und Ihr Leben eine gute Wahl zu treffen, denn Unentschlossenheit zehrt an den Kräften. Ständig hin und her zu überlegen, was wohl die „richtige“ Vorgehensweise sein könnte, kostet mentale Energie, wovon Sie in diesem Lebensabschnitt – ehrlich gesagt – oft nicht allzu viel haben werden. Ganz zu schweigen davon, dass solche Gedanken Ihnen den Schlaf rauben können, was ebenfalls nicht gerade förderlich ist.
Wenn Sie dieses Buch gelesen haben, verfügen Sie über einen nützlichen Werkzeugkasten an Tipps und Techniken, der Ihnen das Durchleben der Perimenopause – umgangssprachlich als Wechseljahre bezeichnet – und auch der postmenopausalen Jahre – also die Zeit 12 Monate nach der letzten Periode – erleichtern wird. Zu Beginn wird es bei Ihren Überlegungen vor allem um den Umgang mit Symptomen gehen. Sie werden jedoch bald feststellen, dass die getroffenen Entscheidungen auch Auswirkungen auf die nachfolgenden Jahrzehnte haben. Nicht umsonst wird die Perimenopause oft als Zeitfenster beschrieben, das durchaus auch positive Seiten hat, und ich würde mich freuen, wenn Sie das auch so sehen könnten.
Zu den Symptomen der Perimenopause zählen (unter anderem):
• Häufigere oder länger auseinander liegende Perioden (oder eine unvorhersehbare Kombination aus beidem)
• Veränderungen der Blutung – stärker, länger, kürzer, leichter
• Verstärktes prämenstruelles Syndrom (PMS)
• STÄNDIGE GEREIZTHEIT UND WUT
• Schlafstörungen
• Müdigkeit
• Brustspannen
• Kopfschmerzen und Migräne
• Gehirnnebel
• Schlechtes Gedächtnis
• Blähbauch
• Hitzewallungen
• Nachtschweiß
• Mundtrockenheit
• Gelenk- und Muskelschmerzen
• Stimmungsschwankungen, Ängste und Depressionen
• Panikattacken
• Scheidentrockenheit
• Schmerzen bei penetrativem Sex
• Vermindertes sexuelles Verlangen
• Verstärktes sexuelles Verlangen (ja, durchaus auch!)
• Blasenprobleme – unfreiwilliger Harnverlust, Harndrang, häufiger nächtlicher Toilettengang
• Hautveränderungen – Akne, trockene Haut, fettige Haut, Verlust von Straffheit und Elastizität
• Juckende Haut
• Haarausfall oder dünner werdende Haare
• Durchfall, Verstopfung oder beides
Die Wechseljahre bestehen jedoch aus mehr als nur rein körperlichen Symptomen. In der Herbstphase des Lebens werden wir mit Gedanken und Gefühlen konfrontiert, die wir möglicherweise seit Jahren unterdrückt haben. Kreative und sexuelle Impulse können plötzlich auftauchen oder nachlassen, der Drang, sich selbst zu verwirklichen, nimmt möglicherweise zu und es kann die Sehnsucht entstehen, aus dem gewohnten Leben auszubrechen. Hinzu kommt, dass wir zu einer Art wandelndem Pulverfass werden, das aufgrund von Reizbarkeit, Ungeduld und Wut jederzeit in die Luft zu gehen droht. Die Perimenopause ist eine Art Feuertaufe, die uns dazu zwingt, uns selbst, unserer Lebensgeschichte und unserer Zukunft ins Auge zu blicken, und zwar mit einer Intensität, auf die wir meist nicht vorbereitet sind. Dabei wäre das wirklich wichtig, denn so werden die Wechseljahre von etwas, das uns einfach „passiert“, zu einer machtvollen Erfahrung, in der wir uns selbst und unsere Kraft finden.
Der aktuelle Stand der Dinge
In den vergangenen drei Jahren hat sich die Anzahl der Suchanfragen im Internet zum Thema Menopause verdreifacht – und das ist kein Wunder, denn laut der unabhängigen britischen Wohlfahrtsorganisation Nuffield Health befinden sich derzeit in Großbritannien rund 13 Millionen Frauen in der perimenopausalen oder postmenopausalen Phase. Aufgrund des Bevölkerungsanstiegs, der aus der ersten und zweiten Welle der geburtenstarken Jahrgänge resultierte, haben derzeit schätzungsweise mehr als 50 Millionen Frauen und Menschen, denen bei der Geburt das Geschlecht „weiblich“ zugewiesen wurde, in den USA das Durchschnittsalter für die Menopause erreicht.1 Bis zum Jahr 2050 wird sich diese Zahl wohl vervierfachen.2 Dennoch werden die Menge und die Vielfalt der Symptome ebenso wie die Bedürfnisse aller, die sich in der Perimenopause und Postmenopause befinden, weder in der Forschung, noch in der Gesundheitsbildung oder den Ausgaben im Gesundheitswesen abgebildet. Würden Männer mitten in der Nacht schweißgebadet aufwachen, unter kognitiven Störungen leiden und mit eingeschrumpelten Penissen leben müssen, wie viel Geld würde dann wohl bereitgestellt? Es gäbe sicherlich keine weltweiten Engpässe bei der Hormonersatztherapie wie es derzeit der Fall ist. Nach der Menopause bleibt uns schließlich immer noch ein Drittel unserer Lebenszeit, und die Auswirkungen der Hormonumstellung während der Wechseljahre begleiten uns durch all diese Jahre. Im Verhältnis dazu wird viel zu wenig auf diesem Gebiet geforscht.
Da in den vergangenen Jahren Themen wie die Periode und Fehlgeburten in den Vordergrund gerückt sind, beginnt die Menopause gerade erst an Aufmerksamkeit zu gewinnen. Stars wie Michelle Obama, Ulrika Jonsson, Meg Mathews, Louise Minchin und Michelle Heaton haben über ihre Erfahrungen mit der Menopause berichtet und erhielten dafür ein hohes Maß an Lob und Unterstützung. Die Psychologin und Menopausen-Expertin Diane Danzebrink hat die gemeinnützige Organisation Menopause Support (in Großbritannien)