Draußen abtauchen. Uwe Habenicht

Draußen abtauchen - Uwe Habenicht


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1.3Kulturelles Erleben

       2.Auf der Grenze – Paul Tillich

       3.Ein Streifen Fruchtland – Rainer Maria Rilke

       4.Anwesend im intermediären Zwischenraum – Hartmut Raguse

       5.Die berühmteste Blockhütte der Welt

       6.Das Buch der Natur

       7.Affektives Betroffensein

       8.Religion – Gefühle mit der Autorität unbedingten Ernstes

       9.„Beherrschende Wahrnehmungsqualitäten“

       10.Verhalten aus Betroffensein

       IV.Freestyle Religion in der Natur

       1.In Gottes Gegenwart abtauchen

       2.Leibliche Gewissheit der Gegenwart Gottes als Zielpunkt von Freestyle Religion in der Natur

       3.Andere Orte, andere Zeiten – schwitzen, frieren, sich aussetzen Freestyle Religion jenseits der Bequemlichkeit

       V.Praxis

       1.Religion in der Natur erleben: Waldkirche

       2.Allein in der Natur meditieren

       2.1Atmosphären meditieren

       2.2Naturelemente meditieren

       Anmerkungen

       Literatur

       Vorweg

      Dieses Buch über Religion und Natur wurde leider nicht in einer abgelegenen Berghütte bei Kerzenschein geschrieben. Es entstand nicht weitab von den gesellschaftlichen Auseinandersetzungen um eine angemessene Klimapolitik, den politischen Krisen, die weltweite Migrationsbewegungen auslösen, und dem kirchlichen Relevanzbröckeln in der Corona-Zeit. Ganz im Gegenteil. Obwohl dieses Buch sich dem scheinbar zeitlosen Thema Natur zuwendet, zielt es – und das werden die folgenden Seiten hoffentlich zeigen – ins Zentrum der Überlebensfrage nach unserem Verhältnis zur Natur, und es zielt zugleich ins Zentrum von Theologie und Kirche, die sich allzu lange mit ihrer vermeintlichen Lebensdeutungskompetenz von Natur- und Leiberfahrungen fernhielten.

      „Theologie ist mehr und anderes als gedachtes und gedeutetes Leben.“1 Nicht mehr, aber auch nicht weniger, soll dieses Buch zeigen.

      Lässt sich Gottes Gegenwart in der Natur erfahren? Und was folgt daraus? Das ist die zentrale Frage, um die es im Folgenden gehen wird. Unser festgefügtes Welt-, Selbst- und Gottesverständnis könnten dabei ins Wanken geraten. Denn wenn Gott (in der Natur) erscheint, kommen wir nicht umhin, uns auf den Sog, den Riss und den Bruch einzulassen, den Gottes Gegenwart erzeugt.

      Mit dem Abschluss dieses Buches geht ein langgehegter Wunsch in Erfüllung und ein langer Weg zu Ende. Sachlich führe ich mein Nachdenken über die „Konturen des Neuen“, also über zeitgemäße Spiritualität, weiter. Dabei knüpfe ich an das Ballastabwerfen im „Leben mit leichtem Gepäck“ und an die Grundlegung für eine „Freestyle Religion“ an, um der Erfahrung der Gegenwart Gottes in der Natur näher zu kommen

      In klaren langen Mondnächten, in denen ich an diesem Buch schrieb, lag oft auf den Appenzeller Hügeln vor meinem Fenster und auf den in der Ferne sichtbaren Dächern St. Gallens ein mildes Licht. Ich hoffe, dass etwas von diesem Licht auch zwischen den Zeilen dieses Buches hindurchscheint und darin die alles gründende Gegenwart unseres Gottes spürbar wird – ohne Worte und ohne Sprache mit unhörbarer Stimme.

      Gewidmet ist dieses Buch den Kolleginnen und Kollegen in St. Gallen, mit denen ich in den vergangenen Jahren so unglaublich abenteuerlustig die „Konturen des Neuen“ vermessen durfte.

      St. Gallen/Rehetobel im Frühjahr 2022

      Uwe Habenicht

       Intro

      1.Abtauchen

      unter der linde

      am feldrand

      warte ich

      hoffnungsvoll

      mit

      leeren händen

      da löst sich

      vom ast

      ein blatt

      schwebt

      mir in

      denschoß

      und

      ich

      t

      a

      u

      c

      h

      e

      hinein

      Wann habe ich das zum letzten Mal gemacht: in ein Buch abzutauchen und selbstvergessen bei mir zu sein in einer anderen Geschichte?

      Und wann versank ich zum letzten Mal im Sternenhimmel, in einer Blumenwiese, im Rauschen eines Baches?

      Ist die Natur ein Buch, in dessen Seiten man einfach abtauchen kann? Welche Geschichte lesen wir darin? Ist es die Geschichte der Nähe Gottes?

       Praxis: Mit den Sinnen eintauchen

      Einen Baum suchen und darunter sitzen

      mit geöffneten

      leeren Händen.

      Was fällt in die Sinne?

      Der Stille mit all ihren Unterbrechungen zuhören

      und dazu die Augen schließen.

      Den Luftzug um die leeren Hände bemerken –

      ebenfalls mit geschlossenen Augen.

      Die Augen öffnen: mit weichem Blick in die Ferne schauen.

      Dann im Stehen etwas Duftendes oder Riechendes

      aus der nahen Umgebung in die Hände nehmen,

      zerreiben


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