Wild Guide Österreich. Hansjörg Ransmayr
in Meterabständen ohne jedes Zeremoniell begraben. In einem hölzernen Aufnahmehäuschen wurde stets ein Sarg bereitgehalten, um bei gegebenem Anlass Wasserleichen schnell unter die Erde zu bringen. Wegen Überschwemmungen, Eisstößen und der Erweiterung des Alberner Hafens musste der Friedhof immer wieder renoviert und zuletzt auch etwas versetzt werden. 1940 fand hier die letzte offizielle Beisetzung statt. Seit damals werden unbekannte Tote aus der Donau auf Kosten der Stadt Wien auf dem Zentralfriedhof begraben. Jeden ersten Sonntag nach Allerheiligen hält der Fischereiverein Albern hier eine Gedenkfeier ab. Auf einem Floß wird ein symbolischer Grabstein mit der Inschrift
„Den Opfern der Donau“ mit Kerzen und Kränzen geschmückt und der Donau anvertraut.
Anfahrt: Autobahn A4 Richtung Schwechat, Ausfahrt 228, links ab auf Zinnergasse, weiter auf Freudenauer Hafenstr., rechts ab auf Alberner Hafenzufahrtsstr., im Industriegebiet links ab auf Molostr. bis Friedhof.
2 Toter Grund
Dieser ehemalige Donau-Altarm in der Nähe der Steinspornbrücke wurde ganz bewusst als Auwald-Relikt erhalten. Seit 1986 ist der Tote Grund nach dem Wiener Naturschutzgesetz als Naturdenkmal geschützt. Heute weist das auf der südlichen Seite der Donauinsel gelegene, etwa 1000 m lange und 200 m breite Gewässer eine Wasserfläche von circa 2,6 ha
und eine Wassertiefe von etwa 2 m auf, ist stromabwärts mit der Neuen Donau verbunden und durch eine Schwelle vor Wasserabfluss bei geringem Wasserstand gesichert. Uralte Weiden und Pappeln haben hier ein dschungelartiges Feuchtbiotop geschaffen, welches zahlreichen Tieren und Pflanzen des vormaligen Überschwemmungsgebiets einen idealen Lebensraum bietet. Viele Wege und Trampelpfade führen durch das besonders im Frühling eindrucksvoll wu-chernde Dickicht. Mit etwas Glück bekommt man hier seltene Käfer, Laubfrösche, Sumpfschildkröten, Ringelnattern,
Kormorane, Graureiher und auch Biber zu sehen. Unüber-
sehbar ist jedenfalls, wie der Nager mit seinen scharfen Zähnen dem Baumbestand auf den Leib rückt.
Anfahrt: Südosttangente A23, Ausfahrt Kagran, donauabwärts Raffineriestr., bei Steinspornbrücke parken, über Brücke zum beschilderten Wanderweg .
3 Vienna Watersports Arena
Die eindrucksvolle urbane Arena gilt als eine der modernsten Wassersportanlagen Europas. Ursprünglich als Bundesleistungszentrum für den Wildwassersport und als Olympia-stützpunkt für die österreichischen Kanuten gedacht, kann die Anlage auch von Freizeitsportlern genutzt werden.
Je nach Ambition kann man hier Kajakschnupperkurse buchen, auf eigene Faust den Kanal mit dem Kajak befahren, sich zusammen mit Gleichgesinnten ins Raftingboot setzen oder aber nur die Beachvolleyballplätze benutzen. Wer den Wildwasserkanal beschwimmen möchte, sollte sich allerdings sorgsam seine Route einprägen, da die Wassertiefe an manchen Stellen recht gering, die Strömung hingegen ganz schön herausfordernd ist.
Auf Wunsch kann man sogar die Zeit nehmen lassen oder sich in Wettkämpfen mit seinen Freunden messen. Gerade im Sommer wird hier jede Menge Action geboten, die man als Aktiv- oder Passivsportler genießen kann. Die perfekte Infrastruktur mit Ausrüstungsverleih, Beschallungsanlage, Zeitnahme, Wechselkabinen, Duschen, Toiletten und
Gastronomie lässt keine Wünsche offen
(www.viennawatersportsarena.at).
Anfahrt: Südosttangente A23, Ausfahrt Kagran,
donauabwärts Raffineriestr., bei Steinspornbrücke parken, über Brücke zur Anlage.
4 Lobau und Nationalpark-Donauauen
Das Auengebiet der Lobau liegt an der östlichen Wiener Stadtgrenze, ist Teil des „Nationalparks Donauauen“ und erstreckt sich nördlich der Donau entlang ihres linken Ufers zwischen Wien und der Grenze zur Slowakei. Die Lobau ist 22 km2 groß und wird vom Forstamt und Landwirtschaftsbetrieb der Stadt Wien betreut und genutzt. Apropos genutzt: Seit etwa 1929 erfreuen sich die Altarme und Lacken der Lobau bei den Anhängern der Freikörperkultur großer Beliebtheit.
Allenthalben stößt man in der Lobau auf Reminiszenzen, die an die napoleonischen Schlachten erinnern. In der Schlacht bei Aspern im Mai 1809 musste der siegessichere Feldherr seine erste Niederlage überhaupt einstecken. Nach der Schlacht zog sich Napoleon in die Lobau, damals eine zwischen den Donauarmen liegende Insel, zurück.In der Nacht zum 5. Juli 1809 errichteten die Franzosen mehrere Brücken, setzten innerhalb weniger Stunden mit 150 000 Mann über und schlugen die österreichische Armee in der Schlacht bei Wagram. Heute ist die Lobau durch zahlreiche Wanderwege erschlossen, u. a. durch den Naturlehrpfad Obere Lobau, der am Nationalpark Eingang Dechantweg startet.
Anfahrt: Südosttangente A23, Ausfahrt Kagran,
donauabwärts Raffineriestr. bis Abzweig Biberhaufenweg, Parkplatz nach 200 m rechts .
5 Lobau, Dechantlacke
Während Donauinsel und Alte Donau mit besserer Bade-Infrastruktur locken, überzeugt die zum Nationalpark Donauauen gehörende Lobau durch ihren im wahrsten Wortsinne natürlichen Charme. So richtig beliebt als Naherholungsgebiet und Bade-Oase wurde die Lobau nach dem Ersten Weltkrieg durch die Eröffnung der Straßenbahnlinie 317. Jetzt konnte jedermann mühelos aus der nahen