Superpower für die Wechseljahre. Maisie Hill
Periode ein Jahr her ist.
Die Postmenopause ist die Zeit, in der die Periode dauerhaft ausbleibt und Hitzewallungen wahrscheinlicher werden. Sie beginnt 12 Monate nach der letzten Regel. Außerdem nehmen Symptome wie Scheidentrockenheit und Harnwegsinfekte zu. Wir verbringen etwa ein Drittel unseres Lebens in dieser Phase.
Warum es nicht ohne Grund „Wechsel“ heißt
Auch wenn es Forschungsarbeiten zum Alter gibt, in dem die natürliche Menopause in der Regel einsetzt, und zu den dazugehörigen Faktoren, so gibt es doch – wie generell auf dem Gebiet der Frauengesundheit – leider nur wenige Studien zu Verlauf und Dauer der Perimenopause. Manche erleben die Wechseljahre durchaus als positiv; es ist immerhin eine Lebensphase, keine Krankheit oder Störung. Für andere kann sie jedoch verwirrend und überwältigend sein und sich stark auf die Lebensqualität auswirken.
Es gibt kein Patentrezept, wie man am besten durch diese Zeit kommt. Ihre Erfahrung der Perimenopause und der darauffolgenden Jahre wird sehr individuell sein. Und es ist ein Prozess: Kaum haben Sie sich an ein bestimmtes Symptom oder einen Gefühlszustand gewöhnt, ändern sich die Dinge, und das immer wieder. Kein Wunder also, dass wir von den „Wechseljahren“ oder kurz dem „Wechsel“ sprechen. Die Dinge werden unberechenbar und das kann gehörigen Stress verursachen. Aber es ist auch eine Chance, und ich möchte Sie dazu ermuntern, diese Zeit als solche zu sehen (mehr dazu erfahren Sie in Kapitel 6).
Kann mir ein Test verraten, ob ich schon in den Wechseljahren bin?
Die Perimenopause ist keine Krankheit, aber die Diagnose erfolgt in der Regel auf der Grundlage von Anzeichen und Symptomen. Bluttests, bei denen die Hormone bestimmt werden, sind kein zuverlässiger Indikator für die Perimenopause, da der Hormonspiegel von Zyklus zu Zyklus variieren kann und zudem während der Wechseljahre wilden Schwankungen unterworfen ist. In einigen Fällen kann er auch Werte anzeigen, die typisch für die Prämenopause – also den Zeitraum vor den Wechseljahren – sind. Dennoch: Wenn Sie vor Ihrem 45. Geburtstag schon Symptome haben, sollten Sie Ihr Blut untersuchen lassen, da bei Ihnen möglicherweise eine vorzeitige Menopause oder eine vorzeitige Ovarialinsuffizienz (siehe hierzu Seite 369) vorliegt.
Aber wenn es nicht die Perimenopause ist – was ist es dann?
• Schwangerschaft (das kommt häufiger vor, als man denkt)
• Fehlfunktionen der Schilddrüse nehmen mit dem Alter zu und können mit den Wechseljahren einhergehen, aber auch unabhängig davon auftreten. Weil einige Symptome einer Schilddrüsenfunktionsstörung jenen der Perimenopause ähneln, kann es zu Fehldiagnosen kommen. So kamen beispielsweise Ratsuchende zu mir, die unter Gewichtszunahme, depressiven Verstimmungen, veränderter Periode und anderen Zyklusunregelmäßigkeiten litten und überzeugt waren, in den Wechseljahren zu sein. Es stellte sich jedoch heraus, dass die Schilddrüse das Problem war.
• Ein hoher Prolaktinspiegel kann die normale Produktion anderer Hormone und den Eisprung (Ovulation) stören. Ihr Arzt oder Ihre Ärztin wird in der Regel neben anderen Hormonwerten auch Ihren Prolaktinspiegel untersuchen, um auszuschließen, dass das Hormon für die unregelmäßigen Zyklen verantwortlich ist. Ist der Prolaktinspiegel erhöht, müssen Sie einen Schwangerschaftstest machen, um die häufigste Ursache auszuschließen. Außerdem muss die Schilddrüsenfunktion überprüft und ein Hirnscan (MRT) durchgeführt werden, da eine Ursache für einen hohen Prolaktinspiegel das Vorhandensein eines gutartigen Hypophysentumors sein kann, den man als Prolaktinom bezeichnet (diese Tumore schrumpfen häufig in der Menopause).
• Amenorrhoe (das Ausbleiben der Periode) aufgrund von Mangelernährung, Diät, zu viel Sport und Stress.
• Stress hat massive Auswirkungen auf den Zyklus, was uns allen seit Einsetzen des Lockdowns im Jahr 2020 noch einmal so richtig bewusst geworden ist. Wenn Ihr Zyklus sich verkürzt oder verlängert hat, könnte Stress der Grund dafür sein – und er könnte auch viele weitere Symptome ausgelöst haben.
Wenn die Eizellen knapp werden
Früher ging man davon aus, dass der Beginn der Menopause mit dem Vorrat an Eifollikeln zusammenhängt, der unwiderruflich zu Ende geht. Auch glaubte man, dass die veränderte Beziehung zwischen zwei Drüsen in Ihrem Gehirn – dem Hypothalamus und der Hypophyse – eine Folge der nachlassenden Eierstockfunktion sei. Mittlerweile jedoch weist immer mehr darauf hin, dass dies nicht der Fall ist. Stattdessen führen viele Faktoren nach und nach zu einer Dämpfung und geringeren Synchronisation der Kommunikation Ihrer Hormone untereinander und mit Ihrem Fortpflanzungssystem. All das läuft zusätzlich ab, unabhängig davon, was Ihre Eierstöcke sonst so veranstalten (oder auch nicht veranstalten).
Die Kommunikationswege, die zwischen Gehirn, Hypophyse und Hypothalamus in Ihrem Kopf und Ihrem Fortpflanzungssystem bestehen, durchlaufen in den Wechseljahren entscheidende Veränderungen. Bevor wir uns das genauer ansehen, treten wir jedoch zunächst eine Reise zurück in Ihre Teenagerzeit an.
Im Gegensatz zu den heutigen Teenagern hatten Sie vermutlich in Ihrer Jugendzeit kein Handy. Aber der Austausch mit Freundinnen und Freunden war Ihnen sehr wichtig. So wichtig, dass Sie um das Festnetztelefon der Familie herumschlichen und auf die Zeit nach 18 Uhr warteten, wenn die Telefongebühren niedriger waren. Es gab natürlich immer jede Menge Gesprächsstoff bei Ihnen, bei der Freundin oder dem Freund am anderen Ende der Leitung, und manchmal versuchten auch andere Sie zu erreichen. Wenn Ihre Mutter das Telefon blockierte, kratzten Sie Ihr Kleingeld zusammen und gingen zur Telefonzelle an der Ecke, weil sie es gar nicht erwarten konnten, all Ihre Neuigkeiten loszuwerden. Und ja, mir ist bewusst, dass diese Beschreibung mich extrem alt erscheinen lässt. Der Punkt ist, mit Ihrem Hormon- und Fortpflanzungssystem war es seinerzeit nicht anders. Die einzelnen Komponenten waren scharf darauf, miteinander zu kommunizieren, und sie reagierten in hohem Maße aufeinander.
Schauen wir uns nun an, was geschah, als Sie erwachsen wurden. Während des Großteils Ihrer fruchtbaren Jahre war die Kommunikation zwischen Gehirn und Hormondrüsen gut aufeinander abgestimmt und reaktionsfreudig – vergleichbar mit der Zeit, als Sie Ihr erstes Handy bekamen. Damals war es leicht, Freunde zu erreichen, und es nahm wenig Zeit in Anspruch. Anstatt wertvolle Minuten des Handykontos zu vergeuden, verschickte man Signale in Form von einmaligem Klingeln. SMS waren so neu, dass man fast immer direkt antwortete. Mit dem Einsetzen der Perimenopause vergessen wir – bildlich gesprochen – „hormonelle“ Anrufe zu tätigen, selbst wichtige. Man versucht sich den ganzen Tag über zu erreichen, aber erwischt den anderen immer zum falschen Zeitpunkt. Oder Ihr Gegenüber sieht Ihre Nachricht, antwortet aber nicht gleich, weil – seien wir mal ehrlich – er oder sie gerade einfach keine Lust dazu hat. Die Kommunikation zwischen Gehirn, Hormonen und Fortpflanzungsorganen verändert sich – Nachrichten werden nicht so gesendet und empfangen, wie es sein sollte, und das Timing ist aus dem Lot geraten.
Es sind die signifikanten Veränderungen in diesen Kommunikationsschleifen, die vor allem für die Wechseljahre prägend sind, und sie scheinen unabhängig von der nachlassenden Funktion der Eierstöcke einzutreten. Insofern ähnelt die Perimenopause der Pubertät, denn auch sie ist ein Prozess, der vom Hypothalamus gelenkt wird. Die Menopause kommt nicht einfach, weil Ihnen die Eizellen ausgehen.
Nach der Menopause befinden sich in Ihren Eierstöcken immer noch einige verbleibende Follikel – sogar in den Eierstöcken von 70-Jährigen wurden noch intakte Follikel gefunden.8 Und selbst wenn dort noch eine geringe hormonelle Aktivität vorhanden ist, reicht diese zumeist nicht mehr aus, um in der Gebärmutter eine Schleimhautschicht aufzubauen, die zu einer Blutung führen würde. Auch wenn im Alter von 52 Jahren bei rund 4,5 Prozent die Periode nach einer einjährigen Pause wieder einsetzt9 und das mit den Aktivitäten einiger verbleibender Follikel zusammenhängen mag, müssen Sie Ihren Arzt dennoch über jede postmenopausale Blutung informieren. Gehen Sie nicht davon aus, dass es sich einfach nur um eine normale Regel handelt. Jedes Auftreten einer postmenopausalen Blutung sollte abgeklärt werden, da sie ein Warnsignal für Endometriumkrebs sein kann (mehr dazu auf Seite 284).
Die Menopause markiert das endgültige Ende der Zyklusjahre und in der Regel verbringen