Ich glaubte immer an die Kraft in mir. Bianca Sissing

Ich glaubte immer an die Kraft in mir - Bianca Sissing


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bis in meine Teenagerjahre hinein, schon als ich längst keine Puppen mehr hatte. Für mich war sie eine Erinnerung an gute Zeiten mit meinem Dad. Manchmal habe ich sie nur angestarrt und mich wieder daran erinnert, wie Dad und ich unsere Zeit genossen haben.

      Ich lebte mit Mom und Dad in diesem Haus und mochte es sehr. Es hatte eine erste Etage, ein Obergeschoss und einen Keller. Wir hatten einen großen Hinterhof mit einem Apfelbaum, einem Pflaumenbaum, einem Gemüsegarten und einer Spielecke mit Sandkasten, einer Schaukel und einer Rutsche. Was hätte sich ein kleines Mädchen sonst noch wünschen können? Ich war viele Stunden draußen, spielte mit meinen Freunden, kletterte auf Bäume oder erntete Gemüse aus dem Garten. Sogar im Winter haben wir uns alle unsere Schneeanzüge und Stiefel angezogen und spielten draußen. Wir bauten Schneeberge, Iglus oder bewarfen uns mit Schneebällen. Ich erinnere mich, dass ich zwei Spielgefährten aus dem Nachbarhaus hatte. Zumeist spielten wir in unserem Hinterhof.

      Ich erinnere mich, dass ich als kleines Mädchen in meinen Leggings, im Trikot und den Slippers zum Kunstturnen ging. Ich war immer die Größte in der Gruppe und irgendwann sagten sie, dass ich für das Kunstturnen zu groß sei. Meine Mom fuhr mich hin und holte mich hinterher wieder ab. Manchmal fuhren wir zur Autowäsche. Das war eine, bei der man im Auto sitzend durchfahren konnte. Ich liebte das. Ich beobachtete jedes Detail, wie sich die Seifenblasen um die Fenster herum bewegten und wie die riesigen Bürsten um das Auto herumtanzten. Das war ein beliebtes, kleines Vergnügen für uns. Es war eine Autowäsche von fünf Minuten, doch die gab uns fünf Minuten absoluten Getrenntseins von der äußeren Welt.

      Ich erinnere mich, dass ich zum Tanzunterricht gegangen bin. Ich hatte Jazztanz, Modern Dance und Steppen belegt. Ich war ein sehr körperbetontes aktives Kind und liebte Laufen, Springen, Tanzen, Gymnastik und Sport. Ich erinnere mich, dass wir in einer meiner Tanzgruppen für eine Aufführung übten, eine Show für unsere Familien und Freunde. Das Thema waren die Care Bears, Kinderkarikaturen und Rollen aus einem Buch und einem Trickfilm. Ich war der Sonnenscheinbär. Zu Hause hatten wir keine Nähmaschine, also waren wir auf Hilfe von außen angewiesen. Wir fragten eine Nachbarin, die eine sehr gute Schneiderin war und einen Entwurf für mein Care-Bear-Kostüm machte. Es war das beste Care-Bear-Kostüm, das ich je gesehen habe. Als die anderen Kinder und Eltern es sahen, fragten sie, ob wir es professionell hätten anfertigen lassen. Ich war so stolz auf mein Kostüm und hegte und pflegte es jahrelang. Ich war es nicht gewohnt, etwas so Besonderes zu haben, das nur für mich gemacht worden war.

      Ich erinnere mich, dass ich Samstag- und Sonntagmorgens zur italienischen Bäckerei hinter unserem Haus ging, um frisches Brot zu kaufen, das noch ofenwarm war. Ich erinnere mich, dass ich mit meinem Dad auf dem Heimweg nach der Schule manchmal zu dem Donut-Shop ging, um einen besonderen Leckerbissen zu erwerben. Ich kann mich noch gut daran erinnern, was ich meistens bekam: meinen Lieblings-Donut mit regenbogenfarbigen Streuseln. Ich liebte die Kombination des weichen Teiges mit dem knusprigen Biss der Streusel.

      Ich erinnere mich an die Tapete in meinem Zimmer. Da waren die Schlümpfe drauf. Ich hatte eine ganze Wand voller Schlümpfe, ich liebte sie. Wenn ich morgens aufwachte und bevor ich abends schlafen ging, habe ich sie ewig lange angestarrt. Ich habe mir Schlumpfgeschichten ausgedacht und mir vorgestellt, wie es wohl in ihrem Dorf aussieht.

      Ich erinnere mich, dass ich mit meinem Dad zum Erdbeerpflücken ging. Wir fuhren aufs Land hinaus, wo die Erdbeerfelder lagen. Stundenlang haben wir unsere Körbe gefüllt. Und zum Schluss hatte ich überall rote Flecken von den Erdbeeren. Ich erinnere mich, dass ich mit meiner Mom losgefahren bin, um neue Nachbarschaften auszukundschaften, und dass wir im Auto mit dem Radio um die Wette gesungen haben. Manchmal sind wir einfach nur drauflos gefahren, ohne Ziel. Die Reise war das Ziel. Es ging darum, jeden Augenblick zu genießen und jeden Moment neu zu entdecken. Wir sind gefahren und unserem Instinkt gefolgt. Rechts oder links, das war eine spontane Entscheidung. Und den Rückweg haben wir aus unserer Erinnerung und Intuition gefunden. Ich liebte diese Ausflüge. Da war kein Stress, da waren keine Sorgen, einfach nur der Genuss des Augenblicks.

      Wir hielten uns viel in der Küche auf, ob wir nun kochten, am Tisch gearbeitet haben oder einfach nur dasaßen und redeten. Eines Tages kochten wir eine Suppe zum Mittagessen. Wie gewöhnlich wollte ich helfen, wie es jede Fünfjährige möchte. Ich fasste den Topf am Griff und wollte ihn vom Herd zur Esstheke stellen. Er war voller und schwerer, als ich erwartet hatte. Der Topf kippte zur Seite und die kochend heiße Suppe schwappte auf meine Beine und Füße und verbrannte mich augenblicklich. Die Suppe allein hätte vermutlich eine örtliche Hautverbrühung ergeben. Aber leider trug ich an dem Tag einen Rock und eine Nylonstrumpfhose. Sobald die heiße Suppe mit meiner Strumpfhose in Kontakt kam, schmolz diese und verschmolz mit meiner Haut. Mom reagierte intuitiv. Das Nächste, woran ich mich erinnere, waren extreme Schmerzen. Meine Mom musste die Strumpfhose, die mit meiner Haut verschmolzen war, abreißen. Ich bin sicher, du kannst dir vorstellen, was dann passierte. Achtung! Wenn dir schnell schlecht wird, dann lies die nächsten Sätze vielleicht lieber nicht. Als meine Mutter die Strumpfhose abriss, ging die oberste Hautschicht, die mit dem Nylon verschmolzen war, mit ab.

      Meine Mom musste das tun, während alles noch relativ heiß und beweglich war. Wenn sie gewartet hätte, dann wäre alles noch schlimmer geworden. Also sammelte Mom all ihren Mut zusammen und tat, was sie tun musste. So, ab hier kannst du weiterlesen. Danach legte sie sofort ein feuchtes Tuch über meine verwundeten Beine, um die Luft und die Bakterien abzuhalten, damit die Haut feucht bleibt.

      Mom rief dann im Krankenhaus an und die wiesen sie sofort an, das Nylon zu entfernen, sonst würde die Brandwunde noch schlimmer. Glücklicherweise war sie bereits ihrer Intuition gefolgt. Ein paar Minuten später kamen die Sanitäter. Sie verteilten eine Salbe auf meinen Beinen und Füßen, legten Verbände an und wir fuhren ins Krankenhaus. Verbrennungen zweiten Grades. Danke Mom, für deine Rettungsaktion. Am Anfang mussten die Bandagen jeden Tag erneuert werden, was sehr schmerzhaft war, weil die Verbände manchmal klebten. Zum Glück habe ich ein gesundes Immunsystem und ein schneller Heilungsprozess setzte ein. Nach ein paar Jahren waren glücklicherweise alle Brandnarben vollkommen abgeheilt, und niemand hätte je vermutet, dass ich Verbrennungen zweiten Grades gehabt hatte. Nach diesem Unfall hielt ich lange Zeit Abstand vom Herd.

      Und dann erinnere ich mich auch noch an das Brüllen und Schreien, das Kämpfen und Weinen, erinnere mich an das Zuknallen von Türen und an das Herumschleudern von Gegenständen, die durch den Raum flogen. Solange ich zurückdenken kann, hatten meine Eltern eine Beziehung, die manchmal lief und manchmal nicht. Sie liebten sich beide wirklich sehr. Es schien einfach die falsche Zeit in ihrem Leben gewesen zu sein, zu der sie sich trafen. Mein Vater, ein Mann mit einem großen, liebenden Herzen, der bereit war, für die, die er liebte, die Welt zu retten, und der doch manchmal in seinen Gedanken gefangen war, fand nicht immer die richtigen Worte und den Mut, sich auszudrücken. Meine Mutter, eine warmherzige und fürsorgliche Frau, die sich danach sehnte, ihre Liebe zu verströmen und Liebe zu empfangen, war auch ein emotionales und unstabiles Chaos.

      Es schien so, als hätten ihre Stärken ein perfektes Zusammenspiel ergeben können. Doch es kam anders. Leider gewannen ihre Schwächen die Überhand. Sie versuchten, sich in meiner Gegenwart nicht zu streiten und anzuschreien, doch das hat nicht immer geklappt. Das Verrückteste, was durch den Raum flog, war – soweit ich mich erinnere – eine heiße Tasse Kaffee. Zum Glück verfehlte sie meinen Vater um ein paar Zentimeter und traf die Wand hinter ihm. Es blieben Kaffeeflecken zurück, die noch viele Jahre lang zu sehen waren.

      Irgendwann, erinnere ich mich, lebte mein Dad nicht mehr mit uns zusammen. Meine Eltern glaubten, dass es besser sei, getrennt zu leben, vielleicht würden sie sich dann weniger streiten, sich besser verstehen, und ich würde nicht mehr länger Zeuge ihres Unfriedens. Also blieben Mom und ich im Haus und Dad fand eine Wohnung. Ich war damals sechs Jahre alt.

      Im Krankenhaus

       »Den Charakter eines Menschen kann man daran erkennen, wie er diejenigen behandelt, von denen er glaubt, dass sie nichts für ihn tun könnten, denn jeder kann etwas für jemand anderen tun.«

      Mom und ich lebten in dem Haus in der Branstone Road noch etwa ein Jahr, nachdem Dad ausgezogen war. Dann zogen wir innerhalb von zwei Jahren zweimal um. Dad zog dann in das Haus zurück, in die Souterrainwohnung, und vermietete den oberen Teil des Hauses.


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