Pubertät für Dummies. Michelle Dostal

Pubertät für Dummies - Michelle Dostal


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Zeit sonst schnell »abgehängt« wird.

      Wie Sie einen gesunden Weg der Mediennutzung finden und ihn durchsetzen können, erfahren Sie in Kapitel 10.

      Ein neuer Lebensabschnitt für die ganze Familie

      IN DIESEM KAPITEL

       Die Entwicklung des Gehirns – und was daraus resultiert

       Als Eltern in eine neue Rolle finden

       Geschwisterkinder unterstützen

       Das Zusammenleben organisieren

      Kommt ein Kind in die Pubertät, ändert sich nach und nach für die gesamte Familie sehr viel. Nicht nur der Teenie, auch die Eltern müssen sich in einer neuen Rolle zurechtfinden. Ging es vorher oft um Nähe, Bindung und gemeinsame Quality-Time, müssen sie sich jetzt darauf einstellen, dass ihr Kind viele Freiheiten einfordert und eventuell auch weniger Kontakt haben möchte. Es ist eine ganz schöne Herausforderung, mit diesem Wechsel klarzukommen, manchmal von heute auf morgen.

      Und auch für Geschwister kann es herausfordernd werden. Die jüngere Schwester verliert vielleicht eine wichtige Spielpartnerin und der ältere Bruder muss damit zurechtkommen, dass »die Kleine« jetzt ähnliche Bedürfnisse anmeldet wie er selbst.

      In der gesamten Familie können die Gefühle jetzt immer wieder hochkochen – am meisten aber bei den Teenagern, deren Hormone jetzt für jede Menge Stimmungsschwankungen sorgen. Jetzt kann jedes Wort plötzlich das eine zu viel sein, das für einen Wutausbruch oder einen Weinkrampf sorgt.

      

Lillis Vater hat zurzeit das Gefühl, wie auf rohen Eiern durch die Wohnung zu laufen. Alles scheint falsch zu sein – mal meckert seine Tochter ihn an, weil er sie anlächelt, mal ist sie beleidigt, weil er sie angeblich immer ignoriert. Und egal was er sagt – alles kann jederzeit einen Wutausbruch auslösen.

      Diese Gefühlsschwankungen können Barrieren zwischen Kindern und Eltern aufbauen. Vielleicht merken Sie als Mutter oder Vater, dass es Ihrem Teenie nicht gut geht, haben aber keine Ahnung, wie Sie ihm helfen sollen, denn er lässt Sie nicht an sich heran. Teenager auf ihre Laune anzusprechen, kann genauso falsch sein wie sie zu ignorieren.

      

Nehmen Sie solche Gefühlsausbrüche nicht persönlich, selbst wenn Ihr Kind Sie dabei beleidigt. Natürlich müssen Sie Schimpfwörter nicht kommentarlos über sich ergehen lassen! Trotzdem sollten Sie sich darüber im Klaren sein, dass Ihr Kind sehr wahrscheinlich nur hilflos um sich schlägt. Während eines Wutausbruchs macht Reden keinen Sinn. Warten Sie auf bessere Laune und versuchen Sie es dann noch einmal. Möglicherweise weiß Ihr Kind dann schon gar nicht mehr, was eigentlich los war. Trotzdem ist es wichtig, ihm zu sagen, dass Sie nicht so behandelt werden möchten.

       Gefühlsausbrüche aushalten

      Je nachdem, was ein tobender Teenager einem an den Kopf wirft, ist es nicht leicht, das Verhalten nicht persönlich zu nehmen. Als Eltern können Sie keinen rein professionellen Umgang mit Ihrem Kind haben – dazu sind zu viele Gefühle im Spiel. Ihr Kind ist Ihnen nicht egal, deshalb tut seine Beleidigung weh, auch wenn Sie wissen, dass hier hauptsächlich die Hormone aus ihm sprechen.

      In solchen Situationen hilft Folgendes:

       Machen Sie sich klar, dass die allerwenigsten Probleme auf der Stelle gelöst werden müssen. Kein Streit muss sofort bis zum Ende ausgefochten werden und auch viele Entscheidungen können noch ein wenig aufgeschoben werden.

       Halten Sie Ihre Impulse zu schreien, zu schimpfen oder Vorwürfe zu machen unter Kontrolle. Atmen Sie tief durch, zählen Sie bis zehn und überlegen Sie dann noch einmal, was der vernünftigste nächste Schritt wäre.

       Vergessen Sie nicht, dass dieses Verhalten nur eine Phase ist. Die Pubertät geht vorbei. Und auch innerhalb der Pubertät wird Ihr Kind nicht ständig ausrasten. Sie werden noch viele schöne Momente miteinander haben!

       Was bei Teenagern im Gehirn los ist

      Das Gehirn Ihres Kindes befindet sich in der Pubertät in der größten Veränderungsphase seines Lebens. Es wird komplett umgebaut. Damit sich die kindlichen Denkprozesse den erwachsenen angleichen, müssen sie schneller und effektiver werden.

       Das Gehirn baut sich selbst um

      Während der Kindheit bilden sich ständig neue neuronale Verbindungen im Gehirn. In der Pubertät werden viele wieder aufgelöst. Es wird nur das behalten, was auch gebraucht wird. Die Verbindungen, die bestehen bleiben, werden dafür verstärkt. Am Ende der »Bauarbeiten« funktioniert das Denken schließlich so wie bei erwachsenen Menschen.

      

Leider läuft dieser Prozess im Gehirn nicht überall gleichzeitig ab – damit wäre es wohl auch heillos überfordert. Die einzelnen Gehirnareale sind unterschiedlich schnell fertig. Das führt zu dem bekannten irrationalen, emotionalen und extremen Verhalten der Jugendlichen.

      Zu Beginn werden die Hirnteile optimiert, die für folgende Bereiche verantwortlich sind:

       Bewegungsabläufe

       Wahrnehmung

       Orientierung

       Sprache

      In diesen Bereichen machen Teenager daher die ersten massiven Fortschritte im Vergleich zur Kindheit.

       Gefühle geben den Ton an

      Im Gehirn reift am schnellsten das limbische System, das für die Gefühle verantwortlich ist. Dadurch haben die Emotionen der Teenies für eine ganze Weile das Sagen.

      Der präfrontale Cortex, der für Vernunft, Vorsicht und Weitsicht zuständig ist, wird als Letztes umgebaut. Kein Wunder also, dass Teenager so oft von ihren Gefühlen überwältigt werden und Eltern zum Beispiel den Eindruck bekommen, sie hätten es gerade mit einer Dreijährigen zu tun.

       Wutausbrüche mit knallenden Türen und Beschimpfungen

       irrationale Ängste, zum Beispiel vor dem Versagen

       aggressives Verhalten

       sich ständig von aller Welt missverstanden fühlen

      Dass Jugendliche sich häufig missverstanden fühlen oder das Gefühl haben, andere würden sie nicht mögen, hängt auch damit zusammen, dass ihre Wahrnehmungen von sozialen Interaktionen durch das limbische System gefiltert werden. Eine rationale Bewertung fällt ihnen sehr schwer.

      

Tun Sie es also nicht ab, wenn Ihr Kind Ihnen vorwirft, kein Verständnis aufzubringen. Es kommt ihm wahrscheinlich gerade tatsächlich so vor.

      


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