Seitensprungkind. Regula Brühwiler-Giacometti

Seitensprungkind - Regula Brühwiler-Giacometti


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keine Autos auf der Straße gab. Ich habe einen Tretroller geschenkt bekommen, hätte aber lieber ein Fahrrad gehabt. Aber unter uns Kindern haben wir dann öfter unsere Vehikel ausgetauscht und ich konnte des Öfteren auch Rad fahren.

      In der Primarschule verlief alles bestens, obwohl ich viermal einen Lehrerwechsel hatte. Ich wurde aber immer von allen gemocht, war für mich das Wichtigste war. Wiederum schaffte ich es, der Liebling von meinem Turnlehrer und von meinem Musiklehrer zu sein. Ich weiß nicht, wie ich das immer anstellte. Es kam so weit, dass mich mein Musiklehrer unbedingt bei der Schulabschlussfeier ein Solo singen lassen wollte. Es war mir so peinlich, denn ich war der Meinung, dass ich nicht so gut singen konnte. Meine Mami behauptete sogar, dass ich falsch sang. Aber wie gesagt: Es tat mir unheimlich gut, so geschätzt zu werden. Es war Balsam für meine Seele.

      Ich hatte erfahren, dass ich mit meinem Fleiß viel Akzeptanz erntete. Das spornte mich weiter an. Ich wollte dann instinktiv immer die Beste und der Liebling von allen sein. Was mich dazu trieb, war mir als Kind absolut unbewusst, aber heute ist mir alles klar, wenn ich Folgendes bei Dr. Bonus lese:

      „Jeder Fehler, den es macht, und schlimmer, jeder seiner Fehler, den ein anderer bemerkt, weist das Kind nicht auf diesen betreffenden Fehler hin, sondern erinnert es sofort daran, dass es selbst ein Fehler in dieser Welt ist. Das bedeutet, mit den Augen des Kindes gesehen, dass es versucht, keinen Fehler mehr zu machen.“ (Bonus, 2008)

      Es verlief alles gut, ich ging meinen Weg und wurde immer unabhängiger. In der Zwischenzeit hatte sich mein Bruder als ein sehr schwieriges Kind entpuppt und bündelte die volle Aufmerksamkeit meiner Eltern, die ich zwischenzeitlich nicht mehr so benötigte. Ich konnte mich in der Schule entfalten und verwirklichen, was mir eigentlich genügte. Zudem wurde ich immer als die brave und folgsame Tochter wahrgenommen, während Reto der böse Sohn war. Eigentlich habe ich es geschafft, auch in der Familie der Liebling zu sein, währenddessen der leibliche Sohn jeweils hintanstehen musste: Was wollte ich noch mehr?

      Dann kam die Zeit, als sich die Übertrittsfrage bezüglich der oberen Schulstufe stellte. Mein Lehrer war klar der Meinung, dass ich unbedingt das Gymnasium besuchen sollte, da ich das Potenzial hätte, später einmal ein Studium anzugehen. So begann ich im Alter von 12 Jahren die erste Klasse des Gymnasiums, Abteilung Literarisch, da ich zusätzlich noch Latein belegte. Meine Begeisterung für das Lernen war immer noch vorhanden, aber die Anforderungen wurden immer größer und ich musste mir langsam überlegen, welches Ziel ich erreichen wollte. Was wollte ich später studieren?

      Mein größter Wunsch war es damals, Tierärztin zu werden. Dies bedeutete aber, dass noch ein langer Weg vor mir lag und ich noch jahrelang studieren müsste. Langsam kamen Zweifel auf. Wollte ich wirklich so lange über den Büchern brüten? Wollte ich nicht schon früher unabhängig sein und meinen Weg gehen können?

      Mein Papi wollte unbedingt, dass ich einmal studieren sollte. Er unterstützte mich auch sehr bei den Schulaufgaben und ermutigte mich immer wieder. Trotzdem, es wurde mir auf einmal zu viel. Aber was wollte ich werden bzw. erlernen? Ich wusste es nicht. Vielleicht sollte ich einen Beruf wählen, bei dem ich meine Sprachbegabung einsetzen konnte? Da kam mir ein Infoabend der Swissair gerade gelegen, bei dem der Beruf der Flugbegleiterin vorgestellt werden sollte. Voller Begeisterung besuchte ich den Vortrag, musste aber leider ernüchtert feststellen, dass die Hauptaufgabe der Stewardess darin bestand, den Passagieren auf dem Flug Essen und Getränke zu servieren und ihre Wünsche von den Lippen abzulesen. Nein, das war nicht das, was ich machen wollte. So stand ich da und ich wusste nicht weiter.

      Da es nun klar war, dass ich nicht studieren wollte, begann ich mit 15 Jahren auf Empfehlung meiner Mami eine Handelsschule. Obwohl ich immer betont hatte, dass ich nie in einem Büro arbeiten möchte, ließ ich mich von ihr überreden. Es handelte sich um eine private Handelsschule mit sehr gutem Ruf und der damaligen Gewissheit, dass für alle diejenigen, die die Prüfungen bestanden, eine Stelle in einer Bank zugesichert sei.

      Die Abschlussprüfungen habe ich schließlich mit dem Prädikat „sehr gut“ bestanden, sah mich jedoch nicht als Bankangestellte. Wie für viele Jugendliche, war auch für mich die Zeit der Berufswahl eine schwierige Zeit. Man weiß nicht, in welche Richtung man gehen soll, ob man dann auch die richtige Entscheidung trifft. Schließlich kennt man in diesem Alter die Zukunft noch nicht und weiß somit nicht, wofür man sich entscheiden soll. Zudem gab es in den Siebzigerjahren noch keine staatliche Berufsberatung, man war vollends auf sich selbst gestellt. Ich war nun 17 Jahre alt und stand an einem Wendepunkt in meinem Leben.

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